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Mangelernährung ist großes Risiko für Krebspatienten

18.02.2002  00:00 Uhr

Mangelernährung ist großes Risiko für Krebspatienten

von Annette Junker, Hamburg

"Ich habe so stark abgenommen und auch gar keinen Appetit mehr. Was kann ich da tun? Soll ich meine Essgewohnheiten ändern?" Solche Fragen quälen Tumorpatienten häufig. Wie das pharmazeutische Personal in der Offizin den Krebskranken helfen und sie beraten kann, erklärte Steffen Theobald aus Freiburg während des 10. Zytostatika-Workshops Ende Januar in Hamburg.

Bereits vor der Diagnose einer Krebserkrankung kann es zu einem ungewollten Gewichtsverlust kommen, der im Verlauf der Erkrankung oft weiter voranschreitet. Für die auch als Tumorkachexie bezeichnete Auszehrung sind verschiedene Faktoren verantwortlich: Metabolische Veränderungen, Digestions- und Resorptionsstörungen, psychosoziale Probleme sowie die Nebenwirkungen der Chemo- oder Radiotherapie.

Eine Tumorkachexie liegt vor, wenn das Gewicht seit der Erstdiagnose um 10 Prozent gesunken ist, oder der Patient innerhalb von drei Monaten 5 Prozent seines Körpergewichts verloren hat. Da diese Kachexie zu einer allgemeinen Schwächung des Organismus führt und sogar in bis zu einem Viertel der Fälle die alleinige Todsursache sein kann, ist die ernährungstherapeutische Behandlung eines tumorbedingten Kachexiesyndroms äußerst wichtig.

Die Ernährungstherapie bei Tumorerkrankungen sollte anhand eines Stufenschemas erfolgen. Dabei steht die nötige Kalorienzufuhr möglichst in Form normaler Nahrung im Mittelpunkt. Viele tumor- und therapiebedingten Beschwerden kann man schon durch individuell zusammengestellte Wunschkost lindern, die die bedarfsgerechte Nährstoff- und Energieversorgung berücksichtigt.

Allgemein ist Tumorpatienten zu häufigen kleinen Mahlzeiten zu raten. Sie sollten außerdem langsam essen, gründlich kauen und reichlich Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukte zu sich nehmen, um die Nährstoffdichte zu erhöhen. Bei Steatorrhö (Stuhlfettausscheidung) sollten die Patienten ihre Fettzufuhr einschränken und MCT-Fette (mittelkettige Triglyceride) bevorzugen. Bei Lactoseintoleranz kann man auf gesäuerte Milchprodukte ausweichen. Eventuell können Tumorpatienten durch spezielle Trinksupplements vermehrt Kalorien aufnehmen. Außerdem ist es sinnvoll, Nahrungsergänzungspräparate für Vitamin B12, Folsäure, Calcium und Eisen zu nehmen.

Bei speziellen Problemen wie Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen sowie Mangelernährung müssen besondere Ernährungs- und Verhaltensregeln beachtet werden:

Tipps gegen Appetitlosigkeit

  • viele kleine Mahlzeiten
  • zu einer Tageszeit essen, in der der Appetit am größten ist
  • bewusst ablenken beim Essen (unterhalten, lesen, fernsehen)
  • Mahlzeiten appetitlich anrichten
  • Kochgerüche bei der Zubereitung gering halten
  • Aperitif vor der Mahlzeit trinken (eventuell auch alkoholisch)
  • reichlich Kräuter und Gewürze verwenden
  • viel Bewegung an der frischen Luft

 

Tipps gegen Übelkeit und Erbrechen

  • Essen nur bei Appetit, keinen Selbstzwang ausüben
  • viele kleine Mahlzeiten
  • sehr Süßes und Fettes eher vermeiden
  • auf Lieblinsspeisen verzichten, damit keine Aversionen entstehen
  • trockene Lebensmittel bevorzugen (Zwieback, Toast)
  • Wasser- und Mineralstoffverluste ausgleichen (verdünnter schwarzer Tee, Säfte)

 

Therapie der Mangelernährung

  • Kalorien- und fettreiche Ernährung
  • 5 bis 6 kleine Mahlzeiten
  • kleine Snacks zwischendurch
  • kalorienreiche Getränke
  • fettreiche Produkte
  • w-3-Fettsäuren supplementieren, zum Beispiel mindestens dreimal pro Woche Mahlzeiten mit fettreichem Seefisch
  • mit Maltodextrin 19 Speisen aller Art kalorisch anreichern
  • abwechslungsreiche Trinksupplemente empfehlen
  • Essen in Gesellschaft

 

Psychologische und psychotherapeutische Therapien unterstützen die Wirkung dieser Verhaltensmaßnahmen und der bewussten kalorienreichen Ernährung noch. Wenn allerdings die Nahrungsaufnahme trotz dieser Maßnahmen nicht ausreicht, sollte ein enterales Ernährungsprogramm folgen, und der Patient über Magensonden mit fettreichen Nährlösungen ernährt werden. Die Kalorienzufuhr sollte im Bereich von 30 kcal/kg liegen. Ganz am Schluss des Stufenschemas steht die parenterale Ernährung, wobei eine zeitlich begrenzte standardisierte klinische Ernährung nur bei sehr schlechtem Gesamtzustand des Patienten indiziert ist. Top

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