WOH alarmiert wegen verseuchter Blutspenden |
10.04.2000 00:00 Uhr |
Bei Bluttransfusionen stecken sich jedes Jahr weltweit rund eine halbe Million Menschen mit HIV an. Durch mangelnde Hygiene bei Blutübertragungen wird bei bis zu 16 Millionen Menschen das Hepatitis B-Virus übertragen. Diese alarmierenden Zahlen nannte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum Weltgesundheitstag am 7. April, den sie unter das Motto "Blut und Plasma spenden - Leben und Gesundheit sichern" gestellt hat.
Jede fünfte Blutspende wird nach Angaben der WHO nicht auf alle Krankheitserreger untersucht. Schlimm sei die Situation vor allem in Entwicklungsländern. Selbst dort, wo Blut getestet werde, seien Labors oft schlecht ausgestattet und die Angestellten ungenügend geschult. Die Untersuchung einer Einheit (450 Milliliter) koste rund 40 Dollar. In Industrieländern kommen nach Angaben der WHO 98 Prozent der Blutspenden aus sicheren Quellen.
"Ungeachtet der technologischen Wunderwerke der Menschheit sind verlässliche und sichere Blutspenden für Millionen von Menschen in aller Welt außer Reichweite", sagte die Generaldirektorin der WHO, Gro Harlem Brundtland. Außer Hepatitis und HIV werden auch Syphilis, Malaria und die Chagas-Krankheit durch Bluttransfusionen übertragen.
Weltweit werden jedes Jahr gut 30 Millionen Liter Blut gespendet. Das ist nicht genug, sagt die WHO, und fordert alle gesunden Menschen auf, regelmäßig Blut zu spenden. 125 000 Frauen sterben jedes Jahr bei der Geburt durch Blutverlust. "Viele dieser Leben könnten gerettet werden, wenn genügend Blut vorhanden wäre", schreibt die WHO. Entwicklungsländer ruft die WHO auf, dringend nationale Blutspende-Programme mit einheitlichen Qualitätsstandards entwickeln. Dabei sollten die reichen Länder finanziell helfen.
In Deutschland fehlt vor allem Blutplasma. Knapp 200 000 Liter des wertvollen Blutbestandteils müssen nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung pro Jahr aus dem Ausland eingeführt werden. Hier müsse wie schon bei Blutprodukten eine Selbstversorgung erreicht werden, sagte Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer am Freitag in Berlin.
Ministerin Fischer betonte, dass die Sicherheit von Blutprodukten grundlegend wichtig sei. Die Deutsche Hämophiliegesellschaft (Hamburg) begrüßte den erreichten hohen Sicherheitsstandard für Blutprodukte in Deutschland. So sei 1995 die Quarantäne für Frischplasma eingeführt worden, um das Risiko einer HIV-Infektion weiter zu minimieren. Die staatliche Chargenprüfung für alle Produkte aus menschlichen Blutbestandteilen wurde obligatorisch, die Virusinaktivierung weiter verbessert und hochfeine Tests der Blutspender auf Hepatitis C eingeführt.
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