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Hilfen für trockene Augen

03.06.2002  00:00 Uhr

Pharmacon Meran 2002

Hilfen für trockene Augen

Bei einer Konjunktivitis gibt es keine Blickdiagnosen. Verschiedene Ursachen können brennende, tränende und gereizte Augen auslösen. Auch das Sicca-Syndrom, die Keratokonjunctivitis sicca, beruht nicht nur auf einer verminderten Bildung von Tränenflüssigkeit, sondern kann vielfältige Ursachen haben. Dr. Lars Frisch von der Universitätsaugenklinik in Mainz riet dringend zum Besuch beim Augenarzt, bevor der Patient eigenmächtig mit Augentropfen und -salben herumprobiert.

"Das Sicca-Syndrom ist eine Erkrankung der Augenoberfläche", erklärte der Arzt. Auch wenn man äußerlich dem Auge nichts ansieht, können die Patienten erheblich am "trockenen Auge" leiden. Schmerzhaft sind Aufbrüche der Hornhautepithelschicht. Als häufigstes Symptom beschreiben Patienten ein Sandkorn-, also Fremdkörpergefühl und brennende Augen, vor allem nachmittags und abends. Vermehrtes Tränen im Freien und bei Wind, Augentrockenheit, erhöhte Lichtempfindlichkeit und ein Druckgefühl in der Augenhöhle können ebenfalls Anzeichen sein. Die Prävalenz sei schwer bestimmbar, zeigte Frisch an einigen Untersuchungen. Man geht von 10 Prozent bei Männer zwischen 55 und 60 Jahren und etwa 30 Prozent bei Frauen der gleichen Altersgruppe aus.

Der Tränenfilm besteht nicht nur aus Wasser. Die Becherzellen produzieren eine Mucinschicht, die dem Hornhautepithel aufliegt. Darauf folgt eine wässrige Schicht, deren allzu schnelle Verdunstung von einer Lipidschicht gestoppt wird. Alle drei Phasen können beim Sicca-Syndrom gestört sein.
Welche Ursachen liegen zu Grunde? Das Sjögren-Syndrom entsteht durch eine Insuffizienz exogener Drüsen, was zu einem Mangel an Tränenflüssigkeit, Speichel und Gelenkschmiere führt. Erst seit knapp zwei Jahren gibt es eine perorale Therapie mit Pilocarpin-Tabletten. Sehr häufig stößt man bei der Befragung des Patienten auf Umwelteinflüsse, berichtete Frisch: trockene Luft im Büro, Bildschirm- und Lesearbeit. Typisch ist daher der Begriff des "Office-eye-syndrome".

Fündig wird man ebenfalls bei der Medikamentenanamnese: Tri- und tetrazyklische Antidepressiva, Neuroleptika, Anticholinergika und Antiandrogene können Beschwerden auslösen. Im Gegensatz zur früheren Ansicht kann die Hormonersatztherapie bei Frauen in der Menopause langfristig ein Sicca-Syndrom eher hervorrufen als dämpfen. Bei einer Entzündung der Lidränder (Blepharitis) wird die Lipidschicht nicht oder nur unzureichend gebildet. Den massiven Beschwerden begegnet man mit Antibiotika (Polymyxin B, Erythromycin oder Bacitracin) oder kurzfristig mit Steroiden. Auch mechanische Ursachen, zum Beispiel ein hängendes Lid nach Facialisparese, können zum trockenen Auge führen.

Eine kausale Behandlung ist in der Regel nicht möglich. In der Rangliste der Therapeutika stehen Polymer-haltige Tränenersatzmittel ganz oben. Bei einer milden Symptomatik setzt man eher niedrigviskose "künstliche Tränen" ein, die bis zu viermal täglich getropft werden. Sind die Beschwerden ausgeprägter, helfen höherviskose Präparate mit Zellulosederivaten, die bis zu stündlich appliziert werden können. In schweren Fällen setzen die Ärzte in Mainz auf Hyaluronsäure-haltige Präparate, die als Medizinprodukte eingestuft sind.

Da Konservierungsmittel zelltoxisch wirken, sollte man auf Konservierungsmittel-freie Präparate umsteigen, sobald der Patient häufiger als viermal täglich tropft. Tipp vom Experten: Künstliche Tränen müssen mindestens eine Woche lang appliziert werden, bevor ein Effekt deutlich wird. Eventuell lohnt sich ein Wechsel des Präparates, wenn der Patient keine ausreichende Linderung spürt. Ausdrücklich warnte Frisch vor den "Weißmacher-Tropfen", die von vielen Patienten sehr geschätzt werden, da sie erweiterte Gefäße rasch verengen. Bei häufiger Anwendung lösen sie reaktive Hyperämien aus. Im Extremfall entsteht sogar ein Glaukom. Sein Tipp: Wenn ein "rotes Auge" nicht bis zum nächsten Tag abklingt, sollte der Patient unbedingt zum Augenarzt gehen.

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