Medizin
Neues aus der Wissenschaft
IRF-1 unterstützt p53 bei der
Tumorabwehr
Normalerweise stoppen Zellen ihre DNA-Synthese,
wenn sie genotoxischem Streß ausgesetzt sind. So wird
die Ausbreitung einer möglichen Zellmutation und die
Bildung eines Tumors verhindert. Dieser
Regulationsmechanismus wird durch die Aktivierung des
Tumorsuppressorgens p53 gesteuert. Japanische
Wissenschaftler fanden jetzt heraus, daß p53 nicht
allein für den Abbruch der DNA-Synthese verantwortlich
ist, sondern von dem Interferon-Regulationsfaktor IRF-1
unterstützt wird.
Die Wissenschaftler von der Universität in Tokyo
bestrahlten embryonale Maus-Fibroblasten von gesunden
Mäusen und von Mäusen, denen entweder das p53-Gen oder
das IRF-1-Gen fehlt, mit y-Wellen. Während die
DNA-Synthese bei den Fibroblasten der normalen Mäuse um
90 Prozent zurückging, sank sie in den beiden Mutanten
lediglich um jeweils 10 Prozent. Ein klarer Beweis
dafür, daß auch IRF-1 den Zellzyklus stoppt, so die
Tokyoter Wissenschaftler.
Die Funktionsweise von p53 ist weitgehend bekannt: Es
bindet an den Promoter des p21-Gens und löst dessen
Transkription aus. Der bremst Cyclin-abhängige Kinasen,
dadurch wird der Zellzyklus in der zur Interphase
gehörenden G1-Phase unterbrochen. Da auch in
Fibroblasten, denen das IRF-1-Gen fehlt, die p21-Synthese
bei Bestrahlung durch y-Wellen inhibiert wird, muß IRF-1
letztendlich auch über das p21-Gen wirken. Die
japanischen Forscher haben jedoch noch keine Antwort
darauf, ob IRF-1 direkt am p21-Gen angreift oder ob es
lediglich Ausgangspunkt einer Reaktionskette ist.
Quelle: Tanaka, N., et al., Nature Vol. 382, 29. August
1996, 816-818.
Starke Raucher sollten wenigstens Fisch essen
Starke Raucher, die mindestens dreimal pro Woche
Fisch essen, leiden und sterben deutlich seltener an der
koronaren Herzkrankheit (KHK) als fischverschmähende
Nikotinabhängige. Zu diesem Ergebnis kommt eine
Wissenschaftlergruppe aus Hawaii, die Daten des
Honolulu-Herz-Programms ausgewertet hat. Das Programm
läuft seit 1965 und beobachtet 8006 männliche Einwohner
der Insel.
Bei Rauchern, die mehr als 30 Zigaretten täglich
rauchen, bewirkte regelmäßiger Fischkonsum eine
Halbierung des KHK-Risikos, schreiben die Autoren der
Studie. Bei schwachen Rauchern ist der protektive Effekt
des Fischverzehrs deutlich geringer. Nach Ansicht der
Wissenschaftler sind vor allem die im Fisch reichlich
enthaltenen omega3-Fettsäuren für die Protektion
verantwortlich. Diese greifen in den
Arachidonsäure-Stoffwechsel ein und bewirken eine
Gefäßerweiterung sowie die Hemmung der
Thrombozytenaggregation. Außerdem, so eine weitere
Theorie, lindern omega3-Fettsäuren die durch Zigaretten
verursachte Entzündungsreaktion in den Endothelzellen.
In vorangegangenen Studien zeigten omega3-Fettsäuren
bereits eine lungenprotektive und eine
anti-atherosklerotische Wirkung bei Rauchern. Es gibt
also gute Gründe für Raucher, regelmäßig Fisch zu
essen. Nach wie vor sei es aber am sinnvollsten, mit dem
Rauchen aufzuhören, so die Autoren. Nichtraucher, die
niemals Fisch essen, lebten in jedem Fall gesünder als
Raucher, die täglich Fisch zu sich nehmen.
Quelle: Rodriguez, B., et
al., Circulation Vol.94, September 1996,952-956
Schwangerschaft und Schlaganfall
Entgegen bisheriger Annahmen erhöht sich das
Schlaganfallrisiko während der Schwangerschaft nicht.
Nach der Geburt steigt die Gefahr dagegen an, so das
Resultat einer US-amerikanischen Studie. Für die
Untersuchung wurden die Daten aus der Region Baltimore,
Washington und Maryland verwendet. In dem
Untersuchungsgebiet leben rund eine Million Frauen im
Alter von 15 bis 44 Jahren.
Die Resultate: In der Schwangerschaft sinkt die
Wahrscheinlichkeit cerebraler Infarkte auf 70 Prozent. In
den ersten sechs Wochen nach der Geburt steigt sie auf
das Fünffache an. Die Gefahr einer Hirnblutung ist
dagegen bereits in der Schwangerschaft doppelt so hoch
wie bei nicht schwangeren Frauen. Nach der Geburt steigt
sie auf fast das 30fache im Vergleich zu nicht
Schwangeren. Das Risiko, einen der beiden
Schlaganfalltypen zu erleiden, ist während der
Schwangerschaft nichtsignifikant um 10 Prozent erhöht.
Nach der Geburt steigt es kurzfristig auf das Achtfache
an.
Quelle:
Kittner, S.J., et al., New
England Journal of Medicine, 12. September 1996, 768-774
Zusammengestellt von Daniel
Rücker
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