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Hilfe statt Ausgrenzung

25.11.2002  00:00 Uhr

Welt-Aids-Tag 2002

Hilfe statt Ausgrenzung

von Christina Hohmann, Eschborn

Stigmatisierung und Diskriminierung gehören zu den größten Hindernissen, die einer erfolgreichen Bekämpfung der HIV-Epidemie entgegenstehen. Deshalb appelliert der Welt-Aids-Tag 2002 am 1. Dezember unter dem Motto „Leben und leben lassen“ für mehr Verständnis und Solidarität mit den Betroffenen.

Die Formen der Diskriminierung sind vielfältig: HIV-Positive verlieren auf Grund der Infektion ihre Anstellung, werden von Freunden oder Kollegen gemieden, ihnen wird Mietvertrag oder Einreiseerlaubnis in fremde Länder verweigert. Ihre Familie oder ihr Partner verlassen sie, und sie sind körperlicher Gewalt ausgesetzt - bis hin zum Mord. Die Angst vor der Stigmatisierung ist jedoch verhängnisvoll, denn wer sich vor möglichen negativen Konsequenzen fürchtet, begibt sich nicht in ärztliche Behandlung – meidet die Gewissheit. Infizierte gefährden somit nicht nur sich selbst, da sie keine Therapie erhalten, sondern bringen auch andere in die Gefahr, sich anzustecken.

Daher fordert auch in Deutschland der Welt-Aids-Tag unter dem Motto „Ausgrenzung macht krank“ zum Kampf gegen Stigmatisierung und Vorurteilen auf. Die Deutsche Aidshilfe stellt mit ihren Aktionen dieses Jahr Menschen in den Vordergrund, die besonders stark unter Ausgrenzungen zu leiden haben und die einen immer größeren Anteil der HIV-Infizierten in Deutschland ausmachen: Immigrantinnen und Immigranten. Rund 21 Prozent aller Neuinfizierten waren im vergangenen Jahr Einwanderer aus Gebieten, in denen HIV stark verbreitet ist wie das südliche Afrika, Südostasien oder die ehemalige Sowjetunion. Sprachbarrieren und Diskriminierung erschweren ihnen den Zugang zu Informationen über das Virus und Aids sowie zu einer angemessenen Behandlung. In ihrem kulturellen Umfeld sei HIV ein Tabu, berichtet die Deutsche Aidshilfe in einer Pressemitteilung. Aus Angst ließen sich viele nicht testen oder verschweigen ihr Testergebnis.

Global betrachtet bekommt das Motto „Ausgrenzung macht krank“ eine ganz andere Dimension: Die meisten der weltweit 40 Millionen Infizierten leben in Entwicklungsländern, allein 28,5 Millionen in den Ländern südlich der Sahara. Sie haben so gut wie keine Möglichkeit, an die lebensrettende antiretrovirale Therapie zu gelangen. Daher ruft die Deutsche Aids-Hilfe zu Spenden auf: „Neben Solidarität und Toleranz fehlt im weltweiten Kampf gegen Aids vor allem eines: Geld.“

Solidarität statt Schweigen

„Die Auswirkungen der Stigmatisierung können genauso schädlich sein wie das Virus selbst“, erklärte UN-Generalsekretär Kofi Annan in seiner Rede zum diesjährigen Welt-Aids-Tag. Manchen Menschen würden grundlegende Rechte wie das Recht auf Nahrung und Unterkunft verweigert, würden ausgestoßen aus der Gesellschaft und ihrer Familie. „Die Angst vor einer Stigmatisierung führt zum Schweigen“, warnte Annan. „Und in der Bekämpfung von Aids bedeutet Schweigen den Tod.“

Das öffentliche Interesse am Thema Aids lasse stark nach, beklagen deutsche Hilfsorganisationen. Safer-Sex-Kampagnen erreichten nicht mehr ihre Zielgruppen und die Spendenbereitschaft sinke rapide, so die Frankfurter Aids-Hilfe anlässlich des Welt-Aids-Tages. Außerdem lassen sich immer weniger Menschen auf das HI-Virus testen. Erschreckend ist vor allem, dass nach Angaben des Robert-Koch-Instituts in Berlin vier von fünf Neuerkrankten bis zur Diagnose Aids nichts von ihrer HIV-Infektion wussten. Dies sei nicht nur für jeden Einzelnen eine vertane Chance, mit einer rechtzeitig begonnenen Therapie den Ausbruch der Krankheit herauszuzögern, erklärte Christian Setzepfand vom Vorstand der Aids-Hilfe Frankfurt. Es sei auch ein trauriger Beweis dafür, dass Aids in der Bevölkerung nicht mehr als Bedrohung wahrgenommen werde.

Dies unterstreichen auch die Zahlen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA): Während vor zehn Jahren noch 60 Prozent der Deutschen Aids für eine der gefährlichsten Krankheiten hielten, sind es heute nur noch 31 Prozent. Schwierig sei es vor allem, die junge Generation mit Aufklärungskampagnen zu erreichen, die den Aids-Schock der 80er-Jahre nicht mehr miterlebt hat. Entsprechend schlecht informiert sind die Jugendlichen: Fast ein Viertel der 16- bis 20-Jährigen wissen nicht, dass man sich bei einem HIV-infizierten Partner auch anstecken kann, wenn die Krankheit Aids noch nicht ausgebrochen ist. Top

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