Medizin
Krebsvorsorge bei Sodbrennen
20 bis 40 Prozent der Erwachsenen
klagen über regelmäßiges Sodbrennen. Bei etwa zwei bis
drei Prozent der Bevölkerung liegt eine
Refluxösophagitis vor, in deren Folge durch Schädigung
des Plattenepithels die "Barret-Speiseröhre"
entsteht. Die Gefahr eines Adenokarzinoms am Ösophagus
ist deutlich erhöht, hieß es bei einem Pressegespräch
des Endo-Clubs Nord in Hamburg.
Das Risiko, an einem Adenokarzinom im unteren
Teil der Speiseröhre zu erkranken, ist in den letzten
Jahren kontinuierlich gestiegen. Als Ursache nannte
Professor Dr. Nib Soehendra, Hamburg, übermäßigen
Tabak- und Alkoholkonsum sowie eine nicht erkannte oder
unzureichend behandelte Refluxösophagitis. Bei etwa
fünf Prozent der Patienten mit chronischer
Refluxösophagitis wird im Verlauf der Krankheit die
entzündete Schleimhaut in das Barret-Epithel, ein
metaplastisches Zylinderepithel, umgewandelt, das zwar
einen besseren Säureschutz bietet, auf dessen Boden sich
jedoch das Karzinom entwickeln kann, sagte Dr. Friedrich
Hagenmüller, Hamburg.
Bislang sei die chirurgische Entfernung der Speiseröhre
zur Krebsprävention erlaubt gewesen. Allerdings sei nach
neuesten Erkenntnissen bei Früherkennung mit Hilfe eines
endoskopischen Überwachungsprogrammes und rechtzeitiger
Einleitung starker säureblockierender Therapiemaßnahmen
Vorbeugung möglich. Gelinge es, den Krebs im
Frühstadium zu entdecken, so könne er nach
endosonographischer Untersuchung mit Hilfe einer Schlinge
abgetragen werden. Besondere Tücke für Arzt und
Patient: Das Maß der Beschwerden des Patienten
korreliert nicht mit der objektiv feststellbaren Schwere
der Entzündung. Deshalb sollten sich auch Patienten mit
milden Refluxsymptomen wie Sodbrennen und saurem
Aufstoßen untersuchen lassen, sofern die Beschwerden
mehr als vier Wochen anhalten.
PZ-Artikel von Christiane Berg, Hamburg
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