Pharmazeutische Zeitung online

Zeit zum Umdenken

16.08.1999  00:00 Uhr

- Editorial Govi-Verlag

Zeit zum Umdenken

von Dr. Susanne Hof,
Leiterin des ABDA-Büros in Brüssel

Electronic commerce, der elektronische Geschäftsverkehr, ist nicht nur in aller Munde, sondern bereits in vielen Köpfen. Europas Politiker setzen mit Unterstützung der modernen Informations- und Kommunikationstechnologien auf neue Chancen für Wettbewerb, Wachstum und Beschäftigung. Die Zeichen stehen also auf Veränderung. Konkret stellt sich die Frage, welche Bedeutung die Förderung des elektronischen Handels für die Apotheken haben wird. Ist E-Commerce eine Chance oder eine Bedrohung?

Um diese Frage zu beantworten, ist zwischen den verbesserten Informationsmöglichkeiten und dem elektronischen Handel als solchem zu unterscheiden. Bei ersterem überwiegen zweifellos die Chancen für Industrie und Apotheken. Auf kostengünstigem Weg kann Verbrauchern und Patienten eine Menge Information aktuell angeboten werden. Dies wird die Kommunikationsleistungen auch in den Apotheken herausfordern und zur weiteren Qualitätsverbesserung beitragen. Für den elektronischen Handel mit Arzneimitteln ist dagegen entscheidend, dass Arzneimittelangebote im Internet ohne Versandhandel nichts bringen. Und hier beginnen die eigentlichen Probleme, die alle Apotheker kennen: Verwechslungen, Transportschäden, Arzneimittelfälschungen, um nur einige zu nennen.

Die Politik in Deutschland hat deshalb unmissverständlich Position bezogen und den Versandhandel mit allen apothekenpflichtigen Arzneimitteln untersagt. Doch im "globalen Dorf" des Internet tragen einzelstaatliche Regelungen nicht weit. Entscheidend wird sein, ob sich auch auf internationaler Ebene das gleiche Problembewusstsein wie in Deutschland durchsetzen wird. Zumindest bei der WHO ist das erfreulicher weise bereits der Fall.

Europas Politiker beraten derzeit über einen Gesetzesvorschlag zum elektronischen Geschäftsverkehr, mit dem Rechtssicherheit geschaffen und grenzüberschreitende Aktivitäten unterstützt werden sollen. Dieser Gesetzesinitiative liegt die Vorstellung eines Verbrauchers zugrunde, der per Internet seine nationalen Grenzen verlässt und mit einem ausländischen Anbieter nach dem dortigen Recht ein Geschäft tätigt. Allen voran haben sich die Verbraucherverbände dagegen zur Wehr gesetzt: Nicht das Recht des Landes, in dem der Anbieter niedergelassen ist, soll zur Anwendung kommen, sondern – verbraucherfreundlicher – das Recht des Landes, in dem der Verbraucher ansässig ist.

Wie der Streit um dieses Herkunfts- oder Bestimmungslandprinzip auch ausgehen wird - für die ABDA war von Anfang an klar, dass Angebote für den Verkauf von Arzneimitteln nicht in das Internet gehören. Wir setzen uns dafür ein, dass Sicherheitsvorkehrungen, wie das in Europa überwiegend bestehende Versandhandelsverbot für Arzneimitteln und die Bindung des Arzneimittelvertriebs an wohnortnahe Apotheken, nicht durch die geplante EU-Richtlinie zum elektronischen Geschäftsverkehr ausgehebelt oder verwässert werden. Wir fordern daher eine Ausnahmeregelung für Arzneimittel, die in dem Richtlinienvorschlag bisher nicht vorgesehen ist.

Der von Kommission und Parlament gebrauchte Verweis darauf, dass Werbung für verschreibungspflichtige Arzneimittel im Internet verboten bleibt und damit die von der ABDA geforderte Ausnahmeregelung überflüssig sei, ist – vor allem mit Blick auf den erheblichen Marktanteil rezeptfreier Medikamente - unzureichend und unbefriedigend. Hand aufs Herz! Was wollen die Eurokraten tatsächlich? Die ABDA fordert ein klares Bekenntnis der Politik, dass auch in Zukunft der Gesundheitsschutz Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen behält.

Dass Europa handeln kann, hat es bereits bewiesen. Mit der Änderung der Fernsehrichtlinie im Jahr 1997 trat ein ausdrückliches Verbot des Teleshopping mit Arzneimitteln in Kraft - aller Arzneimittel wohlgemerkt, auch der rezeptfreien. Denn Arzneimittelsicherheit ist unteilbar und macht nicht an einer - in anderer Hinsicht durchaus sinnvollen – Grenzziehung wie der Verschreibungspflicht Halt.

Entscheidend für Akzeptanz und Etablierung der neuen Medien wird das Vertrauen der Verbraucher sein. Unnötige Risiken können schnell zu unnötigen Stolpersteinen werden.

Zeit zum Umdenken? Ganz sicher, ja! Zeit zum Bagatellisieren? Nein! Top

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