Die Angst in Schach halten |
18.04.2005 00:00 Uhr |
Etwa 6 Prozent der Bevölkerung leiden unter milden Phobien. Wissenschaftler haben nun die molekularen Hintergründe für die Angstentstehung im Gehirn aufgespürt.
Manche Menschen lieben es, wenn ihnen der Angstschauer den Rücken hinunterrieselt. Andere Menschen hingegen leiden unter einer irrationalen, unkontrollierten Angst etwa vor Schlangen oder Spinnen , die über die tatsächliche Bedrohung weit hinausschießt. Circa 6 Prozent der Bevölkerung leiden unter milden Phobien.
Doch wie entsteht die Angst? In einer zentral im Gehirn liegenden Struktur, der Amygdala, treffen ständig Botschaften aus unterschiedlichsten Hirnregionen ein. Wird die Gesamtsituation zu brenzlig, startet die Amygdala die Angstreaktion, welche sich unter anderem in nassen Handflächen, Schweißausbrüchen und Herzrasen bemerkbar macht. Schweizerische Forscher der Universität Lausanne konnten nun einen näheren Blick auf die verwendeten chemischen Kommunikationssignale werfen (Science, Band 308, (2005) 245 - 248).
Im untersuchten Rattenhirn entdeckten sie das Zusammenspiel zweier Peptide, die die Angst schüren oder unterdrücken. Vasopressin, bekannt dafür, Furcht und Stress zu verstärken, steigert die Aktivität der von der zentralen Amygdala ausgehenden Nervenzellen. Sein Gegenspieler ist das für die Wehentätigkeit und Laktation essenzielle Oxytocin, das auch den Beinamen Kuschelhormon trägt, da es besonders bei zärtlichen Berührungen ausgeschüttet wird und soziale Bindungen stärkt. Im Wettstreit der Gefühle aktiviert das Peptidhormon nicht nur Nervenzellen in einer benachbarten Region der zentralen Amygdala, sondern hemmt über die Freisetzung von γ-Aminobuttersäure die Vasopressin-sensitiven Neurone.
Offensichtlich regeln Vasopressin und Oxytocin das Angstverhalten im Gehirn und wirken dabei gegenteilig auf die von der Amygdala ausgehenden Neurone. Eine nicht ausgeglichene Balance der beiden Peptidhormone könnte erklären, warum manche Menschen ängstlicher sind als andere. Die Beobachtung könnte für Menschen mit Phobien künftig einen Nutzen haben. Mit Medikamenten, die direkt in diesen Kreislauf eingreifen, könnte die Angst über den Oxytocinschalter abgestellt werden.
Depression und Angst liegen vorn Psychische Störungen haben muskuloskeletalen Beschwerden den Rang abgelaufen. Während Arbeitsausfälle in Großbritannien bislang vor allem auf Rückenschmerzen zurückzuführen waren, bilden nun Depression und Angst den Hauptgrund für das Fehlen am Arbeitsplatz, berichtet das British Medical Journal. Dabei verdoppelte sich seit 1995 die Zahl der Personen, die unter Stress litten, welcher von der Arbeit verursacht oder verstärkt wurde.
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