Grüner Star: Kammer warnt Asthma-Patienten vor Betablockern |
Leiden Asthma- oder COPD-Patienten zusätzlich unter einem Glaukom, ist besondere Vorsicht bei der Therapie der Augenerkrankung angezeigt. Diese wird häufig mit Betablockern als Augentropfen behandelt. «Nur rund 20 Prozent der lokal angewendeten Betablocker-Tropfen wird durch die Bindehaut und die äußere Augenhaut aufgenommen», warnt die Apothekerkammer Niedersachsen. Der Hauptteil des applizierten Wirkstoffs gelange durch den Nasen-Rachenraum und über die Schleimhaut direkt in den Blutkreislauf – vergleichbar mit einer langsamen intravenösen Gabe.
Das kann systemische Neben- und Wechselwirkungen verursachen, was insbesondere für Patienten mit obstruktiven Lungenerkrankungen und bestimmten Herz-Kreislauf-Erkrankungen gefährlich sein kann. Betablocker wirken gegensätzlich zu den Beta-Sympathomimetika, die viele Asthmatiker und COPD-Patienten zur Symptomkontrolle inhalieren müssen. In den Bronchien sorgen Betablocker für eine Verengung. In der Folge können Bronchospasmen auftreten; das Asthma kann sich verschlechtern. Ist das der Fall, sollten die betroffenen Patienten ihren Arzt darauf ansprechen, schreibt die Kammer. Am besten sollten sie sich jedoch bereits vor Beginn der Therapie des Glaukoms beraten lassen.
«Soll ein erhöhter Augeninnendruck behandelt werden, so muss der Augenarzt unbedingt von einem bestehenden Asthma und der dazu gehörigen medikamentösen Therapie informiert werden», so die Kammer. «Er wird dann nach sorgfältiger Risiko-Nutzen-Abwägung entscheiden, welche Augentropfen eingesetzt werden können.» Es stehen Alternativen zu Betablockern zur Verfügung.
Normalerweise gehören Betablocker wie Timolol zur ersten Wahl in der Glaukomtherapie. Sie senken die Kammerwasserproduktion; wahrscheinlich durch eine Blockade von Betarezeptoren im Ziliarkörper. Bei reaktiven Atemwegserkrankungen, inklusive bestehendem oder anamnestisch bekanntem Bronchialasthma und schweren chronisch-obstruktiven Atemwegserkrankungen, sind sie laut Fachinformation kontraindiziert. Verordnet der Augenarzt trotzdem einen Betablocker, sollte die Therapie mit einer niedrigen Dosis der Augentropfen beginnen und nur langsam gesteigert werden.
Zudem hilft ein einfacher Trick, die Aufnahme des Wirkstoffs über die Schleimhäute zu verringern: Die Apothekerkammer Niedersachsen rät dazu, durch leichten Druck auf den nasalen Augenwinkel über einen Zeitraum von ein bis drei Minuten die Tränenkanälchen zu verschließen. Damit werde das Abfließen in den Nasenrachenraum und damit die Resorption des Wirkstoffs über die Schleimhaut vermindert. Die Maßnahme empfiehlt sich zur Reduktion von Neben- und Wechselwirkungen natürlich auch für andere Glaukompatienten. (dh)
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02.08.2018 l PZ
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