Pharmazie
Eine effizientere
Therapie für Patienten mit Morbus Parkinson verspricht
sich Dr. Gudrun Ulm aus Kassel von den COMT-Hemmern
Tolcapon und Entacapon, mit deren Neueinführung in
diesem Jahr zu rechnen ist. Hoffnungen setzt die
Medizinerin auch in die Einführung der beiden
Dopamin-Agonisten Pramipexol und Ropirinol, die
möglicherweise besser verträglich sind als das
Ergolinderivat Cabergolin. Ebenfalls in den
Startlöchern, werde vermutlich künftig auch Budipin zur
Steigerung der Lebensqualität des Parkinsonpatienten
beitragen, so Ulm auf einer Veranstaltung der
Parkinson-Vereinigung Ende März in Hamburg.
Nach wie vor werden Patienten mit Morbus
Parkinson initial mit der Kombination aus L-Dopa und
Decarboxylasehemmer therapiert. Dabei wird L-Dopa
überwiegend durch das Enzym Catechol-O-Methyltransferase
(COMT) verstoffwechselt. Tolcapon und Entacapon gehören
zu der neuen Substanzklasse der COMT-Hemmer, die geeignet
sind, die L-Dopa-Wirkung zu verlängern und zusätzlich
L-Dopa-sparend zu therapieren. Gerade im Hinblick auf
Spätsymptome, vor allem Fluktuationen und Dyskinesien,
rechne sie mit einer deutlichen Besserung der
Beschwerden, so Ulm. Inwieweit Tolcapon und Entacapon in
der Frühkombination einzusetzen sind, müßten weitere
Studien zeigen.
Vorteile im Wirkungs- und Nebenwirkungsprofil verspricht
Ulm sich von den neuen Dopamin-Agonisten Pramipexol und
Ropirinol, die im Gegensatz zu dem gängigen
Dopamin-Agonisten Cabergolin keine Ergolinderivate sind.
Die Chefärztin der Paracelsus-Klinik in Kassel
begrüßte die Tatsache, daß somit in absehbarer Zeit
neben Bromocriptin, Lisurid, Pergolid und
Dihydroergocriptin drei weitere dopaminerge Agonisten zur
Verfügung stehen. Die Chancen für den Patienten, das
für ihn am besten geeignete Präparat zu finden,
erhöhen sich damit. Hoffnungen setzt sie außerdem auf
die Einführung von Budipin. Das Biperidinhydrochlorid
Budipin sei in die üblichen Kategorien der
Parkinsonmedikamente nicht einzuordnen. Es zeichne sich
nicht nur durch eine gute Dämpfung des Ruhetremors aus,
sondern habe bei guter Verträglichkeit auch positive
Wirkungen auf Rigor und Akinese.
Ulm verwies auf Schwierigkeiten in der Diagnose.
Abgesehen von Spezialuntersuchungen wie Fluor-Dopa-PET
und Rezeptorbindungsstudien, die jedoch nur an wenigen
Kliniken und hier im wesentlichen zu wissenschaftlichen
Zwecken durchgeführt werden, gebe es keine biochemischen
Tests oder apparative Untersuchungen, die die Diagnose
Parkinson frühzeitig sichern können. Man müsse sich
auf die Wahrnehmung erster Symptome konzentrieren. Dabei
spiele die Ansprechbarkeit des Patienten auf
L-Dopa-Präparate eine entscheidende Rolle.
Die Referentin hob hervor, daß sich Depressionen bei
Morbus Parkinson nicht nur als Begleiterscheinung
entwickeln, s
ondern bereits erstes
Symptom der Erkrankung sein können. Es gebe Patienten,
die über Jahre ohne Erfolg psychotherapeutisch behandelt
und einer adäquaten Therapie erst viel zu spät
zugeführt würden. Allein durch eine gut eingestellte
Parkinsontherapie bessere sich die depressive
Symptomatik.
PZ-Artikel von Christiane Berg, Hamburg
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