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Baby-Hautpflege: ungenutzte Chance für die Apotheke?

14.04.1997  00:00 Uhr

- Pharmazie

  Govi-Verlag

Baby-Hautpflege: ungenutzte Chance für die Apotheke?

  Im letzten Jahr gaben deutsche Eltern mehr als 1,2 Milliarden DM für die Körperpflege ihrer Babys aus. Ein stattlicher Betrag, den die Kunden bislang jedoch zu etwa 80 Prozent in Drogerie- und Verbrauchermärkten lassen. Den Apotheker scheint das kaum weiter zu tangieren, so jedenfalls war der Eindruck, den eine Testkäuferin in Apotheken gewann. Hier muß sich etwas ändern, war die einhellige Meinung von Referenten und Vertretern pharmazeutischer Fachzeitschriften, die sich in Frankfurt zu einem Presseworkshop der Firma Hans Karrer Dermatologie trafen.

Die Neurodermitikerin Dr. Birgit Marschner hat sich die Mühe gemacht. Sie erwartet in wenigen Wochen Nachwuchs. So besuchte sie 20 Apotheken in Essen und fragte nach der geeigneten Pflege für sich und ihr Baby. Das Ergebnis dieser sicher nicht repräsentativen Umfrage war enttäuschend. Meist wurde sie an Haut- und Kinderärzte verwiesen. Babypflegeprodukte, so war vereinzelt die Antwort, könne man in großer Auswahl aus Drogeriemärkten beziehen.

Genauso traurig sieht dann auch der Anteil aus, den Apotheken am Gesamtumsatz für Babypflege halten. Da Kinderpflegeprodukte nicht separat erfaßt werden, liegen hierfür keine Daten vor. Nur 6,6 Prozent, also etwa 80 Millionen DM des 1,225-Milliarden-Kuchens entfallen auf die Apotheken. Das sind im Durchschnitt pro Apotheke lächerliche 3600 DM Umsatz pro Jahr, veranschaulichte der Vorsitzende der Gesellschaft für Dermopharmazie, Apotheker Dr. Joachim Kresken, der die Veranstaltung moderierte. Dabei ist offensichtlich, daß der Beratungsbedarf der Kunden gerade auf diesem Sektor ständig zunimmt - Beratung, die sie in Drogeriemärkten nicht finden können. Jeder zweite erwartet darüber hinaus vom Apotheker eine unaufgeforderte Empfehlung oder einen Hinweis auf weitere Produkte, führte Kresken an.

Hautprobleme treten zunehmend bereits im Baby- und frühen Kindesalter auf. Das atopische Ekzem, das sich in mehr als der Hälfte aller Fälle bereits im ersten Lebensjahr und bei fast 90 Prozent der Betroffenen vor dem sechsten Lebensjahr manifestiert, ist auf dem Vormarsch. Eltern wünschen sich hier Beratung und Hilfe.

Eindrucksvoll belegte Dr. Dietrich Abeck, Privatdozent an der Dermatologischen Klinik und Poliklinik am Biederstein der Technischen Universität München, die Zunahme an Neurodermitispatienten anhand einer Studie, die in Aberdeen durchgeführt wurde. Die Arbeitsgruppe untersuchte über einen längeren Zeitraum Schulkinder aus verschiedenen Stadtteilen und verzeichnete von 1964 bis 1989 eine Steigerung der atopischen Ekzeme von 5,3 auf 12 Prozent. Von 1989 bis 1994 beobachteten die Forscher eine weitere Zunahme auf 17,7 Prozent. Für Deutschland liegen vergleichbare Studien erst ab 1991 vor, der Trend ist jedoch ähnlich.

Wie aber können die Apotheker sich dieses Kundenpotential erschließen? Schaut man sich die Umsätze in der Babypflege an, so kann man feststellen, daß der Bereich Körperlotionen für Babys bisher fast komplett an den Apotheken vorbeiging. Sonnenpflegeprodukte für Babys hingegen, die 1995 noch einen Apothekenanteil von unter 2 Prozent ausmachten, wurden im letzten Jahr schon zu fast 22 Prozent aus Apotheken bezogen.

Dieser erfreuliche Anstieg ist sicher auf drei Faktoren zurückzuführen: Zum einen warnen immer mehr Ärzte und Medien vor der Gefahr von Sonnenbränden speziell im Kindesalter. Sonnenschutz bedeutet heute aktive Gesundheitsprophylaxe. Zweitens bieten die Hersteller von apothekenexklusiven Sonnenschutzmitteln seit kurzem auch verstärkt Baby- und Kindersonnenschutz an. Der dritte Punkt ist, daß die Apotheker und ihre Mitarbeiter in den letzteni Jahren ein enormes Wissen auf diesem Sektor erworben haben und dies auch gut in der Beratung umsetzen. Warum also machen die Apotheker nicht auch die Pflege der Baby- und Kleinkinderhaut zum Thema? So wie der LSF (Lichtschutzfaktor) heute in aller Munde ist, können auch Kürzel wie TWL (Transepidermaler Wasserverlust), Lipidgehalt und Hydrationswerte zu Schlagwörtern werden, mit denen sich Eltern an ihren Apotheker wenden.

PZ-Artikel von Susanne Poth, Wiesbaden    

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