Pharmazie
Die perorale Anwendung von
Beta-Carotin-Präparaten zum Schutz vor Sonnenschäden
ist nicht erst seit gestern bekannt und vor allem bei
Sonnenempfindlichen beliebt, um sich angemessen auf den
Urlaub auf Mallorca, Teneriffa oder an einem anderen
Sommerreiseziel vorzubereiten. Der in Laienkreisen
offenbar entstandene Eindruck, daß dies die dermale
Anwendung von Sonnenschutzmitteln überflüssig macht,
ist jedoch falsch, betont Professor Dr. Hans Konrad
Biesalski von der Universität Hohenheim.
Gegen die Empfehlung einer zeitlich begrenzten
Beta-Carotin-Einnahme als solche sei nichts einzuwenden.
Die Vitamin A-Vorstufe habe durchaus positive Effekte auf
die Haut. Aber "Beta-Carotin schützt nicht vor
Sonnenbrand und ersetzt damit keineswegs die Anwendung
cutaner Sonnenschutzmittel", so Biesalski bei der
56. Zentralen Fortbildung der Hessischen
Landesapothekerkammer am 9. März in Gießen.
Richtig sei, daß die Konzentrationen von in der Haut
gespeichertem Beta-Carotin unter Sonneneinstrahlung
deutlich abnehme und daß man dem durch
Beta-Carotin-Zufuhr entgegenwirken können. Richtig sei
auch, so die Ergebnisse aus eigenen Untersuchungen, daß
bei Personen, die mit der Vitamin-A-Vorstufe behandelt
wurden, in den ersten sechs Tagen der Sonnenbestrahlung
die Rotwerte der Haut niedriger waren als in der
Placebogruppe. Allerdings mit folgenden Einschränkungen:
Die besseren Rotwerte wurden nur bei Hauttyp 1 und 2, das
heißt bei weniger empfindlichen Personen, erreicht, und
auch nur dann, wenn gleichzeitig ein
Sonnenschutzpräparat (LSF 15) angewendet wurde.
Weitere positive Aspekte des Beta-Carotins: Es bewirkt
einen Anstieg der Langerhans-Zellen in der Epidermis, die
durch Sonnenlicht reduziert werden; der Sonneneffekt sei
dadurch zwar nicht aufzuheben, aber abzubremsen, so
Biesalski. Darüber hinaus wirkt das Provitamin A der
UV-induzierten Reduktion von Recall-Antigenen in der Haut
entgegen.
"Keine Nebenwirkungen" sind laut Biesalski -
wie im übrigen bei allen Vitaminen - nur bei der Zufuhr
physiologischer Dosen zu erwarten. Für Beta-Carotin
heißt das: 1 bis 3 mg pro Tag über die Nahrung. Bei zum
Teil praktizierten Dosierungen bis 30 mg/d oder höher
handele es sich eindeutig um therapeutische Mengen, bei
denen auch das Risiko von Nebenwirkungen gegeben sei. In
diesen Fällen seien die gleichen Kriterien wie für
Pharmaka anzuwenden: klare Indikationsstellung und
zeitlich begrenzte Anwendungsdauer.
PZ-Artikel von Bettina Schwarz, Eschborn
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