Pharmazeutische Zeitung online

Zukunft gestalten

21.10.1996  00:00 Uhr

-Editorial

  Govi-Verlag

Zukunft gestalten

  Der diesjährige Deutsche Apothekertag fällt einmal mehr in eine Zeit, in der in Bonn intensiv über die künftige Ausgestaltung des Gesundheitswesens debattiert wird. Anders als bei vergangenen Reformen können wir Apotheker den nun laufenden politischen Verhandlungen mit einiger Gelassenheit entgegensehen. Durch konsequente und beharrliche Arbeit ist es uns gelungen, Politiker aus allen Fraktionen von der Unverzichtbarkeit der Apotheker und der Apotheke zu überzeugen.

Es ist Ausfluß dieser politischen Arbeit der ABDA, daß sich in keinem Entwurf zur Reform, sei er von den Koalitionsfraktionen oder der Opposition, die Vorstellungen wiederfinden, die die Krankenkassen mit der Penetranz einer tibetanischen Gebetsmühle immer wieder vorgetragen haben. Für die Apotheker in Deutschland muß feststehen: Auch nach der dritten Stufe der Reform wird es weder Versandhandel, noch Kettenapotheken oder ärztliches Dispensierrecht geben.

Dagegen sind wir mit der Umsetzung unseres ABDA-Konzeptes "Verbesserung der Arzneimittelversorgung - Mehr Verantwortung für die Apotheker" ein erhebliches Stück weitergekommen. Mehr als 100 Arzt-Apotheker-Gesprächskreise sind bereits gegründet, der Feldversuch mit der A-Card, die die Voraussetzungen für eine verbesserte Kommunikation zwischen Arzt, Patient und Apotheker schafft, läuft gut, und Pharmaceutical Care ist nicht mehr nur eine bloße Utopie. Wir haben die Politik und die Ärzteschaft davon überzeugen können, daß es viele Vorteile hat, wenn Apothekerinnen und Apotheker mehr Verantwortung übernehmen, wenn sie sich als unabhängige Berater ihrer Kunden und ihrer Ärzte noch stärker profilieren. Dafür müssen natürlich auch Modifikationen der Arzneimittelpreisverordnung in der Art geschehen, daß wir tatsächlich unabhängig beraten können.

Dabei stehen wir ohne Wenn und Aber zum Grundsatz der Arzneimittelpreisverordnung. Wir brauchen aber die festbetragsgruppenspezifischen Festzuschläge und die Drehung. Auch hier sind wir auf einem guten Weg, auf dem uns übrigens Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer wie in München zugesagt aktiv begleitet. Er hat wiederholt versichert, daß es keine Änderung gegen uns geben wird. Ich habe keinen Zweifel an der Zuverlässigkeit der Aussage dieses Politikers, hat er sich doch erst vor kurzem vor der Industrie offen zu unseren Vorschlägen bekannt.

Dieser Apothekertag ist die erste Hauptversammlung der deutschen Apothekerinnen und Apotheker, die in den neuen Bundesländern stattfindet. Als Kammerpräsident der wiedervereinten Stadt Berlin drängt sich mir ein Bild auf: Das Bild der Menschen, die es mit ihrer Geschlossenheit, ihrem gemeinsamen Wunsch nach Selbstbestimmung, geschafft haben, Veränderungen zu erreichen, die noch ein Jahr zuvor als völlig unmöglich angesehen wurden. Wir Apotheker werden für unsere Homogenität von vielen anderen freien Berufen beneidet. Viele Erfolge, die unsere doch relativ kleine Berufsgruppe seit Gründung der ABDA im Jahr 1950 verzeichnen konnte, sind allein darauf zurückzuführen, daß wir trotz teilweise unterschiedlicher Meinungen im Detail immer mit einer Stimme sprechen.

Geben wir auch auf diesem Apothekertag ein deutliches Zeichen der Geschlossenheit. Jetzt ist kein Platz für Eitelkeiten und Partikularinteressen. Es geht um die Umsetzung unseres Konzeptes, es geht darum, mehr Verantwortung zu übernehmen, Die Voraussetzungen zur Übernahme dieser Mehrverantwortung haben wir geschaffen. Jetzt fordern wir sie ein!

Klaus Stürzbecher
Präsident der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände

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