Chemiker im Verlagswesen |
23.06.2003 00:00 Uhr |
Nach Untersuchungen über Mineralien in Berlin entwickelte Franz Varrentrapp zusammen mit Heinrich Will im Institut von Justus von Liebig in Gießen die Will-Varrentrapp-Methode zur Stickstoffbestimmung in organischen Verbindungen. Auf Empfehlung Liebigs, der Varrentrapps organisatorisches Talent erkannt hatte, wechselte dieser 1841 nach Braunschweig und wurde dort schließlich Teilhaber der Verlagsbuchhandlung Friedrich Vieweg & Sohn.
Der in Frankfurt am Main geborene Apotheker Franz Varrentrapp war der jüngste Sohn des angesehenen praktischen Arztes Dr. Conrad Varrentrapp. Nach dem Besuch der Privatlehranstalt von Gutermann wechselte er in die Sekunda des Gymnasiums und erhielt im April 1832 sein Abgangszeugnis.
Die pharmazeutische Ausbildung erfolgte von 1832 bis 1835 in Lausanne. Als Gehilfe war er danach in der Hof-Apotheke Rastatt tätig, als Rezeptar in der Struwe'schen Apotheke in Dresden. Anstelle der Pharmazie wählte Varrentrapp jedoch die Chemie als zukünftigen Beruf und begann sein Studium 1837 in Berlin bei Eilhard Mitscherlich und Heinrich Rose, unter dessen Leitung er selbstständige wissenschaftliche Untersuchungen an unterschiedlichen Mineralien durchführte. 1839 wechselte er nach Gießen und wurde bei Justus von Liebig zum Dr. phil. promoviert.
Er arbeitete unter anderem über Ölsäure und Margarinsäure. Zur vertieften Ausbildung bereiste er im Herbst 1840 England und Schottland und kehrte nach Besuchen von Belgien und Frankreich zurück. Zusammen mit Heinrich Will entwickelte er die Will-Varrentrapp-Methode zur Bestimmung des Stickstoffs in organischen Verbindungen, welche später von Kjeldahl verbessert wurde (1883).
Auf Liebigs Empfehlung wurde Varrentrapp im November 1841 in Braunschweig Sekretär des dortigen Gewerbevereins, in dem der Verlagsbuchhändler Eduard Vieweg, ein guter Freund Liebigs, eine hervorragende Stelle einnahm. 1844 berief ihn die Braunschweigsche Regierung als Lehrer für Physik und Chemie an die anatomisch-chirurgische Lehranstalt und ernannte ihn zwei Jahre danach zum Professor. Die Berufung zum Direktor des neu errichteten Polytechnikums in Aachen lehnte er 1868 ab, stattdessen wurde er Teilhaber im Verlagshaus Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig.
Ausgezeichnete Fachkunde, Umsicht, rege Tätigkeit sowie die seltene Gewandtheit, die Varrentrapp bei den Gewerbeausstellungen in Braunschweig zeigte, designierten ihn als Vertreter des Landes bei großen internationalen Industrieausstellungen. Die württembergische Regierung würdigte diese Verdienste durch Verleihung des Ritterkreuzes des Friedrichsordens.
Mit großer Hingabe widmete sich Varrentrapp seinen umfangreichen Aufgaben, bis sich im Herbst 1875 Symptome eines chronischen Hirnleidens einstellten, die ihn zum Rückzug aus dem Geschäftsleben zwangen.
Lebensdaten
Literatur
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