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Baden und Bereitschaftsdienst

18.02.2002  00:00 Uhr

INSELAPOTHEKER

Baden und Bereitschaftsdienst

von Siegfried Löffler, Helgoland

"Geh mal zum Lutz aufs Oberland!" Wenn das ein Helgoländer zu einem anderen sagt, ist klar, dass ein Medikament gebraucht wird. Der Inselapotheker Lutz Neumcke versorgt 1500 Einwohner und im Sommer zahllose Touristen: rund um die Uhr, sieben Tage in der Woche.

Lutz ist ein "Zugereister" vom Festland. Der 1941 in Dresden geborene Pharmazeut will die sächsische Herkunft nicht verleugnen, obwohl er bereits 40 Jahre auf der Nordseeinsel lebt. Wenn viele Helgoländer nur seinen Vornamen kennen, zeigt das, dass er integriert wurde, dass sie ihn als hilfsbereiten, sachkundigen Berater in Arzneimittelfragen schätzen.

Die Liebe zum Apothekerberuf wurde ihm in die Wiege gelegt: Sein Vater Hans war ein in Dresden hoch angesehener Pharmazeut, seine Marien-Apotheke 1959 - neben der Bahnhofsapotheke - die einzige in Privathand. SED-Funktionäre hielten Hans Neumcke für einen Reaktionär. Als er sich weigerte, für die Stasi zu arbeiten, wollten sie ihn zur Abgabe der Marien-Apotheke zwingen. In dieser Situation nutzten die Neumckes - zwei Jahre vor dem Bau der Berliner Mauer - das Angebot eines Onkels in Nürnberg, sich in der fränkischen Metropole eine neue Existenz aufzubauen. Bald darauf erfuhr der Vater, dass auf der ihm schon aus der Vorkriegszeit bekannten Insel Helgoland ein Apotheker gesucht wurde. Er bekam den Zuschlag und wurde 1962 Pächter der Lummen-Apotheke am Lung Wai auf dem Unterland, der "Hauptstraße" Helgolands.

Sohn Lutz, der in Berlin das Abitur machte und in Karlsruhe Pharmazie studierte, baute zum Jahresende 1972 eine frühere Kneipe auf dem Oberland mit einer Gesamtfläche von 115 Quadratmetern in eine Apotheke um und eröffnete am 19.April 1973 die Insel-Apotheke. Mit Rücksicht auf seine angegriffene Gesundheit gab der damals 73-jährige Vater die Lummen-Apotheke auf.

Zwei Apotheken wären für die nur knapp einen Quadratkilometer große Insel zu viel. In der dreimonatigen Sommersaison floriert die Insel-Apotheke auf dem Oberland bestens. Wäre das sechs bis sieben Monate im Jahr so, könnte der vom Festland am weitesten entfernte deutsche Apotheker sehr gute Umsätze machen. Das ist aber für Lutz Neumcke nicht die wichtigste Frage. Er und seine Frau sind zufrieden. An guten Tagen kommen bis zu 5000 Tagestouristen auf die Insel - manchmal seekrank, mit Durchfall- und Sonnenbrandproblemen. Täglich von 9 bis 12 und von 13.30 bis 18 Uhr, samstags bis 17 Uhr und sonntags von 12 bis 16 Uhr ist die Apotheke geöffnet. Während dieser Zeit steigt der Anteil der Selbstmedikation auf beinahe 40 Prozent. Dann lohnt sich auch das Nebensortiment. Besonders bei Kosmetika profitieren die Helgoland-Besucher dank Zollfreiheit von den Nettopreisen. Im Winter sieht das anders aus; da bleibt die Apotheke, in der dann nur noch zwei PTAs anstelle der vier im Sommer beschäftigt sind, Mittwochnachmittag und sonntags geschlossen. Die Lagerhaltung der Apotheke ist begrenzt; dennoch sind nicht vorrätige Medikamente am nächsten Morgen zu haben; dafür sorgen regelmäßige Flugverbindungen.

Nach Feierabend nutzen die Neumckes den Erholungswert der Nordseeinsel und fahren oft zur Düne, um im Meer zu baden. Während der Saison ist an Urlaub zwar nicht zu denken; dafür ist aber der Oktober traditionell der Ferienmonat, um zu reisen - am liebsten auf andere Inseln im In- und Ausland. Eine approbierte Apothekerin aus Berlin kommt dann nach Helgoland, um - in aller Ruhe - die Medikamente auszuliefern, die zwei Ärzte und ein Zahnarzt verschreiben sowie die Krankenhausversorgung mit Arzneimitteln sicherzustellen. Die beiden Töchter werden die Apothekertradition der Neumckes nicht fortsetzen: Die ältere (29) ist Ärztin, die 26-Jährige studiert auf einer Fachhochschule Informatik.

In einem Punkt unterscheidet sich die Helgoländer von den über 21.000 anderen deutschen Apotheken: Es fehlt der Hinweis auf die nächste Apotheke mit Dienstbereitschaft. Der Weg ins 70 km entfernte Cuxhaven wäre in der Tat zu weit. So ist Lutz Neumcke ständig einsatzbereit, hilft selbstverständlich gern und schnell in Notfällen, macht aber auch - wie seine Kolleginnen und Kollegen auf dem Festland - gelegentlich die Erfahrung, dass jemand am späten Abend Papiertaschentücher einkaufen oder ein vier Tage altes Rezept einlösen will. Top

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