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Olivenöl lähmt Brustkrebsgen

07.02.2005  00:00 Uhr

Olivenöl lähmt Brustkrebsgen

von Dagmar Knopf, Limburg

Olivenöl scheint eine schützende Wirkung vor Brustkrebs zu haben. Dies lassen Laborversuche an Krebszellen vermuten und bestätigen damit die Beobachtung, dass eine mediterrane Ernährung das Krebsrisiko senkt.

Bewohner des Mittelmeerraums ernähren sich offensichtlich ziemlich gesund. So essen sie nicht nur mehr Obst und Gemüse als Nordeuropäer und US-Amerikaner, sondern verwenden auch reichlich Olivenöl beim Kochen. Und diese Ernährungsgewohnheiten, inzwischen als mediterrane Ernährung bekannt, scheinen nach epidemiologischen Untersuchungen sowohl gegen Herzkreislauferkrankungen und Krebs zu schützen als auch das Altern hinauszuzögern.

Javier A. Menendez und seine Kollegen von der Northwestern University in Chicago konnten nun an einer Reihe von Laborexperimenten an Brustkrebszelllinien einen Hinweis darauf finden, wie Olivenöl möglicherweise vor Brustkrebs schützt (Annals of Oncology, Onlineveröffentlichung vom 10.1.2005). Bislang hatten Untersuchungen recht unterschiedliche Ergebnisse geliefert, was daran liegen könnte, dass nicht reines Olivenöl, sondern eine Mixtur an Fettsäuren oder ein Gemisch mit anderen Substanzen verwendet worden war.

Aus diesem Grund beschränkten sich die Wissenschaftler auf die einfach ungesättigte Ölsäure, die außer in Olivenöl auch in Maisöl und Lebertran enthalten ist. Sie setzten zwei unterschiedlichen Zelllinien von Brustkrebszellen die Ölsäure in steigenden Konzentrationen zu und bestimmten anschließend die Aktivität des Onkogens, das für den humanen epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor 2 (Her-2/neu) kodiert. Dieses Krebsgen ist bei jeder vierten bis fünften Brustkrebspatientin überaktiv, wobei diese Tumoren als überaus aggressiv gelten und mit einer schlechten Prognose verbunden sind.

In den Laborversuchen wirkte sich die Ölsäure tatsächlich auf die Aktivität des Onkogens für Her-2/neu aus. Bei einem Zusatz von 10 mM Ölsäure reduzierte sich die Genexpression in der ersten Zelllinie um fast die Hälfte (46 Prozent) und in der zweiten um ein gutes Drittel (36 Prozent). Doch damit nicht genug. Die Ölsäure scheint zudem die Effizienz des monoklonalen Antikörpers

Trastuzumab (Herceptin®) positiv zu beeinflussen, der den Her-2/neu-Rezeptor selbst als Angriffspunkt hat. Setzten die Forscher den Brustkrebszellen nicht nur Ölsäure, sondern gleichzeitig auch Trastuzumab zu, war die Zahl der Her-2/neu-exprimierenden Zellen um 70 Prozent gesenkt und damit stärker, als es bei der Behandlung mit der Ölsäure oder dem Wirkstoff (48 Prozent) alleine zu beobachten war. Der synergistische Effekt lässt darauf schließen, dass die Ölsäure über einen anderen molekularen Mechanismus die Expression des Rezeptors senkt als die medikamentöse Therapie und sie somit möglicherweise ergänzen könnte.

Besonders interessant ist diese Beobachtung, da einige Patientinnen in der Therapie mit Trastuzumab resistent gegen die Behandlung werden. Die im Olivenöl enthaltene Ölsäure aktivierte nämlich in den Laborversuchen auch einen Zellzyklusinhibitor namens p27Kip1, der in die Entwicklung der Resistenz gegen Trastuzumab verwickelt ist.

Vorerst dämpften die Wissenschaftler jedoch eine zu große Euphorie, da im Labor gewonnene Ergebnisse nicht immer in die klinische Praxis umzusetzen sind. Allerdings könnte der Hinweis, dass eine höhere Konzentration von Ölsäure im Brustgewebe die Aktivität des Onkogens senkt, neue Studien herbeiführen. So wollen die Wissenschaftler nun den genauen molekularen Mechanismus untersuchen, über den die Fettsäure das Onkogen beeinflusst. Und sie hoffen herausfinden, ob das gesunde Öl eine Resistenzentwicklung gegen Trastuzumab hinauszögern oder gar verhindern kann. Wer seinen nächsten Salat mit Olivenöl anrichtet, macht auf jeden Fall nichts falsch. Top

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