Medizin
Plasma-Triglyceride riskanter
als vermutet
Die Liste der bekannten
Risikofaktoren für KHK (Koronare Herzkrankheit) muß
offenbar um einen Faktor erweitert werden. Diesen Schluß
legt eine im Rahmen des diesjährigen
Wissenschaftskongresses der American Heart Association in
New Orleans vorgestellte Studie nahe. Ihren Ergebnissen
zufolge muß das Augenmerk verstärkt auf die
Triglyceridwerte als eigenständiger Risikofaktor im Blut
gerichtet werden. Mehr noch: Die bisher als sicher
geltenden Triglycerid-Plasmalevel (< 200 mg/dl)
scheinen erheblich zu hoch.
Dr. Michael Miller, Direktor der
Präventivkardiologie des Medical Center der Universität
Maryland, Baltimore, und seine Kollegen hatten in einer
Follow-up Studie über 18 Jahre 460 dreißig- bis
achtzigjährige Patientinnen und Patienten im Hinblick
auf ihr koronares Herzrisiko beobachtet. Dabei hatte sich
gezeigt, daß selbst vermeintlich niedrige
Triglycerid-Plasmaspiegel um 100 mg/dl im Vergleich zu
Werten unter 100 mg/dl noch mit einem mehr als zweifach
erhöhten KHK-Risiko einhergehen. Patienten mit Werten
leicht über 100 mg/dl hatten bereits ein vergleichbares
Risiko wie Diabetiker - selbst für die Mediziner ein
unerwartet deutliches Ergebnis, so Miller bei einer
Pressekonferenz in New Orleans.
Dr. Jan L. Breslow, Präsident der American Heart
Association bekräftigte diese Aussagen mit einer
weiteren Beobachtung: Bei Triglycerid-Plasmawerten über
190 mg/dl lasse sich ein "dramatischer Anstieg"
der Risiken feststellen. Die zugrundeliegenden
Mechanismen seien zwar nicht genau bekannt, man vermute
jedoch einen Zusammenhang mit einer Erhöhung der
Blutviskosität bei diesen Triglyceridkonzentrationen.
"Die Senkung der Triglyceride muß bei der
Risikovermeidung in Zukunft ganz oben stehen",
forderte Miller daher. Die der Bevölkerung in
jahrelangen Erziehungsbemühungen eingebläuten
Riskogrößen Rauchen, Diabetes, Übergewicht,
Bewegungsmangel, Gesamt- und LDL-Cholesterol seien nach
Auswertung der Studie nicht mehr ausreichend, betonte er.
Eine Überarbeitung der geltenden Empfehlungen sei
notwendig.
Zum Schluß eine gute Nachricht: Der Risikofaktor
Triglyceride läßt sich durch Diät offenbar gut
kontrollieren, auch darauf deuten Studienergebnisse hin.
Miller: "Very-low-fat-Diäten sind am
erfolgreichsten." Auf jeden Fall gilt: wenig
gesättigte Fette, viel Omega-3-Fettsäuren, wenig
Fleisch, viel frischer Fisch. Empfehlenswert seien
Kaltwasserfischsorten wie Lachs, Hering, Makrele,
Sardinen oder Thunfisch (nicht in Öl!). Alkohol und
Zucker, beziehungsweise zuckerreiche Produkte seien zu
meiden.
PZ-Artikel von Bettina Schwarz, New Orleans
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