Stand-by kommt vor Prophylaxe |
18.04.2005 00:00 Uhr |
So besteht etwa in Ländern wie Tansania oder an der Küste Kenias das Malariarisiko das ganze Jahr , während es in Indien mit der Regenzeit schwankt. »Wenn das ganze Jahr über ein Übertragungsrisiko vorhanden ist, heißt das immer Chemotherapie«, sagte Professor Dr. Thomas Weinke vom Klinikum Ernst von Bergmann, Potsdam. Ist das Risiko wie in Südostasien, Mittel- und Südamerika gering, werde zu Stand-by-Präparaten geraten, um »keine potenziellen Erkrankungen durch eine Chemotherapie einzukaufen.«
Zur Expositionsprophylaxe dienen Repellents mit den Wirkstoffen DEET oder Bayrepel, mit Permethrin imprägnierte Moskitonetze sowie das Tragen langärmeliger, heller, imprägnierter Kleidung. Wer die Chemie ablehnt, könne die Mücken auch mit Citronella abhalten. Doch: »Die Halbwertszeit ist sehr kurz, die Wirkung hält nur 10 bis 15 Minuten vor, dann gilt es, wieder neu aufzutragen«, warnte der Tropenmediziner. Im Gegensatz dazu schützten die chemischen Repellents einige Stunden lang und seien auch für Kinder zu empfehlen. Keine Studie belege dagegen die Wirkung von Vitamin B oder Knoblauch.
Während es in der Chemoprophylaxe mit Chloroquin und Pyrimethamin/Sulfadoxin immer mehr Resistenzen gibt, sei Mefloquin »eine gute Waffe«. Mit der Einnahme müssen Reisende mindestens eine Woche vor Reisebeginn anfangen und sie vier Wochen nach Rückkehr fortzusetzen. Dies ist bei Malarone®, der Kombination von Atovaquon und Proguanil, nicht nötig: Hier können Last-minute-Reisende noch einen Tag vor Abreise beginnen, müssen die Tabletten allerdings nicht nur einmal pro Woche, sondern täglich einnehmen. Daher richte sich die Auswahl auch nach der zu erwartenden Compliance. Die WHO empfiehlt zudem Doxycyclin zur Prophylaxe, das in Deutschland dafür jedoch nicht zugelassen ist. Hier müsse zudem die UV-Sensibilisierung bedacht werden, so der Referent. Riamet® mit Artemether und Lumefantrin werde nur zur Therapie eingesetzt und diene daher wie Mefloquin (Lariam®) und Malarone als Notfallmedikation.
Auch vor Reisen ins europäische Ausland müssen Grundimpfungen wie Tetanus und Diphtherie gegebenenfalls aufgefrischt werden (alle zehn Jahre). Zu den häufigen Reiseinfektionen zählen Hepatitis A (und B) sowie Typhus. »Östlich der Oder und südlich der Alpen geht das Risiko für Hepatitis A hoch«, sagte Weinke. Einen ausreichend hohen Antikörpertiter hätten hier zu Lande jedoch allenfalls die über 60-Jährigen. Vor einer Erkrankung und ihren möglichen Komplikationen wie Leberzirrhose schützen können sich jüngere Reisende mit Impfstoffen (Havrix®, Vaqta® oder Havpur®), die nach der ersten Dosis eine weitere nach sechs bis zwölf Monaten erfordern, um einen 10-Jahres-Schutz zu erreichen. Dennoch empfiehlt der Mediziner auch Last-minute-Reisenden die Impfung, da die Schutzwirkung schon früh einsetze. Möglich ist auch die kombinierte Impfung gegen Hepatitis A und B. Da letztere hoch infektiös ist, hat die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts seit 1996 die Impfung in den allgemeinen Impfkalender aufgenommen.
Eine Impfung gegen Typhus wird bei Reisen unter einfachen hygienischen Bedingungen in Endemiegebieten empfohlen, das heißt, in den indischen Subkontinent, Südostasien und einige nordafrikanische Länder wie Ägypten und Libyen. Eine Expositionsprophylaxe sei aber stets erforderlich, da sowohl der parenterale als auch der perorale Impfstoff keinen vollständigen Schutz bieten (70 Prozent Schutzrate).
Wichtig für die Beratung: Unmittelbar vor, während sowie drei Tage nach der peroralen Impfung sollten keine Antibiotika, Sulfonamide, Laxantien oder Medikamente zur Malariaprophylaxe eingenommen werden.
© 2005 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de