Neue Alternative für Hausstaub-Allergiker |
01.04.2002 00:00 Uhr |
von Eva Melzer, München
Bei der Behandlung der Hausstaubmilben-Allergie steht die Allergenkarenz an erster Stelle. Neben Encasings oder synthetischen Pestiziden gibt es nun eine Alternative: ein Spray, das Extrakte des Neembaums enthält.
Mit frühmorgendlichen Niesattacken und Hustenanfällen macht sich das Problem oftmals bemerkbar: Der Patient reagiert allergisch auf die Ausscheidungen der Hausstaubmilbe. Vorzugsweise leben die kleinen Spinnentiere in Teppichen, Polstermöbeln und vor allem Matratzen, wo sie sich von menschlichen Hautschuppen ernähren. Ausgelöst wird die Reaktion der Betroffenen durch eine Überempfindlichkeit gegen Eiweißstoffe im getrockneten Kot der Tiere. Mittlerweile zählen allergisch bedingte Erkrankungen des Respirationstraktes, vor allem Asthma bronchiale, zu den häufigsten Erkrankungen im Kindesalter, berichtete Professor Dr. Wolfgang Petro, Bad Reichenhall, kürzlich bei einer Pressekonferenz von Hexal in München.
Die Hausstaubmilbe gilt als wichtigstes, ganzjährig vorhandenes "In-door-Allergen". Bei der Behandlung des Allergikers steht die Meidung des Allergens im Vordergrund. Neben der Umhüllung von Matratzen mit Schutzüberzügen (Encasings) - laut Petro die effektivste Maßnahme - oder der Bekämpfung der Milben mit synthetischen Pestiziden (Akarizide) gibt es nun eine weitere Möglichkeit, sich die Plagegeister vom Leib zu halten. Ein Spray (Milbiol®) mit einem standardisierten Pflanzenextrakt aus dem Neembaum (Azadirachta indica), gelöst in Isopropanol, soll gleichmäßig auf Matratzen und Polstermöbel aufgesprüht werden.
Der Neembaum gehört zur Familie der Meliaceae. Er ist in tropischen und subtropischen Regionen Asiens, Afrikas sowie in Nord- und Südamerika beheimatet. Das Öl aus den grüngelben Steinfrüchten des bis zu 40 Meter hohen, wild wachsenden Baumes enthält als wichtigste Komponente Bitterstoffe vom Triterpentyp, so genannte Limonoide. Unter ihrem Einfluss verweigern die Milben die Nahrungsaufnahme und verhungern, erklärte Professor Dr. Heinz Rembold aus München. Zudem hemmen Azadirachtine die Bildung von Verpuppungs- und Entwicklungshormonen, wodurch die Metamorphose der Tiere unterbrochen wird.
Die Wirksubstanzen, die für Mensch und Säugetiere als völlig ungefährlich beurteilt werden, dringen in die Textilien ein und sollen die Spinnentiere dezimieren. Eine wiederholte Behandlung der Textilien nach vier bis sechs Wochen reicht laut Rembold für etwa ein Jahr aus.
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