Protein aus Hühnerviren treibt Tumorzellen in den Selbstmord |
16.04.2001 00:00 Uhr |
Zellen mit Schäden in der Erbsubstanz begehen normalerweise freiwillig Selbstmord. Tumorzellen wachsen statt dessen munter weiter. Der programmierte Zelltod, auch Apoptose genannt, ist bei ihnen außer Kraft gesetzt. Dadurch entgehen sie oft der Wirkung von Zytostatika. Ein Virus liefert Wissenschaftlern nun ein Werkzeug, um solche Zellen in Zukunft zu bändigen.
Dr. Mathieu H. M. Noteborn vom Medizinischen Zentrum der Universität Leiden, Niederlande, stellte seine Ergebnisse auf dem Kongress der Arbeitsgemeinschaft Experimentelle Krebsforschung (AEK) am 6. April in Heidelberg vor. Er und seine Mitarbeiter erforschen ein Virus (CAV = Chicken Anemia Virus), das bei jungen Hühnern eine Anämie hervorruft. Ursache für die Erkrankung ist ein Virusprotein, das in den Thymozyten der Tiere den programmierten Zelltod auslöst. Die Wissenschaftler bezeichneten dieses Protein als Apoptin.
In weiteren Untersuchungen stellte sich heraus, dass Apoptin diese Wirkung auch auf Tumorzellen ausübt und zwar sowohl auf die von Hühnern als auch auf menschliche. So lässt das Hühnervirus-Protein viele verschiedene menschliche Tumorzelllinien absterben. Gesunde Zellen ließ Apoptin zum Erstaunen der Wissenschaftler unversehrt.
Apoptin wird derzeit noch an Tieren getestet. Gegenüber menschlichen Tumorimplantaten in Mäusen hat das Virusprotein seine Wirksamkeit bereits unter Beweis gestellt. Zwar verschwand der Tumor nicht bei allen Tieren, aber die Wissenschaftler hoffen doch, mit Apoptin einen Wirkstoff gefunden zu haben, der auch Zytostatika-resistente Tumorzellen in den Selbstmord treibt.
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