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Richtige Hautpflege beugt Dekubitus vor

22.03.2004  00:00 Uhr

Richtige Hautpflege beugt Dekubitus vor

von Kerstin A. Gräfe, Dresden

Druckgeschwüre stellen eines der größten Probleme in der Pflege älterer Menschen dar. Allerdings sollte es mit dem heutigen medizinischen und pflegerischen Wissen gar nicht erst soweit kommen: In einer aktuellen Studie mit dem Pflegeöl Sanyrène® konnte die Dekubitus-Inzidenz um nahezu die Hälfte reduziert werden.

„In Deutschland leiden schätzungsweise 500.000 Menschen an einem behandlungsdürftigen Dekubitusgeschwür“, sagte Dr. Andreas Fischer, Oberarzt am Evangelischem Geriatrie-Zentrum in Berlin, auf einer von Urgo unterstützten Veranstaltung. Dabei handle es sich in der Regel um ältere Menschen, die auf Grund ihres „multimorbiden Zustandes“ bettlägerig sind , infolgedessen sich ein Druckgeschwür entwickelt. Erschwerend käme hinzu, dass bei diesen Patienten durch die vorliegende, meist chronische Grunderkrankung die physiologische Reservekapazität des Körpers bereits erschöpft ist.

Um die Entstehung eines Druckgeschwürs zu vermeiden, komme der Prophylaxe eine entscheidende Bedeutung zu. Pflegerische Maßnahmen wie das Einfetten der Haut und die regelmäßige Mobilisierung des Patienten gehörten trotz allgemein beschränkter Zeitbudgets immer noch zur Grundpflege der Patienten und müssten sorgfältig ausgeführt werden. Kommt es dennoch zur Ausbildung eines Dekubitalulcus, müsse dieses fachgerecht behandelt werden: Druckentlastung, Abtragung oberflächlicher Nekrosen (Débridement), gegebenenfalls Infektionsbekämpfung und Wundbehandlung.

Risiko um die Hälfte reduziert

Aktuelle Daten zum Einfluss von Hautpflegemitteln auf die Dekubitusprophylaxe stellte Dr. Denis Colin, Ärztlicher Direktor des Zentrums für neurologische Rehabilitation in Le Mans, Frankreich, vor. Im Rahmen der observativen, multizentrischen GIPPS-Studie (Geriatric Incidence and Prevention of Pressure Sores) wurde an 36 geriatrischen Abteilungen das Auftreten von Druckgeschwüren bei Krankenhauspatienten untersucht. Dabei wurden nur Zentren ausgewählt, die einen bestehenden Standard für die Dekubitus-Behandlung nachweisen und ausreichende Mittel zur Dekubitusprophylaxe für alle Patienten zur Verfügung stellen konnten.

Die Patienten hatten bei Studienbeginn kein Druckgeschwür, waren jedoch gemäß gängiger Skalen (Norton, Angers, Braden) einem hohen bis sehr hohen Dekubitusrisiko ausgesetzt. Insgesamt nahmen 1121 Patienten mit hohem (64,1 Prozent) oder sehr hohem (34,9 Prozent) Dekubitusrisiko und einem mittleren Alter von 84,7 ± 8,1 Jahren teil. Zu einem hohen Prozentsatz wiesen sie kardiovaskuläre (63,4 Prozent) oder neuro-psychiatrische Begleiterkrankungen (88,8 Prozent) auf, 91,6 Prozent litten zudem an einer Inkontinenz.

 

Dekubitus-Stadien Um eine fachgerechte Versorgung des Dekubitus zu gewährleisten, hat sich die Einteilung in Stadien I bis IV bewährt. Diese Stadien sind international gültig und dienen als Hilfsmittel zur Wunddokumentation und zur Wundbeurteilung.
  • Stadium I: Nicht wegdrückbare, umschriebene Hautrötung bei intakter Haut. Weitere klinische Zeichen können Ödembildung, Verhärtung und eine lokale Überwärmung sein.
  • Stadium II: Teilverlust der Haut. Epidermis bis hin zu Anteilen des Coriums sind geschädigt. Der Druckschaden ist oberflächlich und manifestiert sich klinisch als Blase, Hautabschürfung oder flaches Geschwür.
  • Stadium III: Verlust aller Hautschichten und Schädigung oder Nekrose (abgestorbenes Gewebe) des subcutanen Gewebes. Der Dekubitus zeigt sich klinisch als tiefes, offenes Geschwür.
  • Stadium IV: Verlust aller Hautschichten mit ausgedehnter Zerstörung, Gewebsnekrose oder Schädigung von Muskeln, Knochen oder unterstützenden Strukturen wie Sehnen oder Gelenkkapseln.

 

Alle Patienten wurden mit einer Spezialmatratze versorgt und regelmäßig mobilisiert, 47,8 Prozent verwendeten dabei eine Unterlage aus Gel oder Schaumstoff. 41,6 Prozent der oft mangelernährten älteren Menschen erhielten Nahrungsergänzungsmittel.

Zur Hautpflege wurden 35 Prozent der Patienten mit dem Pflegeöl Sanyrène behandelt, das zu 60 Prozent aus hyperoxygenierten Fettsäuren der Linolsäure besteht. Bei weiteren 25 Prozent wurden unspezifischen Pflegemittel, bei den übrigen 40 Prozent keine Pflegemittel verwendet.

Dabei zeigte sich nach einem Beobachtungszeitraum von zwei Monaten, dass Sanyrène die Inzidenz von Dekubitalulcera am Kreuzbein um mehr als die Hälfte reduzierte. So traten bei 16,3 Prozent der Gruppe ohne Pflegemittel und bei 15,6 Prozent der mit unspezifischen Mitteln behandelten Gruppe Geschwüre auf. Dagegen entwickelten in der Sanyrène-Gruppe nur 7,3 Prozent einen Ulcus. Der genaue Wirkmechanismus sei bislang nicht geklärt, allerdings hätten frühere Untersuchungen gezeigt, dass Sanyrène die Mikrozirkulation des Gewebes im Liegebereich (Kreuzbeinregion) verbessert, sagte Colin.

Weiterhin zeige die Studie, dass eine gemischte Inkontinenz ein signifikant höheres Dekubitusrisiko birgt als eine alleinige Urininkontinenz (17 Prozent versus 9,9 Prozent) und das Auftreten eines Dekubitus eng mit der Risikoabschätzung korreliert. So entwickelten Patienten, die zu Studienbeginn ein sehr hohes Dekubitusrisiko hatten, signifikant häufiger ein Geschwür als Patienten mit einem lediglich hohem Risiko (20,6 Prozent sehr hoch versus 13,2 Prozent hoch). Top

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