Pharmazeutische Zeitung online

Vernetzte Informationen für den Arzneimittelfachmann

26.04.1999  00:00 Uhr

- Pharmazie Govi-Verlag

BAYERISCHER APOTHEKERTAG

Vernetzte Informationen für den Arzneimittelfachmann

von Brigitte M. Gensthaler und Gisela Stieve, Bamberg

"Arzneimittelsicherheit - für Ärzte ein Buch mit sieben Siegeln?", titelt die Ärzte Zeitung in ihrer Ausgabe vom 14. April. Ärzte seien zu wenig sensibilisiert für schwere Nebenwirkungen, die jährlich Kosten in Millionenhöhe verursachen. Immer noch sterben mehr Menschen durch Arzneien als im Straßenverkehr. Mit Aufklärung, Information und Beratung könnten Apotheker wirkungsvoll eingreifen. Der Einsatz neuer Medien unterstützt sie bei ihrer Beratung.

"Es muß klar sein, daß wir die Fachleute für Arzneimittelinformation sind", forderte der bayerische Kammerpräsident Johannes Metzger beim Bayerischen Apothekertag in Bamberg. Mit neuen Medien - seien es Datenbanken, CD-ROMs oder Internet - können Apotheker rascher auf valide Informationen zu Arzneimitteln zugreifen. Daß die Veranstalter mit diesem Thema ins Schwarze getroffen hatten, bewies der volle Vortragssaal am 18. April. Ebenfalls reges Interesse fand die Präsentation einiger Software-Häuser, die die EDV-mäßige Umsetzung der Pharmazeutischen Betreuung und der ABDA-Datenbank vorstellten.

Der Run auf Arzneimittelinfo-Stelle

Die regionale Arzneimittelinformationsstelle der Bayerischen Landesapothekerkammer, die diese in Zusammenarbeit mit der Apotheke Klinikum Innenstadt führt, ist ein voller Erfolg. Sie klärt objektiv und unabhängig Fragen rund um Arzneimittel und Therapie, die der Kollege mit der in Apotheken üblichen Literatur nicht lösen kann. Bis jetzt wurden 893 Anfragen beantwortet, erklärte Apothekerin Sonja Weinzierl in Bamberg voller Stolz.

Von Oktober 1998 bis März 1999 gingen monatlich 80 bis 90 Anfragen per Fax oder E-Mail ein; 59 Prozent davon sollten innerhalb von einem bis drei Tagen, aber 13 Prozent noch am gleichen Tag beantwortet werden. Die Hälfte stammt ursprünglich direkt aus der Apotheke, zu je einem Viertel leiten die Kollegen die Frage eines Arztes oder eines Patienten weiter. So oder so: Anfragen unbedingt schriftlich einreichen.

Hilft ein Lidocain-Nasenspray bei Migräne? Was gibt es Neues in der Psoriasistherapie? Wie wird Brustkrebs bei Männern behandelt? Die Themenpalette ist breit; etwa ein Fünftel betrifft die Arzneimittelauswahl, ein Zehntel mögliche Nebenwirkungen. Zur Beantwortung zieht Sonja Weinzierl Primär- und gelegentlich Sekundärliteratur heran, recherchiert aber vorwiegend in Fakten- und Literaturdatenbanken oder im Internet. Als Beispiel einer Faktendatenbank, die von Experten verfaßte Monographien enthält, stellte sie Micromedex vor. Literaturdatenbanken wie Medline oder IDIS (Iowa Drug Information Service) enthalten dagegen gesichtete Literatur ohne Bewertung.

WWW: Wie finde ich was und wo?

Den Sprung ins Netz aller Netze zeigten Dr. Anette Schenk von der Abteilung Elektronische Medien beim Govi-Verlag und PZ-Redakteur Daniel Rücker. Der bekannteste Teil des Internets ist sicher das World Wide Web. Vor dem Einstieg in eine Recherche sollte man sich eine Suchstrategie überlegen, empfahl Schenk.

Stichworte, zum Beispiel ein Wirkstoffname, eignen sich für die Suche mit Suchmaschinen, in Datenbanken oder Fachzeitschriften-Archiven. Mitunter helfen Informationsanbieter im Umfeld weiter: pharmazeutische Unternehmen, Behörden, Fachinstitute. Oder man nimmt über mailing-lists oder das ApoNet Kontakt zu Kollegen auf. Komfortabel und lohnend ist der Weg über die Fachzeitschriften. So gelangt man via Mausklick von der Homepage der Pharmazeutischen Zeitung zu neuen Arzneistoffen mit 3D-Formelbild, zum Online-Archiv oder zu Universitäten, Zulassungsbehörden, Pharma-Unternehmen und Suchmaschinen.

Fachliche Informationen zu Finasterid bei Haarausfall oder Sibutramin bei Adipositas gefällig? Live zeigte Rücker, wie man über Suchmaschinen relativ rasch zu verwertbaren Ergebnissen kommt. Ist das Suchergebnis zu groß - weil man etwa nur den Wirkstoffnamen eingegeben hat -, begrenzt die Verknüpfung mit weiteren Begriffen die Trefferzahl. "Prüfen Sie die Fundstellen und sortieren Sie valide Informationen anhand des Anbieters aus. Universitäten, Fachkliniken oder Fachzeitschriften sind seriöse Autoren." Und: Vorsicht bei Internet-Seiten, bei denen kein Autor angeben ist.

Allein die Schreibweise des Wirkstoffnamens steuert die Trefferquote. Mit der englischen Schreibweise "sibutramine" als Suchbegriff wird man mehr finden als bei Angabe des deutschen Wortes "Sibutramin". Tip vom Online-Fachmann: Wer nach der relevanten Buchstabenfolge mit einem Sternchen abkürzt, also "sibutramin*" eingibt ("Wildcard"), erfaßt beide Schreibweisen. Das inhaltliche Niveau des Suchbegriffs beeinflußt das Niveau der Fundstellen: Finasterid, Alopezie und Haarausfall führen zu anderen Ergebnissen als die Suche nach der "Glatzenpille" oder dem "Haarwuchswunder".

Fragen Sie Ihren Apotheker

"Für die Arzneimittelinformation nehme ich mir Zeit; sie bereichert unseren Beruf", sagte in Bamberg ein Kollege, der diese seit zehn Jahren intensiv betreibt. Werner Henke aus Aschaffenburg gab wertvolle Tips zur praktischen Nutzung der neuen Medien. Nach seiner Erfahrung sind 80 Prozent der anfragenden Ärzte Fachärzte, die untereinander für den Service der Apotheke werben.

Fast 15 000 Apotheken nutzen täglich die ABDA-Datenbank, aber oft nicht optimal. "Bestellen Sie das Heft über die ABDA-Datenbank-Inhalte und besuchen Sie einen Anwenderkurs", riet Henke. Die Verwendung des ATC-Codes erleichtert die Suche nach ausländischen Arzneimitteln; geschickte Verknüpfungen von Suchbegriffen helfen, auch schwierigere Fragen zu lösen. Noch zu selten würden die Wirkstoffdossiers genutzt, die auch zu Homöopathika und Anthroposophika vorliegen.

In seiner "Arzneimittelinformations-Kiste für Offizinapotheker" hatte Henke wichtige Medien mitgebracht. Nützlich sei die "Fachinfo-CD", die rund 6300 Fachinformationen enthält und vierteljährlich aktualisiert wird. Als gedruckte pharmakologische Standardwerke empfahl er "den Martindale", der demnächst in 32. Auflage erscheint, den "Goodman & Gilman" sowie die "American Hospital Formulary Service Drug Information", die jährlich aktualisiert wird. Da viele Arzneistoff in den USA früher zugelassen werden als in Europa, finde man in diesem Buch auch Informationen zu neuen Arzneistoffen.

Henkes Rat: zuerst in eine umfangreiche Bibliothek und Datenbank-Sammlung investieren; dann das Gespräch mit Fachärzten oder Ärzten in Qualitätszirkeln suchen und die Leistung der Apotheke aktiv anbieten; Patienten auf den neuen Service ihrer Apotheke aufmerksam machen, Arzneimittel-Informationen möglichst mit apothekerlichem Kommentar und Bewertung weitergeben. "Seien Sie ehrlich in Ihrer Information; dann wächst das Vertrauen in die fachliche Kompetenz des Apothekers." Top

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