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In Deutschland herrscht Kopfschmerzanalphabetismus

31.05.1999  00:00 Uhr

- Medizin Govi-Verlag

In Deutschland herrscht Kopfschmerzanalphabetismus

von Ulrich Brunner, Köln

Nicht erhöhte Muskelspannung, sondern Störungen im körpereigenen Schmerzleitungssystem sind die Ursache von Spannungskopfschmerzen. "Der Schmerz ist also kein Warnsignal, sondern belastet den Organismus völlig unnötig", berichtete Professor Dr. Hartmut Göbel von der Schmerzklinik Kiel auf einer Bayer-Veranstaltung in Köln.

53 Millionen Deutsche leiden an Kopfschmerzen. Bislang charakterisierten Mediziner 165 verschiedene Subtypen. Die meisten dieser Schmerzarten treten jedoch sehr selten auf. Unangefochten an der Spitze liegt die Inzidenz von Migräne und Spannungskopfschmerz, der heute auch als primärer Kopfschmerz bezeichnet wird.

Früher habe man geglaubt, daß vor allem Muskelanspannung diese Schmerzen auslöse. Entsprechend neueren Untersuchungen sei aber das körpereigene Schmerzabwehrsystem gestört, so Göbel. "Nicht Muskeln oder Wirbel im Hals, sondern das Schmerzleitungssystem sind erkrankt."

Bei Migräne klagen Patienten meist über einen pulsierenden und pochenden Schmerz auf einer Schädelseiten. Spannungskopfschmerzen dagegen sind dumpf, drückend und treten chronisch oder episodisch überwiegend beidseitig auf. Gefäßentzündungen spielten keine Rolle und Triptane bei solchen Schmerzen folglich völlig unwirksam, sagte Göbel.

In einer bundesweiten Umfrage sammelte die Kieler Schmerzklinik mit Unterstützung der Bayer AG die Daten von 5000 Bürgern zur Epidemiologie und Genese von Spannungkopfschmerzen. Der größte Teil der Befragten leidet laut Göbel im Schnitt dreieinhalb Tage pro Monat an episodischen Kopfschmerzen. Frauen und Männer seien gleichermaßen betroffen. Die Krankheit trete im Mittel ab dem 28. Lebensjahr auf und sei kaum abhängig von Wochentagen oder Jahreszeiten. Auch Wettereinflüsse spielten selten eine Rolle, sagte Göbel.

In Deutschland könne man eigentlich von einem "Kopfschmerz-Analphabetismus" sprechen, kritisierte der Referent. Nur 2 Prozent der Bevölkerung kennen die Einteilung der unterschiedlichen Kopfschmerzarten. Deshalb glaubten auch viele Menschen, sie litten an Migräne und therapierten sich falsch. Gerade bei der Selbstmedikation sei also der richtige Rat des Apothekers sehr wichtig.

Neben klassischen Analgetika wie Ibuprofen, Paracetamol und Acetylsalicylsäure sollten auch an eine nicht-medikamentöse Therapie gedacht werden. In Kiele setzt man bei der stationären Behandlung deshalb auch auf psychotherapeutische Verfahren und Übungen zur Muskelentspannung.

Eine klare Absage erteilte Göbel den Kombionationspräparaten. Zusatzstoffe verschlechterten oft nicht nur die schmerzhemmende Wirkung, sondern belasteten auch unnötig den Organismus oder führten zu einer Abhängigkeit. Göbels Empfehlung bei nicht-chronischen Spannungskopfschmerzen: Monopräparate, die möglichst schnell ihre Wirkung entfalten, also Brause- oder Kautabletten.

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