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Computer hilft Tinnitus-Patienten

26.11.2001  00:00 Uhr

Computer hilft Tinnitus-Patienten

von Wolfgang Kappler, Homburg/Saar

Internetzugang und ein PC mit Soundkarte sind die Voraussetzungen für ein neuartiges Trainingsprogramm, mit dem Tinnitus-Geplagte zu Hause das ständige Pfeifen, Rauschen, Summen, Zischen, Klingeln, Sausen, Brummen und Hämmern im Kopf bändigen sollen. Entwickelt hat das so genannte Ablenkungs- und Entspannungstraining (AET) der Trierer Universitäts-Psychologe Dr. Friedemann Gerhards - zunächst für die ambulante Behandlung. Eine Studie soll nun klären, ob sich das System auch für die Anwendung zu Hause eignet.

Drei Millionen Bundesbürger leiden an den Folgen und Belastungen eines chronischen Tinnitus, dem häufig ein Hörsturz zu Grunde liegt. Wissenschaftler gehen heute davon aus, dass es sich dabei um eine Entgleisung der Kontrollmechanismen des so genannten limbischen Systems im Gehirn handelt, das normalerweise die Emotionen und die Aufmerksamkeit steuert. Dafür spricht, dass Ablenkungsreize die Wahrnehmung der Tinnitus-Geräusche abschwächt. Auf dieser Beobachtung basierend hat Gerhards das AET entwickelt und erfolgreich getestet.

Und so funktioniert es: Einem einführenden Informationsgespräch über die Hintergründe der Erkrankung folgen 25 Sitzungen, die jeweils mit einer Entspannungsübung beginnen. Gerhards hat sich dabei statt für das autogene Training für das progressive Muskelentspannungstraining entschieden. "Dabei werden nacheinander unterschiedliche Muskeln angespannt und wieder entspannt. Das löst Verspannungen und macht im Endeffekt ruhig", sagt er.

Hat sich die Grundruhe eingestellt, beschreibt eine Stimme, begleitet von entspannender Musik, zum Beispiel das Bild einer Landschaft, durch die die Patienten im Geiste wandern. Ihre Vorstellung wird dabei allmählich auf die Sonne gelenkt, deren Helligkeit und Wärme sie plötzlich tatsächlich zu spüren glauben. Gekoppelt an die suggestiven Worte sind Lampen, deren Licht sich, von einem PC gesteuert, dem Text entsprechend verändert.

Angenehme Reize

Allein die Licht- und Wärmereize sind schon angenehm. Wichtiger aber ist, dass sie die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und andere als akustische Sinnesempfindungen in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit geraten. So lernen die Tinnitus-Betroffenen allmählich, sich auf andere Dinge als die plagenden Ohrgeräusche zu konzentrieren und sich abzulenken.

Dass das Programm funktioniert, haben zwei Studien mit 150 Betroffen gezeigt. "Die Belastung ging drastisch zurück, der Effekt war selbst noch nach einem Jahr messbar", sagt Gerhards. "Die Ergebnisse der ambulanten Therpie waren vergleichbar mit denen aus teuren stationären Aufenthalten." Die Studien zeigten auch, dass es nicht die Gruppentherapie beziehungsweise der Austausch mit anderen Tinnitusbetroffenen war, der zur Besserung führte, denn in der Einzeltherapie fielen die Behandlungsergebnisse genauso gut aus. Entscheidend für den Therapieerfolg war vielmehr die Tiefe der Entspannung.

Deshalb will Gerhards nun die von ihm entwickelten Sprach-CDs inklusive des PC-gesteuerten Lampensystems Patienten mit nach Hause geben. 40 bis 60 Tinnitus-Betroffene sollen zunächst in einer Studie täglich eine halbe Stunde lang damit arbeiten. Ziel ist es, die ohnehin schon günstige, weil ambulante AET-Alternative noch günstiger zu machen. E-Mail und Telefon reichen zur Kommunikation mit dem Therapeuten aus. Sollte die Studie erfolgreich verlaufen, könnte sehr vielen Tinnitus-Patienten mit einfachen Mitteln geholfen werden. Wer an der Studie teilnehmen möchte, kann sich unter tinnitus.fpp@uni-trier.de melden oder unter www.psychologie.uni-trier.de/fpp/Projekte/Tinnitus_neu.html. Dort erhält er dann weitere Informationen. Top

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