Medizin
Als typisches Kennzeichen des
Glaukoms (Grüner Star) gilt der erhöhte
Augeninnendruck. Doch es gibt auch Patienten mit normalem
Augendruck, die an glaukomatösen Sehstörungen, zum
Beispiel Gesichtsfelddefekten, leiden. Vermutlich spielen
vaskuläre Faktoren eine wichtige Rolle in der Genese des
Niederdruckglaukoms. Dies erklärte Dr. Oliver Arend von
der Augenklinik der TH Aachen beim Fachgespräch
"Talk im Forst", das mit Unterstützung der
Chibret Pharmazeutische GmbH, Haar, Mitte Februar in
München stattfand.
Als normal gilt ein Augeninnendruck von 10 bis
21 mmHg, der tageszeitlich um 3 bis 4 mmHg schwanken
kann. Möglicherweise sind diese Werte für manche
Patienten zu hoch. Diese können im Verbund mit okulären
Durchblutungsstörungen ein Normaldruckglaukom
entwickeln. Bei diesen Patienten konnte eine reduzierte
Durchblutung der Augenarterie und ein erhöhter
Gefäßwiderstand nachgewiesen werden. Nach Zugabe von
Kohlendioxid als Vasodilatator zur Atemluft war die
Blutflußverlangsamung reversibel.
Arend stellte eine kleine placebokontrollierte Studie mit
zwölf gesunden Probanden vor, bei denen vor und zwei
Stunden nach lokaler Applikation von Dorzolamid die
okuläre Durchblutung gemessen wurde. Neben, einer
Augendrucksenkung verkürzten die Augentropfen (2%) die
arteriovenöse Passagezeit und erhöhten die kapilläre
Fließgeschwindigkeit in der Makula und den
Sehnervanteilen um die Papille (Macula lutea:
gelber Fleck", in der Mitte liegt die Stelle
des schärfsten Sehens; Papille: Austrittsstelle der
Sehnerven aus der Netzhaut). Die arteriellen und venösen
Durchmesser wurden nicht verändert. In einer Studie mit
24 Normaldruckglaukom-Patienten über vier Wochen senkten
Dorzolamid-Augentropfen den Druck und verbesserten die
Durchblutung.
Wie das Eng- und das Offenwinkelglaukom verursacht das
Normaldruckglaukom im Frühstadium keine Beschwerden und
wird eher zufällig entdeckt oder wenn Patienten wegen
anderer Erkrankungen zum Augenarzt gehen. Der Aachener
Ophthalmologe empfahl allen Menschen ab vierzig Jahren,
beim Augenarzt nicht nur den Druck messen, sondern auch
Gesichtsfeld und Augenhintergrund untersuchen zu lassen.
Alle Glaukomformen können unbehandelt zur Erblindung
führen. Etwa 15 bis 20 Prozent der Blinden in
industrialisierten Ländern haben ihr Augenlicht wegen
eines Glaukoms verloren.
PZ-Artikel von Brigitte M. Gensthaler, München
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