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Die Angst kommt vor dem Schwindel

31.01.2000  00:00 Uhr

- Medizin Govi-Verlag

Die Angst kommt vor dem Schwindel

von Christine Vetter, Köln

Schwindelattacken haben bei 30 bis 50 Prozent der Patienten psychogene Ursachen. Besonders häufig sind Angsterkrankungen die Grundlage der Beschwerden. Allzu oft wird dies jedoch noch verkannt. Das betonten Experten bei einem interdisziplinären Forum der Bundesärztekammer in Köln.

Schwindel ist bei vielen Patienten ein Ausdruck der Angst, die die Betroffenen aber eindeutig als Folge, und nicht als Ursache der Beschwerden ansehen. Die Patienten halten das Auftreten der Schwindelattacke, die oft mit Herzjagen, Herzklopfen und Schweißausbrüchen einhergeht, für den Grund der Angst, die sich in Panikattacken und bis hin zur Todesangst mit Notfalleinweisung in die Klinik steigern kann.

Meist aber verhält es sich genau umgekehrt, berichtete Privatdozentin Dr. Annegret Eckhardt-Henn von der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Mainz. Typisch für solche Störungen sei, dass die Angst, respektive der Schwindel, in bestimmten Situationen auftritt. Die Betroffenen litten meist unter Platzangst oder einer Soziophobie. Die Attacken kommen oft im Supermarkt, Aufzug oder beim Autofahren. Die Patienten flüchteten in ein Vermeidungsverhalten, mit der Folge, dass sie nicht mehr alleine aus dem Haus gehen. "Schwindel ist bei solchen Menschen lediglich ein Angstäquivalent", erklärte die Medizinerin.

Auch ein sekundär psychogener Schwindel wird nach ihren Worten oftmals nicht richtig diagnostiziert. Solche Krankheitsformen treten häufig nach Traumen auf, möglicherweise erst nach Wochen oder Monaten. So ist es nicht ungewöhnlich, dass Patienten, die zum Beispiel nach einem Autounfall und einem dadurch bedingten Schleudertrauma Wochen später über Schwindel klagen, den sie auf den Unfall und das Trauma zurückführen. Meist wird dann versucht, dem Patienten durch allgemeinen Maßnahmen, zum Beispiel eine Physiotherapie zu helfen. "Das aber führt erst recht zur Fixierung auf die Symptomatik", sagte Eckhardt-Henn.

Lässt sich ein Schwindel nicht eindeutig einer organischen Ursache zuordnen, so sollte ihrer Ansicht nach rasch ein Psychosomatiker zur Abklärung der Diagnose hinzugezogen werden. Denn eine Studie der Medizinerin bei 179 Patienten mit dem Leitsymptom Schwindel ergab in 50 Fällen eindeutig somatische Ursachen, bei 94 Patienten waren die Beschwerden klar psychogenen Ursprungs, und bei den restlichen lagen Mischformen vor. Eckhardt-Henn: "Das sind Patienten, bei denen der Schwindel urspünglich vestibulär bedingt ist, bei denen sich dann aber sekundär ein psychogener Schwindel entwickelt". Die Betroffenen sind oft monatelang krank und nicht selten endet die "Patientenkarriere" dann in der Frührente.

Die Psychotherapeutin warnte vor Verlegenheitsdiagnosen und der leichtfertigen Verordnung so genannter Antivertiginosa oder durchblutungsfördernder Mittel. So könnten sich die Symptome mitunter verschlimmern. Der Patient bleibt dann von der organischen Ursache überzeugt, und der Zugang zu einer psychotherapeutischen Ursache ist nur noch schwer möglich. Dann aber weitet sich die psychische Grunderkrankung leicht aus und wird schließlich sogar chronisch.

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