Imiquimod bei intraanalen Feigwarzen erprobt |
01.01.2001 00:00 Uhr |
Seit rund eineinhalb Jahren bereichert Imiquimod die Therapieoptionen von anogenitalen Feigwarzen (Condylomata acuminata). Jetzt kündigt sich ein neues Einsatzgebiet an: Auch bei intraanalen Kondylomen profitierten Patienten von der immunmodulierenden Wirkung des Arzneistoffs. Das ergaben zumindest erste Untersuchungen.
Intraanale Feigwarzen sind meist der Beginn eines langen Leidensweges. Die Diagnose wird häufig auf Grund der versteckten Lage der Viruspapillome erst spät gestellt. Außerdem sind unangenehme Untersuchungen und eine oftmals schmerzhafte Therapie mit postoperativen Beschwerden an der Tagesordnung, sagte Dr. Markus Schommer von der Medizinischen Hochschule Hannover auf einer Pressekonferenz in Offenbach. Hinzu kommt, dass derart lokalisierte Feigwarzen häufig rezidivieren, weitere Eingriffe werden also nötig.
Die Arbeitsgruppe um Schommer hat fünf männliche Patienten nach der zum Teil wiederholten Abtragung von ausgedehnten intraanalen Kondylomen über drei bis vier Monate dreimal wöchentlich mit eigens dafür hergestellten Imiquimod-Zäpfchen behandelt. Jedes Zäpfchen enthielt durchschnittlich 5,2 mg Imiquimod, eingearbeitet in eine Hartfett-Grundlage. Um zu verhindern, dass das Suppositorium in die Rektumampulle hochgleitet, wurde ein Mullstreifen in das Zäpfchen eingearbeitet.
Die Teilnehmer der Ministudie haben das Zäpfchen nach den Ausführungen Schommers gut vertragen. In einem Fall kam es zu einem leichten Erythem mit Schmerzen, so dass die Behandlung für eine Woche unterbrochen werden musste. Die Dermatologen rund um Schommer beobachteten die Patienten über zehn Monate nach. Bei keinem flammten die intraanalen Kondylome erneut auf, so die ersten ermutigenden Ergebnisse.
Imiquimod (AldaraÒ 5%ige Creme) hat zwar in vielen klinischen Studien seine Wirksamkeit bei anogenitalen Kondylomen bewiesen, sein Wirkmechanismus ist aber noch nicht in allen Einzelheiten geklärt. Offensichtlich stimuliert das Immunsystems gegen virale Erreger, was bei Infektionen mit humanen Papillomaviren bei vielen Patienten nicht spontan stattfindet.
Studien haben ergeben, dass sechs bis spätestens 16 Wochen nach Beginn einer Imiquimod-Behandlung in Biopsiematerial aus behandelten Arealen die mRNA-Konzentration für die Zytokine Interferon-a und Interferon-g siginifikant erhöht ist. Die Viruslast in den behandelten Arealen nahm um durchschnittlich 90 Prozent ab. Vergleichbare Daten finden sich generell bei immunologischen Prozessen, die einer Abwehr von Virusinfektionen dienen. So ähnelte das Expressionsmuster eines Patienten und Placebo, bei dem es ohne Behandlung mit Imiquimod im Untersuchungszeitraum zu einer Spontanheilung kam, dem von Verum-Patienten.
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