Medizin

Antibiotikagabe während der Schwangerschaft
Schwangere Frauen stehen Arzneimitteln oft skeptisch gegenüber. Es muß ihnen aber klar sein, daß eine Antibiotikatherapie während der Schwangerschaft notwendig werden kann, denn Infektionen können auch den Embryo schädigen. Je nach Schwangerschaftsstadium sind einige Antibiotika allerdings kontraindiziert.
Der Wiesbadener Professor Dr. Ernst-Gerhard Loch hält die Einnahme von Penicillinen, Cephalosporinen, Erythromycin und Clindamycin während der Schwangerschaft für unbedenklich. Er riet jedoch, in jedem Fall den Erreger zu ermitteln, um so schmalbandig wie möglich therapieren zu können.
Bis zur zwölften Schwangerschaftswoche werden Gehirn, Auge, Herz und Extremitäten angelegt. In diesem Zeitraum ist der Embryo besonders sensibel, deshalb sind Vancomycin, Sulfonamide und Trimethoprim kontraindiziert. Tetracycline sind in jeder Phase der Schwangerschaft ungünstig, da sich die Substanz im fetalen Skelett ablagert und zu Störungen im Knochenaufbau führt. Von der 12. bis zur 39. Schwangerschaftswoche sind Sulfonamide und Trimethoprim verwendbar, danach jedoch nicht. In der Stillzeit sind Tetracycline, Sulfonamide und Trimethoprim kontraindiziert.
Wann auf jeden Fall behandeln?
Infektionskrankheiten mit deutlichen Entzündungserscheinungen sollten während der Schwangerschaft auf jeden Fall behandelt werden. Auch eine asymptomatische Bakteriurie muß nach Lochs Auskunft unbedingt behandelt werden, da sie zu einer aufsteigenden Harnwegs- und Niereninfektion führen kann. Aufgrund des damit verbundenen Blutdruckanstieges bedeutet dies für das Kind eine unmittelbare Gefahr. Therapie der Wahl sei hier die Behandlung mit Aminopenicillinen, so Loch.
Chlamydien- und Toxoplasmose-Infektionen sollten während der Schwangerschaft ebenfalls unbedingt behandelt werden. Beide Bakterientypen erhöhen die Mortalität des Embryos. Chlamydien sollten mit Erythromycin oder Amoxicillin behandelt werden, eine Toxoplasmose-Infektion je nach Schwangerschaftsstadium mit Pyrimethamin, Sulfonamiden oder Spiramycin.
Die beste Therapie nützt jedoch nichts, wenn die Mutter nicht mitmacht. Aufklärungsarbeit durch Ärzte und Apotheker wird daher immer entscheidend den Therapieerfolg mitbestimmen. Den Therapieerfolg kann aber auch die werdende Mutter beeinflussen, indem sie besonders viel Flüssigkeit zu sich nimmt und damit eine optimale Flüssigkeitszirkulation aufrecht erhält.
PZ-Artikel von Anita Schweiger, Bad Reichenhall © 1996 GOVI-Verlag
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