Von der Natur abgeschaut |
12.05.2003 00:00 Uhr |
Lotus-Blätter, die nie verschmutzen, standen Pate: Selbstreinigende Oberflächen sind heute an Häuserfassaden schon Realität. Der Lotus-Effekt und dessen Umsetzung in die Technik ist Thema das Vortrags von Professor Dr. Christoph Neinhuis, Dresden, zum Highlight-Kongress am 14. Juni 2003 in Gotha.
Lotusblätter bleiben stets sauber. Selbst ein Gemisch aus Wasser, Mineralöl und Ziegelstaub – der schiere Albtraum jeder Hausfrau – perlt von ihnen ab, ohne Spuren zu hinterlassen. Der Grund hierfür: Auf der Oberfläche der Blätter befinden sich regelmäßig angeordnete Noppen aus Wachskristalloiden. Diese gleichmäßige Strukturierung, die durch Selbstorganisation entsteht, schützt die Pflanzen offensichtlich sowohl vor Infektionen mit Mikroorganismen als auch vor dem Verschmutzen. Wassertropfen behalten auf einer so genoppten Oberfläche ihre kugelrunde Form und nehmen Schmutzteilchen auf, die zusammen mit dem Wasser ablaufen. Auf einer glatten Oberfläche bleiben die Schmutzpartikel hingegen hängen und sind nur mit mechanischen oder chemischen Reinigungsmitteln zu entfernen.
Fassadenfarben waren eine der ersten Anwendungen des Lotus-Effekts. Die Farbe ist keine direkte Kopie der Natur, da sie keine Wachskristalloide enthält. Aber die Oberflächenstruktur der Lotusblätter wird mit einer Mikrostrukturierung in der Farbe nachgeahmt. Die Kontaktfläche für Schmutzpartikel und Wasser ist dadurch stark reduziert. Regentropfen perlen sofort ab und reißen die nur lose anhaftenden Schmutzpartikel mit.
Aber nicht nur in Form von Fassadenfarben finden selbstreinigende Oberflächen Anwendung. In Zusammenarbeit mit mehreren Industrieunternehmen setzen Wissenschaftler den Lotus-Effekt inzwischen in weiteren Bereichen der Technik um.
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