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Mindestens vier Wochen therapieren

18.04.2005  00:00 Uhr
PZ-Akademie-Kongress

Mindestens vier Wochen therapieren

»Im Gegensatz zu anderen Infektionen tauchen bei Mykosen zwar kaum neue Erreger auf, aber wir haben derzeit einen deutlichen Erregerwandel«, sagte Professor Dr. Hans-Jürgen Tietz vom Institut für Pilzkrankheiten in Berlin. Einer der letzten neu nachgewiesenen Pilze ist Candida africana, den der Facharzt für Mikrobiologie selbst 2001 erstmals beschrieben hat.

Doch nun kehren als ausgestorben geglaubte Erreger und damit die von ihnen verursachten Erkrankungen wieder zurück. Verursacht durch Tourismus, Migration und Gemeinschaftssportarten sind hier laut Referent stetige Zuwächse zu verzeichnen. So galt die Infektion mit Trichophyton tonsurans ­ oft erkennbar an der typischen Tonsur auf dem Kopf ­ als ausgerottet. Auch bei den Candida-Infektionen von Haut und Schleimhaut spielten neben Candida albicans mittlerweile sechs weitere Erreger eine Rolle, so der Referent.

Tietz wies auf die große Bedeutung der Apotheken bei der Behandlung von Pilzerkrankungen hin. So würden zwei Drittel aller Infektionen mit Dermatophyten, die nicht bei Körpertemperatur und damit vor allem an schlecht durchbluteten Körperregionen wachsen, überhaupt nicht behandelt. Nur ein Drittel der Patienten lasse sich in der Apotheke beraten, der Arzt werde bei Pilzinfektionen in der Regel überhaupt nicht konsultiert. Zwar seien die so genannten anthropophilen Pilze oft nur schwach virulent und eine Infektion damit meist ungefährlich, jedoch liege die eigentliche Bedeutung von Erkrankungen in der hohen Ansteckungsgefahr: Jeder dritte Deutsche leide an einer Fußmykose und auch bei den Onychomykosen sei eine neue Infektsituation zu beobachten. »Auf Grund von Ignoranz und Kostendruck im Gesundheitswesen bleibt die notwendige Therapie einer der am schwersten zu behandelnden Pilzinfektionen allzu häufig aus«, konstatierte Tietz. Dabei sei prinzipiell jede Mykose heilbar.

Doch bereits bei der korrekten Diagnostik seien oft Schwachstellen zu finden. In den 80er-Jahren fast verschwunden, tauchten heute jährlich bis zu 10.000 Fälle so genannter Kuscheltierdermatomykosen auf. Vor allem von den Kinderärzten würde dieses Problem jedoch noch nicht hinreichend wahrgenommen. »Hände weg von streunenden Tieren«, warnte Tietz daher. Denn Mikrosporie, die so genannte Katzenkrankheit, übertragen 90 Prozent der streunenden und bis zu 30 Prozent der Rassekatzen. »Jedes Tier hat praktisch seinen eigenen Pilz«, beantwortete Tietz die Frage nach der Ansteckungsgefahr bei Hunden, Meerschweinchen und anderen Haustieren. Besonders problematisch: Im Gegensatz zu anderen Pilzerkrankungen stellten Zoonosen hoch pathogene Infektionen dar. Bei Trichophyton-Infektionen spielten darüber hinaus Resistenzen gegen zahlreiche Wirkstoffe eine Rolle.

Nicht nur leichte Pilzerkrankungen müssen in jedem Fall lokal behandelt werden. Auch bei schwerwiegenden Mykosen müsse die ärztlich kontrollierte, am identifizierten Erreger ausgerichtete systemische Therapie stets mit lokalen Maßnahmen ergänzt werden. Daher forderte der Experte die Apotheker auf, bei jedem Pilzverdacht konsequent topische Antimykotika abzugeben. In der Behandlung haben sich die »großen Drei« Bifonazol, Terbinafin und das als einzige Substanz sporozid wirkende Ciclopirox bewährt. Dass Terbinafin als einzig wirksames Mittel bei Trichophyton-Infektionen nicht für die Behandlung von Kindern zugelassen sei, betrachtete Tietz ebenso kritisch wie die Einschränkung der Amorolfin-Anwendung bei Diabetespatienten: Denn Durchblutungsstörungen als prädisponierender Faktor seien bei den meisten Infizierten vorzufinden. Die antimykotische Therapie müsse in jedem Fall mindestens vier Wochen lang durchgeführt werden.

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