Sprich darüber |
07.03.2005 00:00 Uhr |
Manch selbstständigen Pharmazeuten schlägt das permanente Nörgeln einiger auserwählter Kritiker ohnehin aufs Gemüt. In schlimmeren Fällen leidet sogar das Selbstbewusstsein. Da hörte man beim Deutschen Apothekerball in Berlin am Samstag immer wieder hinter vorgehaltener Hand allerlei Rechtfertigungen dafür, dass man überhaupt zum Ball gekommen sei oder dass es den Ball überhaupt gebe. Als ob es solcher Rechtfertigungen bedürfte.
Wenn 2500 Journalisten und Politiker beim Bundespresseball feiern, fragt niemand nach Wirtschaftsflaute. Die Karten werden gekauft, um gemeinsam zu feiern, Spaß zu haben und Abstand zu gewinnen vom Einerlei des Alltags. Das ist Journalisten ebenso zugestanden wie Apothekerinnen und Apothekern. Niemand sollte sich rechtfertigen müssen, wie er seinen Samstagabend verbringt: Ob auf der Couch mit Günther Jauch, in der Oper, in der Kneipe um die Ecke oder auf einem Ball. So viel Missgunst soll nur ablenken von den wirklichen Problemstellungen.
Für gute Apotheken gilt, was auch für gute Politiker, gute Kassenmanager, gute Klinikmanager und gute Pharmamanager gilt: Wenn die Leistung stimmt, dann soll das Einkommen entsprechend sein. Und bei Selbstständigen zählt zudem: Sie schaffen Arbeitsplätze, sie zahlen Steuern, sie investieren, sie bilden aus. Wenn die Qualität nicht stimmt oder die Beratung, dann ist es das gute Recht der Öffentlichkeit, nachzuhaken und Besserung einzufordern. Besonders dann, wenn es um die GKV-Ausgaben geht.
Und hier lassen sich die Vorteile der Hausapothekenverträge und anderer guter Initiativen und Ideen erkennen. Tu Gutes und sprich darüber: Solche Initiativen können nur gut sein für die öffentliche Wahrnehmung der Apotheke. Und die gilt es, in den nächsten Jahren zu schärfen und den Anfängen zu wehren. Denn erneut hat ein großer deutscher Pharmahersteller die »Incentivierung« der Ärzte in die Diskussion gebracht und dabei auch nicht vergessen zu erwähnen, dass 6,10 Euro die billigeren Präparate unnötig verteuerten. Aber Apotheken dürfen sich nicht in die Ecke stellen und ausschließlich unter finanziellen Aspekten betrachten lassen. Nicht zu vergessen sind die langfristigen politischen und ökonomischen Entwicklungen. Ob EU-Gesetzgebung, die an Fahrt gewinnende Konzentration auf dem Pharmamarkt oder die Entwicklung in den Vertriebswegen: Die Apotheke wird weiterhin Veränderungen unterworfen sein, der Wettbewerb wird zwangsläufig und erheblich zunehmen. Solche Herausforderungen meistert man besser mit einem kräftigen Selbstbewusstsein. Auf dem Weg dahin hilft erstens: »Tu Gutes!« Und zweitens: »Sprich darüber!«
Thomas Bellartz
Leiter der Hauptstadtredaktion
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