Petasites-Spezialextrakt lindert lästige Symptome |
26.05.2003 00:00 Uhr |
Rechtzeitig zur Heuschnupfen-Saison ist in der Schweiz ein neues Phytopharmakon auf den Markt gekommen. Der Spezialextrakt aus Pestwurzblättern, der die Symptome einer allergischen Rhinitis rasch lindern soll, ist verschreibungspflichtig.
Bei dem Spezialextrakt Ze 339 handelt es sich um eine „New Herbal Entity“, die sich nicht auf eine traditionelle Anwendung berufen kann. Im Unterschied zu den in Deutschland bislang verfügbaren Pestwurzextrakten werden hier nicht Rhizome, sondern die Blätter von Petasites hybridus L. mit unterkritischem, flüssigem Kohlendioxid extrahiert (siehe PZ 3/03). Als Ausgangsmaterial dient eine Petasin-Elite-Chemovarietät aus kontrolliertem Anbau.
Durch Verwendung des sehr lipophilen Extraktionsmittels werden die wirksamkeitsbestimmenden Petasine angereichert. Ihre Konzentration ist etwa zehnmal höher als in wässrig-alkoholischen Extrakten, berichtete Professor Dr. Axel Brattström, Forschungsleiter der schweizerischen Firma Zeller AG, bei einer Pressekonferenz des Komitee Forschung Naturmedizin in München. Die toxischen polaren Pyrrolizidinalkaloide (PA) werden dagegen nur wenig extrahiert; ohnehin ist der PA-Gehalt in den Blättern 10- bis 100fach geringer als in der Wurzeldroge. Eine in die Extraktion integrierte Adsorptionstechnik bindet zudem Alkaloide, so dass deren Gehalt im Extrakt letztlich unter der Nachweisgrenze von 35 ppb liegt.
Wirkung setzt rasch ein
Das Extrakt dämpft die allergische Sofort- und die Spätreaktion, indem er die Freisetzung von Entzündungsmediatoren und die Leukotriensynthese hemmt. Die Wirkung soll bereits eine halbe Stunde nach Einnahme eintreten, sagte der Mediziner. In einer randomisierten doppelblinden Vergleichsstudie mit 125 Heuschnupfen-Patienten war der Spezialextrakt dem synthetischen Antihistaminikum Cetirizin nicht unterlegen (Schapowal, A., et al., Brit. Med. J. 324 (2002) 144-146). Die Symptome besserten sich in vergleichbarem Maß, unter Cetirizin klagten jedoch mehr Patienten über Müdigkeit. Das Phyto-Präparat wurde allerdings viermal täglich eingenommen.
In einer zweiten, noch unveröffentlichten Studie erhielten 186 Patienten mit allergischer Rhinitis entweder zweimal oder dreimal täglich das Phytopharmakon (entsprechend 16 oder 24 mg Petasine) oder Placebo. Als Zielparameter wurde die Schwere von vier Symptomen erfasst: Niesen, juckende Nase und Augen, laufende Nase, verstopfte Nase. Das Verum war dem Placebo überlegen, wobei die höhere Dosis besser wirksam war, berichtete Brattström. Nebenwirkungen wurden bislang kaum beobachtet, selten hätten Patienten über Aufstoßen geklagt.
Nicht für die Prophylaxe geeignet
Das in der Schweiz zugelassene Präparat ist standardisiert auf 8 mg Petasine pro Tablette (Tesalin®) und unterliegt der automatischen Verschreibungspflicht. In Deutschland sollen die Zulassungsunterlagen noch in diesem Jahr eingereicht werden. Wichtig ist, dass das Phytopharmakon nicht zur Prophylaxe einer allergischen Rhinitis geeignet ist. In der Therapie biete es eine „hochwertige pflanzliche Alternative zu Synthetika“, resümierte der Forschungsleiter. Billig ist sie allerdings nicht, die Monatspackung mit 60 Tabletten kostet 68 Schweizer Franken.
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