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Schreckschußwaffen bereiten mehr als nur Schrecken

24.05.1999  00:00 Uhr

-MedizinGovi-Verlag

Schreckschußwaffen bereiten
mehr als nur Schrecken

von Stephanie Czajka, Berlin

Schreckschußwaffen sind weder harmlose Spielzeuge, noch zur Selbstverteidigung geeignet. So eine Presseerklärung des Universitätsklinikums zu Untersuchungen von Dr. Markus Rothschild, Rechtsmediziner an der Freien Universität Berlin.

Schreckschußwaffen werden mit Platz-, Leucht- oder Gaspatronen geladen. Selbst wenn es nur knallt, entsteht durch das explodierende Pulver ein Gasstrahl (Jet), der allein zu schwersten Verletzungen oder zum Tod führen kann. Wird die Mündung direkt angesetzt oder aus einer Entfernung von wenigen Zentimetern geschossen, durchdringt der Strahl nicht nur Weichteilgewebe, sondern zum Beispiel auch den Schädelknochen. Das Mündungsfeuer wird bis zu 3000 °C heiß. Es kommt zu schwersten Verbrennungen, die extrem schlecht heilen. Herausgeschleuderte Pulverbestandteile können die Augen bis zur Blindheit irreversibel schädigen. Bei maximalem Schalldruck von 180 Dezibel kann ein einziger Schuß zu einem Knalltrauma mit anschließender Taubheit führen.

Zur Selbstverteidigung seien die Waffen deshalb nicht geeignet, heißt es in der Presseerklärung weiter, weil die Handhabung meist nicht geübt werde. Im Ernstfall kann die Waffe nicht schnell genug eingesetzt werden. Außerdem sei die Kartuschenmunition häufig zu alt. Um Angreifer zu vertreiben, seien Batterie- oder Druckluft-betriebene Sirenen sinnvoller. Zur Selbstverteidigung wurden Spraydosen mit Tränengas empfohlen.

Von einer echten Waffe sind Schreckschußwaffen meist nur aus allernächster Nähe zu unterscheiden. Sie haben eine Laufsperre im Mündungsbereich oder ein Zulassungszeichen der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig (PTB). Wie Rothschilds Untersuchung zeigte, tragen und zeigen vor allem Jugendliche diese Waffen, um Macht zu demonstrieren, ihren Kumpanen zu imponieren oder um Gewalt zu provozieren.

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