Medizin
Mit Pulsierende-Signal-Therapie
gegen Schmerzen
Epidemiologischen Studien zufolge
benötigt über ein Viertel der Deutschen ärztliche
Behandlung wegen Verschleißerscheinungen des Haltungs-
und Bewegungsapparates. Seit Juli 1996 steht ergänzend
zur physikalischen, medikamentösen und operativen
Behandlung die Pulsierende-Signal-Therapie (PST) zur
Verfügung.
Die PST basiert auf folgender Beobachtung: Um
jedes Gelenk besteht ein elektrisches Feld, das
kontinuierlich Bindegewebe wie Knorpel, Bänder und
Sehnen regeneriert. Arthrosen und Verletzungen stören
dieses elektrische Feld. Die PST erzielt mit Hilfe einer
Luftspule ein elektromagnetisches Feld mit pulsierenden
Strömen. Diese ahmen in Art und Intensität ein
menschliches Regenerationssignal nach, das nach
Streßeinwirkung auf Bindegewebe meßbar ist. Entgegen
der allgemeinen Meinung soll dieses Signal durch
Wiederaufbau des elektrischen Feldes eine körpereigene
Regeneration von Knorpel und anderen Bindegeweben
hervorrufen können.
Nach gründlicher ärztlicher Untersuchung wird das zu
behandelnde Gelenk an neun aufeinanderfolgenden Tagen
schmerz- und eingriffsfrei eine Stunde in einer Luftspule
gelagert. Am Behandlungsende soll eine dauerhafte
Heilwirkung einsetzen, die nach vier bis sechs Wochen
ihren Höhepunkt erreicht. Unerwünschte Nebenwirkungen
sind bisher nicht bekannt. Eine medikamentöse Therapie
sollten Patienten während der PST weiterführen. Falls
erforderlich, könne die Behandlung wiederholt werden,
hieß es bei der Veranstaltung der PST Handels GmbH in
München.
In-vitro-Studienergebnisse deuten darauf hin, daß
PST-Magnetfelder möglicherweise den Knorpelstoffwechsel
beeinflussen können: Beobachtet wurde ein erhöhter
Einbau von Thymidin und Sulfat sowie eine gesteigerte
Produktion der Substanz des Poleoglykanknorpelgerüsts.
1990 prüfte eine placebokontrollierte, randomisierte,
doppelblinde Pilotstudie in Amerika, ob PST ohne
zusätzliche NSAR-Therapie bei 27
Osteoarthritis-Patienten Schmerzen verringern kann. Nach
achtzehn halbstündigen PST-Sitzungen in sechs Wochen und
einem Monat Beobachtungszeit zeigte sich bei der
Auswertung von visuellen Schmerzskalen und Gelenkübungen
bei 70 bis 80 Prozent der Verumgruppe eine Verbesserung
im Vergleich zu 15 Prozent der Placebogruppe.
Eine weitere randomisierte, doppelblinde,
placebokontrollierte Studie von 1993, an der 167
Patienten mit Osteoarthritis des Knie- oder
Nackengelenkes teilnahmen, belegt statistisch signifikant
verminderte Arthritissymptome und Schmerzen sowie eine
verbesserte funktionelle Leistungsfähgkeit bei den
PST-behandelten Patienten. Derzeit prüft eine deutsche
Studie den Behandlungserfolg der PST bei 93 Patienten,
die seit mindestens drei Monaten an einer Lumbalgie,
Coxarthrose oder Chondropathia patellae leiden. Nach
einer Zwischenauswertung Ende September 1996 haben sich
bei etwa 75 Prozent der Patienten bereits nach Abschluß
der neun Therapiesitzungen Beschwerden und körperliche
Leistungsfähigkeit gebessert.
Wo ist eine PST in Deutschland möglich?
In Deutschland gibt es acht PST-Behandlungszentren. Auch
niedergelassene Ärzte, die über PST-Geräte verfügen,
können behandeln. Private Krankenversicherungen
übernehmen die Behandlungskosten von etwa 1300 DM,
gesetzliche Krankenkassen bisher nicht. Derzeit gibt es
keine Behandlung, die es ermöglicht, Knorpelabbau zu
verhindern oder Knorpelschäden zu regenerieren. Die
beobachtete Symptombesserung bei Arthrosepatienten nach
PST scheint weitere wissenschaftliche und klinische
Untersuchungen zu der elektrischen Therapieform zu
rechtfertigen.
PZ-Artikel von Birgit Strohmaier, Passau
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