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Neue Tumortherapeutika: Hoffnung bei Brustkrebs

24.01.2000  00:00 Uhr

- Pharmazie Govi-Verlag

PHARMACON DAVOS

Neue Tumortherapeutika:
Hoffnung bei Brustkrebs

von Ulrich Brunner, Davos

In den 90er Jahren starben in den USA und Kanada deutlich weniger Frauen an Brustkrebs. In Deutschland haben heute vor allem Frauen im Alter unter 50 Jahren eine bessere Prognose, berichtete Professor Dr. Kurt Possinger von der Charité Berlin. Auf 43.000 Neuerkrankungen pro Jahr kommen in Deutschland 18.000 Todesfälle.

Die Diagnose Brustkrebs bedeute also nicht automatisch das Todesurteil, so Possinger. Zu den entscheidenden Risikofaktoren zähle neben familiärer Disposition, Körpergröße und Lebensweise das Alter. Während unter 30-jährigen Frauen nur eine von 2525 an einem Mammakarzinom erkrankt, trifft es bei den 80-Jährigen jede Zehnte. "Bei unserer Bevölkerungsentwicklung wird die Inzidenz in den nächsten Jahren weiter steigen", prognostizierte der Mediziner. Leider seien die meisten Risikofaktoren von der Natur vorgegeben. Possinger brachte die primäre Prävention daher auf einen einfachen Nenner: Übergewicht vermeiden und Sport treiben.

Ob und wann Brustkrebs-Patientinnen mit Zytostatika, Strahlen oder Hormonen behandelt werden sollten, dafür sind eine ganze Reihe klinischer Parameter entscheidend. "Wir therapieren heute sehr individuell und Prognose-orientiert", berichtete der Referent. Entscheidende Parameter seien unter anderem die Tumorgröße, der histologische Befund und das Alter. Der behandelnde Arzt müsse jedoch auch abklären, ob es sich um einen Hormon-sensitiven Tumor handelt und inwieweit bereits die Lymphknoten befallen sind. Erst dann könnten die Patientinnen in verschiedene Risikogruppen eingeteilt werden.

Die Behandlung mit Hormonen sei derzeit zu Unrecht in den Hintergrund geraten, kritisierte Possinger. "Wir erzielen bei Rezeptor-sensitiven Turmoren mit Tamoxifen heute sehr gute Ergebnisse." Außerdem sei die Therapie wesentlich besser verträglich. Tamoxifen zählt zu den selektiven Estrogen-Rezeptormodulatoren (SERM).

In neueren Studien war die Substanz in einigen Patientengruppen den Zytostatika sogar überlegen, berichtete der Onkologe. Inzwischen prüfe man den Einsatz der SERM sowohl als Monotherapeutikum als auch in Kombination mit Zytostatika bei behandelten und nicht vorbehandelten Patientinnen. Nachteile der SERM-Therapie: Patientinnen, die Tamoxifen erhielten, litten verstärkt unter einem Endometriumkarzinom. Zudem kann der Wirkstoff die Blutgerinnung stören. Vorteile erhoffe man sich daher von Raloxifen, sagte Possinger. Das SERM der zweiten Generation ist bislang zur Osteoporosetherapie zugelassen.

In ersten klinischen Studien mit Brustkrebspatientinnen sprach Raloxifen gut an, und das ohne den negativen Effekt auf das Endometrium, berichtete der Referent. Allerdings könne es auch hier zu Gerinnungsstörungen kommen.

Als Newcomer in der Onkologie stellte Possinger das in Deutschland noch nicht zugelassene Herceptin vor. Die Substanz hemmt spezifische Tumorfaktoren. Aber auch hier sei eine enge Indikationsstellung nötig, da Herceptin nur bei HER2-positiven Tumoren anspreche, und zudem zu schwerwiegenden Nebenwirkungen am Herzen führen könne.

Die Chancen, in Zukunft Brustkrebs erfolgreich zu bekämpfen, seien da, fasste Possinger zusammen. Aber das komplexe Repertoire an Hormonpräparaten, Antikörpern und neuen Zytostatika gehöre in die Hand erfahrener Spezialisten. Top

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