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Wunderkammer der Arzneigeschichte

27.10.2003  00:00 Uhr

Wunderkammer der Arzneigeschichte

PZ  Ein kleines, aber reizvolles und didaktisch anregendes Museum öffnete vor einem Jahr seine Pforten in Südtirol. Es widmet sich vor allem dem Produkt, das Patient, Apotheker und Arzt seit Jahrhunderten verbindet: dem Arzneimittel. Das Pharmaziemuseum in Brixen (PMB) dokumentiert nahezu 400 Jahre Pharmaziegeschichte.

Gezuckerte Asseln gegen Fieber zu schlucken oder mit eingedickter Ochsengalle bestrichene Pflaster gegen Spulwürmer aufzulegen, ist für den modernen Patienten unvorstellbar. Drogen aus getrockneten pflanzlichen und tierischen Rohstoffen sind jedoch auch heute noch die Grundlagen für verschiedene Heilmittel. Zusammen mit den Mineralien bilden sie die „Materia Medica“. Das PMB präsentiert eine Fülle davon. Eine Schrankkonstruktion mit über 100 Schubladen weckt die Neugier der Besucher. Das beleuchtete Innere enthält historische und aktuelle Drogen mit einprägsamer Beschreibung. An der Decke schweben zwei mythische Symbole aus der alten Pharmazie: die Mumie eines Krokodils und ein Narwalzahn. Die Abteilung „Drogen aus aller Welt“ ist ein Schwerpunkt der Ausstellung, mit dem der Besucher an das Thema „Heilmittel in Geschichte und Gegenwart“ herangeführt wird.

An die Apothekerkunst knüpften Patienten zu allen Zeiten hohe Erwartungen. Heilmittel sollten rasch und dauerhaft helfen, angenehm angewendet werden können und haltbar sein. Das Museum zeigt galenische Spezialitäten des 17. Jahrhunderts ebenso wie aktuelle Industrieprodukte. Die verschiedenen Arzneiformen umfassen Mittel zum Einatmen, Salben und Pflaster zum Auflegen, Zäpfchen zum Einführen, Tabletten und Dragees, Ampullen zum Spritzen, aber auch süßes Konfekt.

Bis ins 19. Jahrhundert stellten Apotheker fast alle Produkte im eigenen Labor her. Der Beginn der industriellen Revolution bescherte eine Neuorientierung. In der Herstellung ließen sich Qualität und Wirtschaftlichkeit nur durch Spezialisierung und Großproduktionen erreichen. Aus manchen Apothekenlaboratorien gingen weltbekannte Pharmaunternehmen wie Merck oder Schering hervor. Die Vielzahl an Geräten für chemische Prozesse im Museum spiegelt die Bedeutung der Laborarbeit in der historischen Apotheke wider.

Auf der Suche nach dem Wirkprinzip

Der Bereich „Chemische Kunst“ zeigt den Aufstieg der chemischen Wissenschaften und ihrer Anwendung in der Pharmazie. Am Beginn standen pflanzliche Mischungen mit zahlreichen Bestandteilen – Vielerlei sollte gegen Vieles helfen. Der auch in Tirol tätige Paracelsus forderte das Gegenteil: die chemisch hergestellte, reine Wirksubstanz. Die alchemistischen Labortechniken der Destillation und Sublimation nutzten Tinkturen und mineralische Präparate aus Arsen, Antimon, Quecksilber und Gold. In der Pflanzenchemie des 18. und 19. Jahrhunderts brachte die Suche nach dem Wirkprinzip besonders große Erfolge. Es waren Apotheker, die in ihren Laboratorien Morphin, Chinin und eine Reihe weiterer wichtiger Pflanzeninhaltsstoffe isolierten.

400 Jahre nichts verloren

Destilliervorrichtungen und Schmelztiegel stammen wie die anderen Ausstellungsstücke, Heilmittel, Gefäße und Verpackungen, aus dem täglichen Gebrauch der Stadtapotheke Brixen. Das große Haus in der Altstadt, in dem sich auch das Museum befindet, ermöglichte seit der Zeit um 1600 das Aufbewahren und Sammeln einer beeindruckenden Fülle ausgemusterter Gegenstände. Seit sechs Generationen ist die Apotheke im Besitz der Familie Peer, die durch die Bewahrung des alten Fundus für die Unverfälschtheit der Sammlung sorgte. Die Atmosphäre des 17. Jahrhunderts lebt auch in den insgesamt 150 Quadratmeter großen Ausstellungsräumen mit Täfelungen und Fresken weiter. Die neue Einrichtung und das Medienangebot sind jedoch auf der Höhe der Zeit. Werke zeitgenössischer Kunst ergänzen die pharmaziehistorische Sammlung. Das Museum sei nicht nur eine Vitrine, das heißt ein Ort des Sammelns und Bewahrens. Auch aktuelle Fragen zur Medizin im Wandel der Zeit, zum Reiz an der Manipulation des Körpers und der Identität des Menschen unter sich verändernden naturwissenschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen würden thematisiert, betonen die Ausstellungsmacher.

 

Pharmaziemuseum Brixen
Adlerbrückengasse 4
I-39042 Brixen
www.pharmazie.it
museum@pharmazie.it

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