Pharmazie
Im Verlauf der Atherosklerose
entwickelt sich eine ausgeprägte endotheliale
Dysfunktion durch verminderte Freisetzung von
Stickstoffmonoxid (NO). Nitrate als exogene NO-Donoren
unterscheiden sich jedoch in ihrer endothelprotektiven
Wirkung. Besonders vorteilhaft scheint hier
Pentaerithrityltetranitrat (PETN) zu sein, wahrscheinlich
aufgrund fehlender Toloranzentwicklung. Untersuchungen
zur Akutwirkung von intravenösem PETN deuten darauf hin,
daß es sich auch zur Akuttherapie beim Myokardinfarkt
eignet.
Die endogene NO-Bildung ist ein wichtiger
antiatherosklerotischer und endothelprotektiver
Mechanismus, der durch therapeutische NO-Donoren wie
Nitrate gestützt werden kann. Versuche bei
cholesterolgefütterten Kaninchen haben gezeigt, daß die
Gabe des NO-Präkursors L-Arginin die Plaquebildung
reduziert und die endothelabhängige Relaxation
verbessert. Eine Verbesserung der endothelabhängigen
Relaxation unter L-Arginin - gemessen an der Arteria
brachialis - ist auch beim Menschen nachgewiesen.
Hemmt man die endogene NO-Bildung bei mit Cholesterol
gefütterten Kaninchen mit L-NAME
(Nitroargininmethylester), so wird die Plaquebildung im
Vergleich zu L-NAME-unbehandelten Kontrolltieren
gesteigert. Verschiedene exogen zugeführte NO-Donoren
zeigen jedoch unterschiedliche Effekte, wie Dr. G. Kojda,
Düsseldorf, herausfand.
Zwei Gruppen von Tieren wurden mit einem
Cholesterolfutter ernährt. Gleichzeitig mit der
Fütterung wurde in einer Gruppe mit der Gabe von PETN,
in der Vergleichsgruppe mit der Gabe von
Isosorbidmononitrat (ISMN) begonnen. Unter PETN konnte
die Entwicklung von atherosklerotischen Plaques um 10 bis
20 Prozent vermindert und die endothelabhängige
Relaxation signifikant verbessert werden. PETN schützt
das Endothel offenbar vor schädlichen
atherosklerotischen Einflüssen. ISMN zeigte dagegen
keine derartige Wirkung. Eine Erklärung dafür ist
möglicherweise, daß sich unter PETN im Gegensatz zu
ISMN keine Toleranz entwickelt.
PETN beim akuten Infarkt
Durch intravenöse Gabe von Nitraten kann die
Überlebensrate beim akuten Myokardinfarkt positiv
beeinflußt werden. Drei Partialwirkungen sind dafür
verantwortlich, wie Dr. Th. Hohlfeld, Düsseldorf,
ausführte: Die Infarktgröße wird durch Optimierung der
Sauerstoffbilanz begrenzt, dem ventrikulären Remodelling
wird vorgebeugt. Für Nitroglycerin ist darüber hinaus
nachgewiesen, daß die Thrombozytenaktivität abnimmt;
nachteilig sind hier beim akuten Myokardinfarkt jedoch
die hypotensive Wirkung und die damit verbundene
reflektorische Tachykardie.
Obwohl PETN ein Langzeitnitrat ist, induziert es bei
intravenöser, akuter Anwendung nur eine kurzfristige
Hypotonie und reflektorische Tachykardie. Die Substanz
ist deshalb gut steuerbar und eignet sich für die
Anwendung beim akuten Myokardinfarkt.
PZ-Artikel von Angelika Bischoff, Gräfelfing
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