Pharmazeutische Zeitung online

Freunde gegen das Ausbrennen

10.04.2000  00:00 Uhr

- Medizin Govi-Verlag

Freunde gegen das Ausbrennen

von Daniel Rücker, Stuttgart

Seelische Störungen spiegeln die jeweilige Zeit wider. Heute leiden Menschen an Flugangst, Zeitgenossen vor 100 Jahren fürchteten sich vor der Fahrt mit einer Dampflok. Die Prävalenz der Störungen ist in den Industrienationen hoch: Fast jeder vierte Deutsche erkrankt irgendwann an einer Angststörung, Panikattacke oder dem Burn-out-Syndrom.

"Das Leiden bei seelischen Krankheiten ist diffus. Manche Patienten haben mehr als 30 Symptome", erläuterte Professor Dr. Volker Faust während der Interpharm in Stuttgart. Nur ein Prozent der Patienten leiden unter wirklichen Geisteskrankheiten wie Schizophrenie oder Psychosen. Wesentlich häufiger seien Angst- und Zwangsstörungen sowie Depressionen.

Angststörung werden zumeist sehr spät erkannt, da sich die Patienten zurückziehen und für ihre Umwelt nicht auffällig sind. Die Symptome sind oft vegetativ. Angstpatienten klagen über weiche Knie, schwindelige Benommenheit und ein allgemeines Schwächegefühl.

Wie Faust berichtete, neigen viele Betroffene zu Alkohol- oder Drogenmissbrauch. Andere Kranke überkompensieren ihre Angst, indem sie Extremsportarten betreiben oder Abenteuerurlaub machen. Etwa 9 Prozent der Deutschen haben eine behandlungsbedürftige Angststörung.

Primäre Angsterkrankungen lassen sich in Phobien und das generalisierte Angstsyndrom unterteilen. Phobien sind häufig sehr spezifisch; manche lassen sich sehr gut behandeln, etwa die Platzangst. Wie Faust weiter sagte, nehmen in letzter Zeit die posttraumatischen Belastungsstörungen zu. So nennen Psychiater zum Beispiel die Leiden eines Feuerwehrmannes, der den Tod von Brandopfern nicht verhindern konnte.

Behandelt werden Angstkranke mit Verhaltenstherapie, zusätzlich erhalten sie Medikamente. Als sinnvolles Präparat bezeichnete Faust das Phytopharmakon Kava Kava. Ebenfalls belegt sei der Nutzen von SSRI und MAO-A-Hemmern. Nur bedingt empfiehlt der Psychiater dagegen Benzodiazepine und Neuroleptika. Flüssige Benzodiazepine hätten ihre Berechtigung lediglich bei akuten Panikattacken.

Immer mehr Menschen sind von einer anderen seelischen Störung, dem Burn-out-Syndrom betroffen. "Das ist eine psychosoziale Seuche", sagt Faust. Betroffen sind Menschen, die über ihre Leistungsgrenze gehen. Sie fühlen sich erschöpft, verbittert und ausgebrannt. Die Symptomatik tritt aber nicht nur während der Arbeit auf. Auch in der Freizeit können sie sich nicht mehr erholen. Die Konsequenz sind starke Stimmungsschwankungen.

Im weiteren Verlauf des Syndroms macht sich beim Ausgebrannten Resignation breit. Sein Engagement bei der Arbeit lässt nach. Am Ende flüchtet er sich in Ironie, Sarkasmus und Zynismus. Gleichzeitig tauchen im privaten Bereich Probleme auf.

Am Beginn der Behandlung des Burn-out-Syndroms sollte laut Faust eine persönliche Situationsanalyse stehen. Der Patient müsse erkunden, was ihm fehlt und was er ändern kann. Danach sollte er lernen seine Kräfte besser einzuteilen und nicht direkt eine Arbeit unter Volldampf zu beginnen. Faust: "Energie muss man zuteilen, nicht unkontrolliert verbrennen."

Zur Prävention des Burn-out-Syndroms empfiehlt der Experte eine gesunde Lebensführung mit ausreichend Schlaf, Hobbies und Kontakt zu Freunden. Ratsam sei es auch, Entspannungstechniken zu lernen und zwar "bevor man sie braucht".

Top

© 2000 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa