Medizin
Dosierter Sport für
Typ-II-Diabetiker
Ein höherer Grad an
körperlicher Aktivität verbessert beim manifesten
Typ-II-Diabetes die Glucosetoleranz und das vaskuläre
Risikoprofil und steigert außerdem die
Insulinsensitivität. Vor allem Patienten unter 60
Jahren, die motiviert und gewillt sind, ihren Lebensstil
zu ändern, werden von einem regelmäßigen körperlichen
Training besonders profitieren. Für multimorbide und
übergewichtige ältere Patienten wäre die unkritische
Empfehlung von Sport aus medizinischen und
psychologischen Gründen jedoch eine falsche und
überdies riskante Empfehlung.
Bei einem Hoechst-Pressegespräch im Juli 1996
bei Baden-Baden skizzierte Professor Dr. Rüdiger
Landgraf, München, die in vielen Studien nachgewiesenen
positiven Effekte einer regelmäßigen körperlichen
Aktivität bei Typ-II-Diabetikern: Im Vordergrund steht
die gesteigerte Insulinsensitivität der
Skelettmuskulatur (weniger des Fettgewebes), wodurch der
Abtransport von Glucose aus dem Blut in periphere Gewebe
schneller und vollständiger erfolgt. Nur eine
kontinuierliche muskuläre Mehrarbeit führt zu einer
positiven Beeinflussung der diabetischen
Stoffwechsellage.
Durch körperliches Training werden weitere
kardiovaskuläre Risikofaktoren günstig beeinflußt:
Triglyceride und Blutdruck werden gesenkt,
HDL-Cholesterol und Fibrinolyse gesteigert. Weiterhin
gilt regelmäßiges Sporttreiben als präventive
Maßnahme, um die Inzidenz des Typ-II-Diabetes zu
erniedrigen. Allerdings erhöht sich bei älteren und
untrainierten Patienten durch gesteigerte körperliche
Aktivität das Risiko eines Myokardinfarktes. Weiterhin
muß mit Diabetes-spezifischen (Neuropathie,
Retinopathie, Nephropathie) und Diabetes-assoziierten
(Makroangiopathie) Komplikationen sowie mit degenerativen
Erkrankungen des Skelett- und Bindegewebes gerechnet
werden.
Um bei Typ-II-Diabetikern das mit Sport verbundene
Infarktrisiko zu minimieren, müssen
Screening-Untersuchungen, ärztlich überwachte
Trainingsprogramme und dauerhafte Motivation die Therapie
unterstützen. Ein ideales Muskelarbeitsprogramm sollte
nach Landgrafs Erfahrungen aus aerober Tätigkeit unter
Verzicht auf maximale Anstrengung bestehen. Als
ausreichend hätten sich drei bis vier Trainingseinheiten
à 20 bis 30 Minuten erwiesen.
PZ-Artikel von Dieter Müller-Plettenberg, Bühlerhöhe
© 1996 GOVI-Verlag
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