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Malaria-Schnelltests sind ungeeignet

21.02.2000  00:00 Uhr

- Medizin Govi-Verlag INTERVIEW

Malaria-Schnelltests sind ungeeignet

von Brigitte M. Gensthaler, Würzburg

Hochglanzprospekte über die Reiseziele dieser Welt zeigen nur einen Ausschnitt der Realität. Eine fachkundige Beratung vor und nach einer Tropenreise kann manch böse Überraschung verhindern. Die PZ sprach mit Professor Dr. Klaus Fleischer von der Tropenmedizinischen Abteilung der Missionsärztlichen Klinik in Würzburg.

PZ: Welche Aufgaben haben die Apotheker in der Reiseberatung?

Fleischer: Eine fundierte Reiseberatung und Zusammenstellung einer Reiseapotheke sind entscheidende Aufgaben des Apothekers. Er sollte die Gelegenheit nutzen und viele Empfehlungen zum richtigen Verhalten, zum Beispiel bei Essen und Trinken, oder zur Kleidung und Mückenabwehr geben.

PZ: Welche speziellen Hinweise kann er älteren Kunden mit auf den Weg geben?

Fleischer: In der Regel hat der Apotheker guten Kontakt zu Patienten, die regelmäßig Medikamente brauchen, zum Beispiel wegen Hochdruck, Diabetes oder Asthma. Diese Menschen brauchen Rat, wie sie am besten mit ihren Medikamenten umgehen. Auch bei der Auswahl des Reiseziels und vor allem der Reisezeit kann der Apotheker helfen. Es lohnt sich, Klimatabellen zu studieren. Wer im Mai nach Indien fährt, ist selbst schuld, wenn er vor Hitze und Feuchtigkeit nahezu umkommt. Verträglicher ist das Klima Ende des Jahres. Auch für Namibia ist der Oktober sehr günstig; im Februar oder März herrschen dort viel Feuchtigkeit und ein erhöhtes Malaria-Risiko.

PZ: Was halten Sie von den Malaria-Schnelltests?

Fleischer: Als diese Tests vor wenigen Jahren aufkamen, waren wir sehr euphorisch. Inzwischen hat sich dies aus zwei Gründen gelegt. Zum einen zeigen Studien, dass Personen, die nicht gewöhnt sind, mit Labormaterialien umzugehen, dabei oft Fehler machen. Bei mehr als fünfzig Prozent kommt es zu technisch falscher Handhabung und/oder Ablesung. Ein zweiter kritischer Punkt ist, dass vereinzelt trotz einer hohen Parasitendichte im Blut ein falsch-negatives Ergebnis resultieren kann. Daher raten wir von den Tests ab. Ein Schnelltest kann auf keinen Fall einen Malaria-Ausstrich und einen dicken Tropfen ersetzen.

PZ: Bei plötzlichem Fieber also gleich die Stand-by-Medikation nehmen?

Fleischer: In den allermeisten Reiseregionen, egal ob Kenia Küste oder Indien Mitte, gibt es ein qualifiziertes Medizinsystem, in dem man mit dem Malaria-Ausstrich sehr gut zurechtkommt. Dann können Sie gezielt die Stand-by-Therapie betreiben, sei es mit Mefloquin oder – was im Kommen ist - mit Malarone®.

PZ: Nicht immer ist Malaria mit hohem Fieber verbunden. Mit welchen Beschwerden könnte der Reiserückkehrer in die Apotheke kommen? Wann muss der Apotheker hellhörig werden?

Fleischer: Im Zusammenhang mit der Klage über Beschwerden muss die Aussage des Kunden stehen: "Ich war in einer Risikoregion", vielleicht in Kenia oder Venezuela. Grippale Symptome wie Schüttelfrost, Fieber oder ausgeprägte Kopf- und Gliederschmerzen können auf eine Malaria hindeuten. In manchen Fällen tritt eher eine Untertemperatur auf, oft mit deutlichen Leibschmerzen. Eine Malaria kann sich auch wie eine Gallenkolik darstellen oder in seltenen Fällen einen septischen Abort vortäuschen, wenn eine Frühschwangerschaft vorliegt. Wenn man die Symptome fehldeutet, weil man die Reisevorgeschichte nicht kennt, kann es zu katastrophalen Zusammenbrüchen und Todesfällen – immer noch mehr als zwanzig pro Jahr - kommen.

PZ: Wie lange nach Reiserückkehr können die Warnzeichen auftreten?

Fleischer: Etwa neunzig Prozent der Malaria-tropica-Infektionen machen sich innerhalb von vier bis sechs Wochen bemerkbar; erste Symptome können aber noch ein halbes Jahr später auftreten. Bei einer Malaria tertiana kann die Latenzzeit ein Jahr oder länger sein, und die Malaria quartana ist die einzige Form, die lebenslang rezidivieren kann. Das ist tückisch, denn wenn das Fieber so spät auftritt, denkt der Patient gar nicht mehr an seine Reise.

PZ: Wohin sollte der Apotheker einen verdächtigen Patienten schicken? Zum Hausarzt oder in eine spezialisierte Einrichtung?

Fleischer: Zum Hausarzt. Jeder Arzt kann EDTA-Blut abnehmen. Dies muss noch am gleichen Tag zu einem Laborfacharzt oder in ein Kliniklabor geschickt und dort analysiert werden. Kommt der Befund erst nach einigen Tagen angebummelt, kann der Patient bereits schwerst krank oder gar gefährdet sein.

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