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Sprungbrett ins normale Leben

06.10.2003  00:00 Uhr

Nachsorge-Camp

Sprungbrett ins normale Leben

von Ulrike Abel-Wanek, Heidelberg

Bis zu 40 kleine Waldpiraten machen seit Ende September den Heidelberger Stadtwald unsicher. Hier entstand nach gut einjähriger Bauzeit das erste Freizeit-Camp für krebskranke Kinder in Deutschland. Bauherr und Träger ist die in Bonn ansässige Deutsche Kinderkrebsstiftung. Das 14.000 Quadratmeter große Gelände bietet viel Platz für Sport, Spiel und neue Freundschaften.

„Hier werde ich nicht komisch angeguckt.“ Eine junge Camperin bringt das Ziel des hier zu Lande einmaligen Projekts auf den Punkt: Ferien von der Krankheit zu machen und Erholung zu finden in einer Gruppe, deren Mitglieder alle Ähnliches erlebt haben. Hier ist es egal, wie jemand aussieht oder ob er im Rollstuhl sitzt. Niemand starrt einen an, wenn die durch Chemotherapie ausgefallenen Haare noch nicht nachgewachsen sind. Wichtiger ist, gemeinsame Erfahrungen auszutauschen, Freundschaften zu schließen und vor allem Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen wieder aufzubauen nach der oft langen Phase schwerer Krankheit. Drei Probecamps im Sommer verliefen viel versprechend: Alle Kinder waren begeistert, viele wollen wiederkommen.

Das mitten im Wald mit Blick auf Wiesen und Felder gelegene Areal umfasst sieben Gruppenhäuser, zwei davon behindertengerecht, ein Volleyballfeld und Amphitheater, ein zweistöckiges Haupthaus, in dem Küche, Verwaltung, Speisesaal und großzügige Gruppenräume untergebracht sind, sowie das Multifunktionshaus für Theater und Musik und eine Ton- und Holzwerkstatt. Geplant ist noch ein Hochseilgarten. Hier sollen auch behinderte Kinder, denen Arm oder Bein amputiert werden mussten, in fast zehn Meter Höhe ihr Können unter Beweis stellen. „Sie sind oft sogar schneller und geschickter als die anderen“, weiß Camp-Leiterin Gabriele Geib von vorausgegangenen Touren an einer Kletterwand, als die Camps noch im Zeltlager stattfanden. Die Waldpiraten in ihren festen Blockhütten seien jetzt die Perfektionierung der Zelte der „Better-Days-Camps“, auf die die Deutsche Krebsstiftung mit Recht stolz ist.

Entwickelt wurde das Konzept nach dem Vorbild erfolgreicher Feriencamps in den USA und Irland, die von Hollywoodstar Paul Newman gegründet wurden. Rallyes, Klettern, Töpfern –das dient nicht nur der Erholung. Das erlebnispädagogisch ausgerichtete Programm unterstützt den Heilungsprozess der Kinder.

Gemeinsame Spiele im Freien, Lagerfeuer, aber auch Bastelaktionen und Schauspielern stärken den Teamgeist, fördern Verantwortung und helfen eigene Grenzen und Möglichkeiten auszutesten und zu erweitern. Dieses Nachsorgeangebot ermöglicht maximal 400 Kindern im Jahr in sicherer und behüteter Umgebung physische und psychische Herausforderungen zu meistern und neuen Lebensmut zurückzuerobern. Die zehn Tage im Camp sind ganz bewusst auch Ferien von Eltern und Geschwistern und ein Riesenschritt in Richtung Normalität.

„Wir stellen unseren Kindern neue Herausforderungen in der Gemeinschaft. So können sie ihre Kompetenzen wieder entdecken und ihr Selbstwertgefühl stärken,“ betont Ulrich Ropertz, Vorstandssprecher der Stiftung.

Außerhalb der Camp-Zeiten finden Familienseminare und Elterngruppentreffen statt, außerdem Extra-Camps für die oftmals „vergessenen“ Geschwisterkinder, für die die Erkrankung in der Familie besonders belastend ist. Das Gelände ist ganzjährig geöffnet, mit Schwerpunkt auf den Ferien. Eine Million Euro koste der laufende Betrieb, so Ropertz, 5,8 Millionen habe das gesamte Projekt gekostet. Die Finanzierung stehe, die Hälfte stamme von örtlichen Eltern- und Fördervereinen.

Neben den optimalen pädagogischen Einrichtungen und einem ausreichenden Personalschlüssel ist auch die medizinische Versorgung gesichert. So können Kinder, deren Gesundheitszustand einen Ferienaufenthalt in einer üblichen Einrichtung nicht erlaubt, problemlos zu den Waldpiraten kommen. Für nächtliche Infusionen bei zum Beispiel Blutungsstörungen sorgt eine im Umgang mit Krebskranken erfahrene Pflegekraft, ein Arzt ist außerdem in Rufbereitschaft. Die Heidelberger Uni-Kinderklinik ist nur zwölf Auto-Minuten entfernt.

Angedacht war das Waldpiraten-Projekt schon lange. 1999 wurde die nicht nur finanziell ehrgeizige Idee langsam konkret. „Wir haben angefangen, uns das zuzutrauen“, so Geib. Als sich dann die Gelegenheit für den Erwerb des Heidelberger Grundstücks ergab, ging alles recht schnell – jedoch nicht auf Kosten anderer Aufgaben. Trotz dieses wichtigen und bisher umfangreichsten Projekts der Deutschen Kinderkrebsstiftung fließen beispielsweise weiterhin bis zu 2 Millionen Euro in die Forschungsförderung. Im internationalen Vergleich stehen die Heilungsraten und Erfolge, die in den deutschen Therapiestudien erzielt werden, gut dar. Doch immer noch gibt es kinderonkologische Krankheitsbilder mit schlechter Prognose. Hier müssen neue Wege der Behandlung gefunden werden.

Bei den Kindern, die von ihrer Krebserkrankung geheilt werden können, rückt die Frage der Lebensqualität und den Spätfolgen mehr und mehr in den Blickpunkt. Angestrebt wird eine maßgeschneiderte Therapie – so viel wie nötig und so wenig wie möglich -, die individuelle Faktoren und Krankheitsrisiken berücksichtigt. Bundesweite Therapie-Optimierungsstudien, an denen sich alle Kinderkrebszentren beteiligen können, sowie Projekte, die die Qualität der medizinischen und psychosozialen Versorgung sichern oder steigern, sind Schwerpunkt der Förderung.

Weitere Informationen:
Deutsche Kinderkrebsstiftung
Joachimsstraße 20
53113 Bonn
Telefon (02 28) 9 13 94 32
www.waldpiraten.de
www.kinderkrebsstiftung.de Top

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