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Aceclofenac: neues magenschonendes NSAID

17.03.1997  00:00 Uhr

- Pharmazie

  Govi-Verlag

Aceclofenac: neues magenschonendes NSAID

  Aceclofenac heißt das neue, nichtsteroidale Antiphlogistikum (NSAID, non steroid anti-inflammatory drug), das Experten in Bordeaux vorstellten. Der erstmals 1992 in Spanien, später in Portugal und verschiedenen lateinamerikanischen Ländern zugelassene Arzneistoff soll ab Mitte des Jahres auch in Deutschland und etwa vierzig anderen Staaten zur Behandlung der chronischen Polyarthritis, der Osteoarthritis und des Morbus Bechterew zur Verfügung stehen. Aceclofenac wirkt bei guter Leber- und gastrointestinaler Verträglichkeit schnell analgetisch und antiphlogistisch und hemmt die Synthese von Interleukin-1ß, das den Knorpelabbau stimuliert.

Was macht den Cyclooxygenasehemmer Aceclofenac - Handelsname Biofenac - mit bekanntem Wirkmechanismus zu einem interessanten neuen, nichtsteroidalen Antiphlogistikum (NSAID)? "Aceclofenac weist ein besseres Sicherheitsprofil auf als andere NSAID. Patienten, deren arthritische Erkrankungen mit Acelofenac behandelt werden, bleiben mit größerer Wahrscheinlichkeit therapietreu", faßte Professor Dr. Ernst Martin Lemmel, Direktor des Rheumazentrums Baden-Baden, die Ergebnisse von dreizehn doppelblinden, klinischen Studien zusammen, in denen 3500 Patienten mit Osteoarthritis, chronischer Polyarthritis oder Morbus Bechterew drei bis sechs Monate randomisiert entweder mit Aceclofenac oder mit Diclofenac, Indometacin, Naproxen, Piroxicam, Tenoxicam oder Ketoprofen behandelt wurden. Deutlich mehr Patienten der Aceclofenacgruppen schlossen die Behandlung ab, ein Zeichen für hohe Compliance. In den Aceclofenacgruppen traten deutlich seltener gastrointestinale und andere unerwünschte Wirkungen auf.

Die bessere Verträglichkeit von Aceclofenac beruht möglicherweise auf einer bevorzugten Hemmung der Isoform II des Cyclooxygenase(COX)-Systems: Die COX-II wird erst unter pathophysiologischen Bedingungen aktiviert und ist verantwortlich für die Bildung von Entzündungsmediatoren. In-vitro-Studien, die die COX-II-Präferenz von Aceclofenac belegen sollen, sind jedoch noch nicht abgeschlossen.

Nach den Ergebnissen doppelblinder Parallelgruppenstudien vermindert Aceclofenac Schmerz und Morgensteifigkeit von Patienten mit chronischer Polyarthritis ebenso wie Diclofenac, Indometacin oder Ketoprofen; bei Patienten mit Morbus Bechterew zeigt es vergleichbare Wirkung wie Tenoxicam, Indometacin oder Naproxen. Bei Patienten mit Osteoarthritis der Kniegelenke erwies sich Aceclofenac als ähnlich wirksam wie Piroxicam oder Diclofenac.

Zum Vergleich der antientzündlichen Aktivität der Arzneistoffe erhielten dreißig Patienten sechs Monate täglich 200 mg Aceclofenac oder 150 mg Diclofenac. Die Synthese des Entzündungsmediators Prostaglandin-E2 durch mono- und polymorphkernige Blutzellen war nach sechs Monaten bei beiden Behandlungsgruppen ähnlich signifikant verringert. Auch die Produktion von Interleukin-1ß nahm bei Patienten mit hohen Ausgangswerten vergleichbar ab. Trotzdem ist die Indikation Osteoarthritis für NSAID umstritten, da manche Arzneistoffe bei längerer Anwendung möglicherweise knorpelschädigend wirken.

Fördert Aceclofenac die Knorpelregeneration?

John T. Dingle, Professor an der Universität Cambridge, untersuchte in vitro an gesunden und osteoarthritischen menschlichen Knorpeln, wie verschieden NSAID die Synthese von Glucosaminoglycan(GAG)-Knorpelmatrixbausteinen in den Chondrozyten beeinflussen. Er stellte fest, daß Aceclofenac wie Tenidap und Tolmetin in vitro die GAG-Synthese stimuliert. Ob dieser chondroprotektive Effekt von Aceclofenac auch in vivo zu beobachten ist, wird eine derzeit noch offene spanische Studie mit 24 Patienten zeigen.

Das Phenylessigsäurederivat Aceclofenac ist unabhängig von gleichzeitiger Nahrungsaufnahme nahezu vollständig bioverfügbar und schnell wirksam. Bereits 15 bis 30 Minuten nach oraler Gabe sind wirksame, nach 1,3 bis 3 Stunden maximale Plasmakonzentrationen meßbar. Bei einer Halbwertszeit von 4 Stunden akkumuliert Aceclofenac in der empfohlenen Dosierung von zwei 100-mg-Kapseln täglich auch bei älteren Patienten nicht im Plasma.

Die Leber wandelt Aceclofenac zu 10 Prozent in Diclofenac und zu 50 Prozent in Hydroxyaceclofenac um, wodurch vermutlich die im Vergleich zu Diclofenac geringere hepatotoxische Wirkung zu erklären ist. Als weitere unerwünschte Wirkungen traten in klinischen Studien neben gastrointestinalen Wirkungen wie Verdauungsstörungen, Übelkeit oder Durchfall gelegentlich Hautausschläge auf.

Die Ausscheidung von Aceclofenac erfolgt zu 70 Prozent renal. Bei schweren Nierenfunktionsstörungen ist deshalb, ebenso wie bei Lebererkrankungen, eine Dosisanpassung erforderlich. Vorsicht vor Interaktionen ist wie bei anderen NSAID bei gleichzeitiger Gabe von Diuretika, Antikoagulantien und oralen Antidiabetika geboten.

PZ-Artikel von Birgit Strohmaier, Passau
   

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