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Milchzahnkaries unbedingt vermeiden

08.12.2003  00:00 Uhr
Zahnhygiene

Milchzahnkaries unbedingt vermeiden

von Dietlind Petzold, Berlin

Milchzähne müssen nicht das ganze Leben halten und werden nach einiger Zeit ersetzt – so die Ausrede, wenn es Eltern mit der Zahnpflege bei ihren Kindern mal nicht so genau nehmen. Dabei kann Milchzahnkaries schlimme Folgen haben: Sie schwächt die Abwehrkräfte, führt zu Sprachfehlern und zu Fehlstellungen der Zähne im bleibenden Gebiss.

Auch Milchzähne sollten täglich, besonders abends, gründlich gereinigt werden. Deshalb müssen Eltern die Zahnpflege bei Kleinkindern vollständig übernehmen und bei Kindern ab dem dritten Geburtstag bis ins Grundschulalter hinein nachputzen. Bei ungenügender Pflege können die Milchzähne leicht von Karies befallen werden: Der Zahnschmelz und das darunter liegende Zahnbein werden weich, bröckelig und verfärben sich dunkel. Werden die Zähne nicht vom Zahnarzt behandelt, kann das für das Kind unangenehme Folgen haben.

Bei einer unbehandelten Milchzahnkaries kann sich die Pulpa, das Gefäßnervenbündel im Zahninneren unter Schmelz und Zahnbein, entzünden und eitrig zerfallen. Sind Nerven angegriffen, treten immer starke Schmerzen auf – dies trifft besonders auf Zähne zu. Die Entzündung bleibt aber nicht nur im Zahn selbst, sondern breitet sich mitunter auch auf den umgebenden Knochen aus. So können Abszesse, eitrige Einschmelzungen des Knochens entstehen oder sich Fisteln ausbilden. Solche Abszesse oder Fisteln führen dazu, dass die Kinder schlechter essen und schlafen. Sie leiden häufig unter Infekten, weil das Immunsystem durch die Abszessbildung geschwächt ist. Der einfache Schnupfen kann sich so zu einem schweren Infekt ausweiten.

Der Abszess selbst führt zu starken Schmerzen, Fieber und Unwohlsein. In einer Befragung gaben 68 Prozent der Eltern an, dass sich das Allgemeinbefinden ihrer Kinder nach Extraktion von fistelnden Zähnen besserte. Die Kinder waren gesunder und fröhlicher. Solche Allgemeinerkrankungen – ausgelöst durch Milchzahnkaries – können durch konsequente Zahnhygiene vermieden werden.

Milchzähne als Platzhalter

Durch ausgedehnte Milchzahnkaries im Bereich der Seitenzähne können die Zähne zusammenrücken. Damit geht Platz für die später durchbrechenden bleibenden Zähne verloren. Zerstört Karies die Zahnkronen vollständig, so dass die Zähne vorzeitig gezogen werden müssen, wird der Platz in der Regel noch mehr eingeengt. Die später durchbrechenden bleibenden Zähne stehen viel zu nah beieinander oder suchen sich einen Weg außerhalb der Zahnreihe. Die entsprechenden Milchzähne im Gegenkiefer über der Zahnlücke haben dann auch ihr Widerlager verloren. Sie können sich verlängern und damit die normalen Mahl- oder Kaubewegungen stören.

Die ersten Milchzähne brechen etwa ab dem sechsten Lebensmonat durch. Besonders die oberen Milchfrontzähne können schnell an Karies erkranken, wenn sie intensiv mit zuckerhaltigen Flüssigkeiten (wie gesüßten Tees oder Säften) umspült und nicht ausreichend gereinigt werden. Durch Karies werden die Vorderzähne geschwächt, die bei Stürzen auf das Gesicht leicht abbrechen. Fehlen die Frontzahnkronen im Oberkiefer, ist es für die Zunge schwer, ein Widerlager bei S- und Zischlauten oder beim Schlucken zu finden. Sie rutscht durch die Zahnreihen und das Kind lispelt. Manchmal überträgt sich diese Situation auch auf das bleibende Gebiss. Aus Gewohnheit bleibt die Zunge nicht hinter den Zahnreihen, sondern schiebt sich weiterhin zwischen Ober- und Unterkieferfrontzähne. Karies kann somit die gleiche Wirkung wie ein Lutschdaumen haben.

Bleibende Zähne auch beschädigt

Entsteht an Milchzähnen zu einem sehr frühen Zeitpunkt Karies mit nachfolgender Vereiterung der Wurzel und des umgebenden Knochens, können Bakterien in die sich bildenden Zahnkeime im Kiefer eindringen. Der Schmelz des neuen, bleibenden Zahns wird dann nicht mehr so fest wie bei Zähnen mit gesundem Milchzahnvorgänger ausgebildet und weist auch eine andere Form auf. Ein minderwertiger Zahn entsteht. Außerdem können kariöse Milchzähne Bakterien auf die zuerst durchgebrochenen bleibenden Zähne übertragen und hier zu Karies führen.

Die Milchzahnkaries mit ihren aufgezeigten negativen Folgen für das Allgemeinbefinden der Kinder und die Entwicklung der bleibenden Zähne sollte vermieden werden. Dabei ist vor allem die mechanische Entfernung des Zahnbelags (Plaque) mittels Zahnbürste und einer Kinder-Zahncreme mit einem Fluoridgehalt von 0,05 Prozent (500 ppm) sehr wichtig – für die Zahnhygiene und damit auch für die gesunde Entwicklung des Kindes. /

 

Anschrift der Verfasserin:
Dr. Dietlind Petzold
Zentrum für Zahnmedizin der Humboldt-Universität zu Berlin
Abteilung für Kinderzahnmedizin
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin

© 2003 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de

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