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Mini-Kamera liefert Video aus dem Dünndarm

01.04.2002  00:00 Uhr

Mini-Kamera liefert Video aus dem Dünndarm

von Ulrike Wagner, Eschborn

Eine winzige Kamera, eingebaut in eine Kapsel nicht größer als diejenigen zur Penicillin-Gabe, liefert neuerdings Bilder aus dem gesamten Dünndarm. Das System schließt eine diagnostische Lücke, denn der drei bis vier Meter lange Abschnitt des Darms war bislang gastroenterologisches Niemandsland.

Vor weniger als zwei Jahren veröffentlichten die Schöpfer der Minikamera ihre Erfindung und erste klinische Ergebnisse im Wissenschaftsmagazin Nature. Jetzt berichteten Experten während des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Endoskopie und bildgebende Verfahren Mitte März in München von ihren Erfahrungen mit dem Given® Imaging Diagnostic System und der M2A® Kapsel-Endoskopie.

Der Dünndarm ließ sich vor Entwicklung der innovativen Methode weder endoskopisch noch radiologisch ausreichend darstellen, heißt es in den Presseunterlagen des Herstellers Given Imaging Ltd. Konventionelle endoskopische Verfahren ermöglichen, etwa 30 Prozent des Dünndarms einzusehen. Dünndarmerkrankungen werden daher häufig übersehen.

Typische Beispiele seien unerkannte Blutungsquellen, bestimmte Tumoren in frühen Stadien oder auch Morbus Crohn, der sich ausschließlich im Dünndarm manifestiert und daher mit herkömmlicher Endoskopie kaum zu diagnostizieren ist. Die klassischen Untersuchungen des Magens und des Dickdarms (Gastroskopie beziehungsweise Koloskopie) ersetzt die neue Methode jedoch nicht. Zumal Magen- und Darmspiegelung den Ärzten kleinere operative Eingriffe wie das Entfernen von Polypen während der diagnostischen Prozedur ermöglichen. Ist der Befund nach diesen Untersuchungen jedoch negativ, der Patient leidet aber zum Beispiel unter Darmblutungen, können Ärzte mit Hilfe der Minikamera der Ursache der Beschwerden auf die Spur kommen.

Ambulante Endoskopie

Für die Patienten ist die Untersuchung schmerzfrei und ohne Sedierung möglich. Die knapp vier Gramm wiegende Kapsel ist mit einem winzigen Mikrokamera-Chip ausgestattet. Sie wird morgens nüchtern mit etwas Flüssigkeit geschluckt. Für die folgenden zwei Stunden darf der Patient weder essen noch trinken, nach vier Stunden kann er eine leichte Mahlzeit zu sich nehmen. Innerhalb von sechs bis acht Stunden passiert die Kapsel den gesamten Magen-Darm-Trakt und wird über den Stuhl wieder ausgeschieden.

Während ihrer Reise durch den Körper sendet die Kamera etwa 50.000 Bilder an einen Datenrekorder, der an einem Gürtel um die Hüfte getragen wird. Für den Empfang der Signale werden am Bauch des Patienten, ähnlich wie EKG-Elektroden, Sensoren angebracht. Die Patienten können sich während der Untersuchung frei bewegen und ihrem gewohnten Tagesablauf nachgehen. Nach der Untersuchung werden die Bilder vom Datenrekorder auf einen Rechner geladen, eine spezielle Software ermöglicht Bildanalyse, Auswertung und Diagnose.

Kontraindiziert ist das Verfahren bei Patienten mit Verdacht auf gastrointestinale Obstruktionen und bei Patienten mit Herzschrittmacher oder anderen elektromedizinischen Implantaten beziehungsweise bei Schwangeren, da für beide Gruppen noch keine klinischen Erfahrungen vorliegen.

Im Dünndarm überlegen

In mehreren klinischen Studien zeigte sich die Kapselendoskopie klassischen Verfahren zur Untersuchung des Dünndarms deutlich überlegen. So präsentierte Professor Dr. Christian Ell, Klinikum Wiesbaden, die Daten einer prospektiven deutschen Studie, nach denen die Kapsel-Endoskopie der klassischen Push-Enteroskopie zur Untersuchung des Dünndarms deutlich überlegen ist. Patienten mit erblichen Polyposis-Syndromen bietet die Kapsel-Endoskopie eine nicht-invasive, ambulante Methode zur Überwachung des Dünndarms, die auch tiefere Dünndarmabschnitte zuverlässig einsieht, so Professor Dr. Wolff Schmiegel, Medizinische Klinik Knappschaftskrankenhaus Ruhr-Universität Bochum, während des Kongresses in München.

Zugelassen ist die Methode in Europa und in den USA. In Deutschland hat die Firma mit Hauptsitz in Israel inzwischen 40 Given® Diagnostic Systeme installiert. Mehr als 600 Patienten wurden bislang in klinischen Studien untersucht, weltweit haben mehr als 3600 Patienten die Kapsel mit der Videokamera zu klinischen Untersuchungen geschluckt, meldet der Hersteller. Wo sich das dem Wohnort nächste System befindet, können Patienten und Ärzte unter arztliste.givenimaging.com abfragen. Top

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