Medizin
Sterilität durch
Chlamydieninfektion
Eine Infektion mit Chlamydia
trachomatis gehört in den Industrienationen zu den
häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten. Die
Bedeutung dieser Erkrankung für eine mögliche
Sterilität ist nicht einfach festzustellen, da eine
Chlamydieninfektion in fast 90 Prozent aller Fälle
asymptomatisch verläuft.
Chlamydien sind die wichtigsten Verursacher
aszendierender Infektionen des weiblichen Genitals. Im
englischen werden diese Infektionen unter dem Begriff
"Pelvic inflammatory disease" (PID)
zusammengefaßt. PID kann eine Ursache für Sterilität
bei Frauen sein, erklärte Dr. Waltraud Eggert-Kruse von
der Universitätsfrauenklinik in Heidelberg beim 6.
klinisch-mikrobiologisch-infektiologischen Symposium in
Berlin. Einer schwedischen Studie zufolge wird das Risiko
für eine Sterilität nach einer Episode dieser
Erkrankung auf 15 Prozent, nach zwei Episoden bereits auf
30 Prozent geschätzt. Aszendierende Genitalinfektionen
erhöhen auch das Risiko einer Eileiterschwangerschaft,
die ebenfalls die Fertilität vermindern kann.
Bei gut einem Drittel der Frauen mit langjährig
unerfülltem Kinderwunsch liegen pathologische
Tubenveränderungen vor. Ein anderer Ansatz weist daher
den Zusammenhang dieses sogenannten Tubenfaktors mit
serologischen Markern (chlamydienspezifischen
IgG-Antikörpern) nach. Mehr als 20 Prozent der Frauen
hatten stark erhöhte Chlamydien-Antikörper-Titer. In
der serologisch positiven Gruppe wiesen 50 Prozent
Veränderungen an den Tuben auf, der Unterschied zur
Vergleichsgruppe war signifikant. Signifikant höher war
in dieser Studie auch die Anzahl der jeweils
mitinfizierten Partner. Der Zusammenhang zwischen
Chlamydieninfektion und verminderter Fertilität beim
Mann werde allerdings, so Eggert-Kruse, noch heftig
diskutiert. Am sexuellen Übertragungsweg - und damit der
indirekten Bedeutung für die weibliche Sterilität -
wird jedoch nicht gezweifelt: Vermutlich gelangen die
Bakterien in das Genital der Frau, da sie an den
Spermatozoen haften können. Sie überleben auch
Kryokonservierung und In-vitro-Fertilisationsverfahren.
Blieb der Kinderwunsch schon über mehrere Jahre
unerfüllt, so kommt ein Screening für eine akute
Chlamydieninfektion bei Mann oder Frau zu spät. Wichtig
ist die frühzeitige Behandlung der Erkrankung unter
Einbeziehung des Partners. Die Krankheit tritt gehäuft
bei jungen Menschen um die zwanzig auf; besonders
gefährdet ist, wer häufig den Sexualpartner wechselt
oder bereits an anderen sexuell übertragbaren
Krankheiten leidet. Bei Frauen können Symptome wie eine
leichte Verletzlichkeit des Gebärmutterhalses, nicht
hormonell bedingte Blutungsstörungen, Reizblase, leichte
Dysurie oder auch nur ein geringes Ziehen im Unterbauch
erste Anzeichen für eine Infektion mit Chlamydia
trachomatis sein.
PZ-Artikel von Stephanie Czajka, Berlin
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