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Der Morphinmythos

17.04.2000  00:00 Uhr

- Editorial Govi-Verlag

Der Morphinmythos

von Ulrich Brunner,
PZ-Redakteur

Ab sofort sollen Baden-Württembergs Schmerzpatienten nicht mehr unnötig leiden. Das hat sich zumindest Sozialminister Friedhelm Repnik fest vorgenommen. Vor knapp zwei Wochen stellte er in der Landeshauptstadt ein Konzept vor, wonach die Behandlung künftig durch ein interdisziplinäres Versorgungsnetz verbessert werden soll. Schmerzen dürften nicht zum Dauerzustand werden, so Repnik.

Entsprechend dem Maßnahmenkatalog sollen Schmerztherapeuten künftig besser und spezifischer ausgebildet und der Einfluss von Selbsthilfegruppen gestärkt werden. Um zu verhindern, dass Schmerzgeplagte, egal ob sie unter Rücken-, Tumor- oder Kopfschmerzen leiden, von Praxis zu Praxis irren, setzt Repnik auf Kompetenzzentren. In diesen sollen sich künftig die verschiedenen Fachleute austauschen, gemeinsam diagnostizieren und eine angemessene Therapie planen.

Das Schmerztherapeutische Kolloquium, eine Fachgesellschaft, die sich für ein besseres Verständnis und für bessere Diagnostik und Therapie des chronischen Schmerzes einsetzt, beziffert alleine die Zahl der Tumorpatienten, die dauerhaft unter schweren Schmerzen leiden, auf 80 bis 90 Prozent.

Der Morphinmythos ist in Deutschland nach wie vor ungebrochen. Aber das liegt nicht nur an der teils fahrlässigen Zurückhaltung der Mediziner und unhandlichen Paragraphen der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung. Oft sind es die Patienten selbst, die Opioide ablehnen.

Das hat die unterschiedlichsten Ursachen: Einerseits fürchten sich viele Schmerzpatienten vor einer Abhängigkeit. Andererseits glauben aber auch manche Tumorkranke, sie könnten den Verlauf ihres Leidens selbst nicht mehr ausreichend kontrollieren, wenn solch starke Analgetika "ihre Sinne benebeln".

Eigentlich sollte es jedem Experten, egal ob Schmerztherapeut oder Apotheker, leicht fallen, im Gespräch mit dem Patienten dieser unnötigen Befürchtungen vorzubeugen. Benebelt doch eher unerträglicher Dauerschmerz die Sinne. Immerhin treiben nicht adäquat behandelte Schmerzen jährlich 4000 Menschen in den Freitod.

Nicht nur der baden-württembergische Sozialminister, sondern auch Fachgesellschaften und Selbsthilfeorganisationen setzen auf Kooperation. Apothekerinnen und Apotheker, die Tag für Tag mehrere Millionen Patientenkontakte haben, sind auch in der Schmerztherapie eine entscheidende Schnittstelle. Oft erfährt der Apotheker im Gespräch nicht zuletzt dank des guten Verhältnisses zu seinen Patienten von deren unnötigen Leiden. Er muss aber als Arzneimittelfachmann sowohl bei Schmerzkranken als auch den behandelnden Ärzten den Opioidmythos bekämpfen.

Seit Jahrzehnten wird Schmerz in der Bundesrepublik nicht ernst genommen. Jetzt endlich kündigt sich ein Sinneswandel an. Dem sollte auch die Apothekerschaft als wichtiger Multiplikator den Weg ebnen. Top

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