Klinikwegweiser im Internet |
16.06.2003 00:00 Uhr |
Diagnose Brustkrebs: Nach dem ersten Schock haben die meisten Frauen viele Fragen. Eine der dringendsten ist sicher, welche Klinik die optimale Therapie bietet. Informationen über die Qualität der einzelnen Institutionen sind in Deutschland allerdings schwierig zu bekommen. Das ZDF will Betroffenen jetzt unter anderem mit einem Klinikwegweiser im Internet helfen.
In Deutschland entspricht die Brustkrebstherapie nicht in allen Kliniken dem aktuellen Standard. So wird auch heute noch vielen Frauen die Brust amputiert, ohne dass dies tatsächlich nötig wäre. Der landesweite Durchschnitt der brusterhaltenden Operationen liegt nur bei 30 bis 40 Prozent. In vielen spezialisierten Zentren wird jedoch bei fast 70 Prozent der Patientinnen brusterhaltend operiert, erklärte Professor Dr. Wolfgang Eiermann von der Frauenklinik vom Roten Kreuz in München während der Vorstellung der Aktion „Brustkrebs aktiv angehen“ am 11. Juni in Offenbach. Angesichts dieser Zahlen ist ebenfalls zu bezweifeln, dass Chemo- und Strahlentherapie in allen Kliniken optimal eingesetzt werden.
Wie aber ein Krankenhaus ausfindig machen, das die Patientin optimal behandelt und betreut? Für die betroffenen Frauen und ihre Angehörigen ist es außerordentlich schwierig, Therapieangebote zu beurteilen. Das ZDF will jetzt gemeinsam mit den Aktionspartnern für Transparenz sorgen und die Versorgung nachhaltig verbessern. An der Aktion beteiligt sind außer dem Sender der Berufsverband der Frauenärzte, die German Adjuvant Breast Cancer Group (GABG), der Deutsche Krebsinformationsdienst KID im Deutschen Krebsforschungszentrum, das Steinbeis Transferzentrum Gesundheitsinformation am DKFZ sowie die Aktion Bewusstsein für Brustkrebs. Unterstützt wird die Kampagne von Aventis.
Die Aktion startet am 22. Juni mit mehreren Sendungen in ZDF und 3sat, die über die neuesten Diagnose- und Therapieoptionen bei Brustkrebs informieren. Gleichzeitig wird der Klinikwegweiser im Internet freigeschaltet (www.zdf.de, www.praxis.tv). Betroffene Frauen und deren Angehörige können hier eine Klinik nach ganz bestimmten Kriterien auswählen.
Sendetermine im ZDF
Um die Internetseite zu erstellen, haben die Aktionspartner einen Fragebogen entwickelt, der an 2700 Kliniken bundesweit verschickt wurde. Darin wurden die Ausstattung der Klinik für Diagnostik und Therapie, spezifische Leistungen (zum Beispiel Anteil der brusterhaltenden Operationen, rekonstruktive Verfahren, psychoonkologische Betreuung) und organisatorische Strukturen (zum Beispiel interdisziplinäre Fallkonferenzen) abgefragt. Die Fragebögen gingen an die Verwaltungsdirektoren der Kliniken, die die Angaben gemeinsam mit dem jeweiligen Ärztlichen Direktor mit ihrer Unterschrift signierten.
Sechs Wochen nach Start der Aktion liegen dem ZDF bereits 700 ausgefüllte Fragebögen vor. Die Auswertung der Bögen wird so ins Internet gestellt, dass Interessierte die Qualitätskriterien abfragen können. Begleitend zu der Aktion bieten die Frauenarztpraxen in ganz Deutschland Informationsmaterial an. Über erste Ergebnisse der Klinikbefragung informieren auch die Fernsehsendungen in 3sat und ZDF.
Nachteil des Internetangebots: Die betroffene Frau oder ihre Angehörigen müssen sich bereits mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Völlig ohne Vorkenntnis lässt sich der Klinikwegweiser nicht sinnvoll nutzen. Daher riet auch Professor Dr. Jens-Uwe Blohmer von der Berliner Charité, die optimal geeignete medizinische Einrichtung gemeinsam mit einem Arzt auszuwählen, der sich auf diesem Gebiet kundig gemacht hat.
Neben dem Internetangebot haben die Aktionspartner eine Broschüre für diejenigen Frauen herausgegeben, die keinen Zugang zum Netz haben. Sie enthält elf wichtige Fragen (siehe Kasten), die die Patientin ihrem Arzt stellen sollte, um eine Klinik zu finden, die sie optimal betreut. Die Fragen wurden gemeinsam mit den medizinischen Partnern der Aktion und Selbsthilfegruppen erarbeitet. Grundlagen sind die europäischen Leitlinien zur Diagnostik und Erkennung des Brustkrebses (EUSOMA), die Checklisten für Brustzentren der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Senologie sowie Fragebögen von Klinikdaten des Krebsinformationsdienstes. Interessierte können die Broschüre ab dem 22. Juni gegen Rückporto beim ZDF bestellt werden.
Die entscheidenden Fragen an den Arzt Die elf Fragen sind eingeteilt in fünf (1 bis 5), die essenzielle Voraussetzungen abfragen („Muss-Kriterien“), und weitere sechs Fragen (6 bis 11) zu zusätzlichen Qualitätskriterien.
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