Hightech gegen die Schwerhörigkeit |
25.03.2002 00:00 Uhr |
von Gisela Dietz, Berlin
Welche Batterie passt in welches Hörgerät? Wo finde ich einen guten Hörgeräte-Akustiker oder wie kann ich Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe finden? Im Apothekenalltag werden die Mitarbeiter oft mit dem Problem Schwerhörigkeit konfrontiert.
In Deutschland haben mehr als 14 Millionen Menschen Hörschäden. Jeder vierte Jugendliche, jeder dritte Erwachsene über vierzig und jeder zweite über siebzig ist betroffen. Trotzdem werde dem Hören im Vergleich zum Sehen viel zu wenig Beachtung geschenkt, kritisierte Professor Dr. Jürgen Kießling von der Justus-Liebig-Universität Gießen bei einem Pressegespräch Ende Januar in Berlin. Schwerhörigkeit habe noch immer einen Stigma-Charakter. Hörprobleme würden ignoriert und verdrängt. Der größte Teil der Betroffenen leidet an einer Innenohrschwerhörigkeit, die mit komplexen Kommunikationsstörungen verbunden ist. Die Patienten hören nicht nur leiser, sondern auch falsch und verzerrt.
Neben Forschungsansätzen im medikamentösen Bereich liegt der Schwerpunkt der Behandlung auf dem Gebiet der Hörgeräteakustik. Etwa 2,5 Millionen Patienten in Deutschland tragen ein Hörgerät. 70 Prozent der Betroffenen nutzen Modelle, die hinter dem Ohr platziert sind. 30 Prozent der Patienten sind mit Geräten im Ohr ausgestattet.
Die winzigen Hightech-Computer gibt es in verschiedenen Varianten. Alle orientieren sich an der Funktion der gesunden Cochlea, der Schnecke des Innenohres. Die modernsten Formen der Geräte im Ohr nehmen die Geräusche über ein digitales Mikrofon auf und verarbeiten sie digital in mehreren miteinander verknüpft arbeitenden Frequenzbändern. Sie analysieren selbständig die Hörumgebung. Die wichtigen Signale werden entsprechend verstärkt, die störenden Hintergrundgeräusche unterdrückt. Zusätzlich regeln die Geräte Lautstärke, Klarheit und Klangqualität. Neben der vollautomatischen Funktion ist die manuelle Steuerung der Hörprogramme möglich. Eingepasst werden die Minicomputer in speziell angefertigte Kunststoffschalen. Diese entstehen in einem Laser-Sinter-Verfahren aus mehreren Granulatschichten. Vorher tastet ein 3-D-Scanner das Ohr ab. Die Daten werden digitalisiert und in eine virtuelle Hörgeräteschale umgewandelt.
Für wen welches Hörgerät geeignet ist, hängt von der Art der
Schwerhörigkeit ab. Wichtig sei es, Hörstörungen früh zu erkennen und
zu behandeln, erläuterte Kießling. Auch sei die Versorgung beider Ohren
wichtig. Obwohl 80 Prozent der Hörgeschädigten einen Hörverlust auf
beiden Ohren haben, sind nur etwa 35 Prozent mit zwei Hörgeräten
ausgerüstet.
© 2002 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de