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Pharmazie

03.03.1997  00:00 Uhr

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Govi-Verlag

Knoblauch hält Aorta elastisch

Erste Ergebnisse eines möglicherweise direkten prophylaktischen und therapeutischen Effekts von Knoblauch auf das Gefäßsystem standen im Herbst 1996 im Mittelpunkt einer internationalen Pressekonferenz der Firma Lichtwer in Hamburg.

Professor Dr. Günter Siegel vom Physiologischen Institut der Freien Universität in Berlin stellte dabei eigene Arbeiten mit Allicin, dem Hauptinhalts- und Wirkstoff des Knoblauchs, an menschlichen Gefäßmuskelstreifen vor. Siegel konnte nachweisen, daß Allicin unmittelbar auf die Kalium- und Calciumkanäle in der Membran der Gefäßmuskelzelle wirkt. Unter Einfluß von Allicin werden offensichtlich zusätzliche Kaliumkanäle geöffnet. Dadurch nimmt die Membranspannung zu, die Calciumkanäle schließen sich, der Calciumgehalt in den Muskelzellen nimmt ab, was zur Erschlaffung des Muskels und zur Erweiterung der Gefäße führt. Dieser Wirkungsmechanismus würde, so Siegel, die in einigen Studien nachgewiesene Blutdrucksenkung nach Knoblaucheinnahme begründen.

Auf einen anderen Aspekt im Zusammenhang mit der Einnahme von Knoblauch ging Professor Dr. Gustav G. Belz vom Institut für Herz-Kreislauf-Forschung am Zentrum für kardiovaskuläre Pharmakologie in Mainz/Wiesbaden ein. Durch arteriosklerotische Veränderungen in den Gefäßen verhärten die Gefäßwände und verlieren ihre Elastizität. Das hat Auswirkungen auf die Durchblutung, auf das Herz und die Gefäße.

Im Normalfall wirkt das System der elastischen Arterien wie ein Puffer, der die explosionsartigen Druckstöße beim Zusammenziehen der beiden Herzkammern weich abfängt. Einen besonderen Platz in diesem Dämpfungssystem nehmen die Aorta, die Hauptschlagader, und die anderen großen Arterien ein. Die Aorta funktioniert dabei als Windkessel, der dem Druck die Spitze nimmt, weil sie zusammen mit den großen Arterien bis zu 50 Prozent des Blutvolumens eines Herzschlags speichern kann. Bei fortgeschrittener Arteriosklerose bleibt dieser Effekt des Druckausgleiches aus.

Die Folgen der Veränderung: Das Herz muß mehr Pumparbeit verrichten. Im Extremfall kann der Pumpmuskel durch die dauerhafte Überlastung geschädigt werden. Auch auf die Arterien selbst wirkt sich die fehlende Windkesselfunktion negativ aus. Sie sind extremen herzschlagbedingten Druckschwankungen ausgesetzt. Die Druckspitzen schädigen die Gefäßinnenwand. Der systolische Blutdruck erhöht sich, das Schlaganfallrisiko steigt. Außerdem werden die Organe nicht mehr gleichmäßig, sondern stoßweise durchblutet. Deshalb sollte man versuchen, die Elastizität der Aorta und der anderen großen Blutgefäße möglichst lange zu erhalten. Belz sieht darin einen wichtigen Beitrag zur Prophylaxe von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

In einer Fallkontrollstudie mit insgesamt 202 gesunden Teilnehmern (Nichtraucher) im Alter zwischen 50 und 80 Jahren konnte Belz nachweisen, daß die 101 Probanden, die regelmäßig über rund zwei Jahre täglich mindestens 300 mg eines standardisierten Knoblauchpulver-Präparates einnahmen, eine wesentlich bessere Elastizität der Aorta aufwiesen als die 101 Probanden, die kein Knoblauchpräparat eingenommen hatten.

Belz spekuliert, daß durch regelmäßige Knoblaucheinnahme der Prozeß der Aortensteifigkeit beziehungsweise die Arteriosklerose um 16 Jahre hinausgezögert werden kann und sieht darin eine echte Prophylaxe von kardiovaskulären Erkrankungen. Belz abschließend: "Mit dieser von uns durchgeführten Matched-pair-Fallkontrollstudie sind erstmals wissenschaftlich Anhaltspunkte erarbeitet worden für eine antiarteriosklerotische Wirksamkeit des Knoblauchs beim Menschen."

PZ-Artikel von Hartmut Morck, Hamburg

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