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Schutzschild gegen Funkenflug

25.11.2002  00:00 Uhr
Antioxidantien

Schutzschild gegen Funkenflug

von Axel Helmstädter, München

Wie Funkenflug kann man sich reaktive Sauerstoffspezies (ROS) vorstellen, die vor allem bei Stress den Stoffwechsel beeinträchtigen. Die aggressiven, oxidierenden Verbindungen entstehen vermehrt bei Entzündungen und Infektionen aber auch bei Stress, ungewohnter sportlicher Belastung oder erhöhter Strahlenbelastung, etwa bei Langstreckenflügen.

Der Körper verfügt über verschiedene Abwehrmechanismen, die durch exogen zugeführte Stoffe, etwa die Vitamine C und E, unterstützt werden können. Experten diskutierten sinnvolle Maßnahmen gegen oxidativen Stress beim zweiten Antioxidantienkongress am 13. November in München.

Reaktive Sauerstoffspecies sind teilweise, aber nicht ausschließlich, radikalischer Natur. Ihre Funktion kennt man seit den 70er-Jahren, als ihre Bedeutung bei Infektabwehr durch Phagozytose erkannt wurde. Die äußerst reaktiven Teilchen richten jedoch im Körper großen Schaden an, wenn sie im Übermaß entstehen. Eine allerdings nicht unumstrittene Theorie macht sie für die Entstehung der Arteriosklerose verantwortlich. Die Moleküle wirken dabei als Glieder einer, für radikalische Reaktionen typischen, komplexen Reaktionskette. Im gesunden und stressfreien Körper besteht ein Gleichgewicht zwischen ROS und antioxidativen Systemen, deren Funktionsweise ebenso komplex ist. Bestandteile für Glieder antioxidativer Reaktionsketten, die sich gegenseitig aktivieren und regenerieren sind Coenzym Q10 und die Vitamine A, C und E. Die zusätzliche Einnahme diesen Stoffen sollte also dem Organismus helfen, seine antioxidative Kapazität zu erhöhen. Allerdings erscheint es wenig sinnvoll, nur ein antioxidatives Vitamin zu substituieren, da eine erfolgreiche Inaktivierung reaktiver Sauerstoffverbindungen im Körper das Zusammenspiel mehrere Komponenten voraussetzt, so Professor Dr. Erich F. Elstner aus München. Er konnte in vitro zeigen, dass eine Kombination von Antioxidantien, etwa Ascorbinsäure, und Rutin, Zink und Histidin, Coenezym Q10 und Tocopherol, dabei sogar mehr als additiv, also synergistisch wirkt.

Entsprechend empfiehlt der Münchener Sportmediziner Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfart, der einige Todesfälle von Ausdauersportlern auf oxidativen Stress zurückführt, eine Kombinationstherapie mit den Vitaminen A, C, E, Coenzym Q10, Zink und Anthocyanen. Eine mit dieser Kombination durchgeführte klinische Studie zeigte, dass sich das antioxidative Potenzial bei Rauchern, einer besonderen Risikogruppe für oxidativen Stress, nach vierwöchiger Therapie verbessert. Auch Selenmangel führt zu einer Störung des biologischen Oxidationsschutzes, obwohl Selen selbst kein Antioxidans im engeren Sinne ist. Professor Dr. Leopold Flohé, Braunschweig, wies darauf hin, dass sich ein beeinträchtiger Oxidationsschutz zunächst nicht in körperlichen Beschwerden äußert, aber unmerklich zu Langzeitschäden führen kann.

Je bunter desto besser

Natürlich ist eine ausgewogene, obst- und gemüsereiche Ernährung Grundlage für ein funktionierendes antioxidatives Schutzsystem. Die Experten brachten es auf dem Punkt: „Je bunter die Nahrung, desto besser.“ Der verbreiteten Ansicht, in Industrienationen gebe es keine Nährstoffdefizite, widersprach der Hohenheimer Ernährungswissenschaftler Professor Dr. Hans K. Biesalksi. Zwar seien klinische Zeichen für einen Vitaminmangel sehr selten, doch gäbe es bestimmte Risikogruppen für unzureichende Zufuhr an Mikronährstoffen, zu denen auch Antioxidantien gehören. Der Experte nannte ältere Menschen, aber auch Schwangere, überwiegend Fastfood verzehrende Jugendliche, Veganer und Patienten mit Reduktionsdiäten unter 1500 kcal pro Tag.

Dr. Siegfried Schlett aus München gab Beratungstipps für die Apotheke: Die müsste immer die individuelle Risikokonstellation des Patienten im Auge behalten. Um den individuellen oxidativen Stress einschätzen zu können, ist ein ausführliches Beratungsgespräch notwendig, das Aufschluss über Lebensstil und die Ernährungssituation gibt. Von Methoden, das antioxidative Potenzial des Körpers durch Urinuntersuchungen bestimmen zu wollen, rieten die Experten einmütig ab. Zu unsicher sei eine Korrelation zwischen Abbauprodukten des Oxidationsstoffwechsels im Harn und der realen Situation im Organismus. „Da messen Sie Hausnummern“, warnte Elstner. Top

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